PHARM-CHF

Interventionsstudie bei Herzinsuffizienz zeigt: Apotheke „wirkt“

Berlin - 29.05.2019, 07:00 Uhr

Aus den Ergebnissen der PHARM-CHF-Studie geht klar hervor: Pharmazeutische Betreuung verbessert Einnahmetreue und Lebensqualität bei Herzinsuffizienz.  (b/Foto: imago images / Westend 61)

Aus den Ergebnissen der PHARM-CHF-Studie geht klar hervor: Pharmazeutische Betreuung verbessert Einnahmetreue und Lebensqualität bei Herzinsuffizienz.  (b/Foto: imago images / Westend 61)


Einnahmetreue als primärer Wirksamkeitsendpunkt

Die Patienten der Interventionsgruppe suchten ihre Studienapotheke entweder wöchentlich oder 14-tägig auf. Dort erhielten sie ihre Medikation, die die Apotheke individuell für den Patienten in Dosierhilfen zusammengestellt hatte, sowie intensive Beratung. Außerdem wurden in der Apotheke Puls und Blutdruck gemessen. Bei einer Symptomverschlechterung oder arzneimittelbezogenen Probleme rieten die Pharmazeuten zum Arztbesuch. Studienapotheke und -arztpraxis konnten über ein elektronisches Modul jederzeit den Medikationsplan des Patienten einsehen, die Apotheke hatte Schreibrechte, um den Medikationsplan anzupassen. Die erste Version des Medikationsplans wurde vom Studienarzt freigegeben.

Der primäre Wirksamkeitsendpunkt war die Einnahmetreue in den folgenden drei Arzneistoffklassen:

  • ACE-Hemmer/Sartane
  • Betablocker
  • Mineralocorticoid-Rezeptor-Antagonisten

Zur Auswertung wurde der PDC-Quotient herangezogen. Dieser definiert sich durch das Verhältnis der Tage, an denen die Medikation eingenommen wurde, zu der Gesamtzahl der Tage des Beobachtungszeitraumes.  Als „adhärent“ gelten Patienten mit einem PDC von 80 Prozent. Diesen wiesen vor Studienbeginn nur 43 Prozent der Patienten auf. Die mittlere Einnahmetreue lag bei 68 Prozent.

Signifikante Verbesserungen in der Interventionsgruppe

Nach dem ersten Studienjahr zeigten sich signifikante Unterschiede bei der Einnahmetreue. So stieg der Anteil der Patienten mit einem PDC von 80 nach einem Jahr von 44 auf 86 – in der Kontrollgruppe lediglich von 42 auf 68.  An dieser Stelle ist anzumerken, dass sich allein das Bewusstsein, an einer Studie teilzunehmen, positiv auf die Adhärenz des Patienten auswirken kann, was die Entwicklung der Kontrollgruppe erklären könnte. Der Unterschied zwischen den beiden Gruppen ist signifikant (p=0,005). Besonders ausgeprägt war der Effekt bei den Betablockern. Die Number Needed to Treat (NNT), also die gedachte Zahl an Behandlungen, die nötig ist, um gegenüber einer Alternativmethode einen einzelnen positiven Ausgang zu erreichen, ist mit 5,6 erfreulich niedrig.

Einen weiteren Endpunkt stellte die Auswirkung der pharmazeutischen Intervention auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität dar. Diese wurde anhand des „Minnesota Living with Heart Failure Questionnaire“ beobachtet. Mit dem validierten Fragebogen wird ermittelt, wie stark die Herzinsuffizienz die gewünschte Lebensweise des Patienten in den vergangenen vier Wochen beeinträchtigt hat. Nach dem ersten Studienjahr zeigte sich ein nicht-signifikant positiver Trend zugunsten der Interventionsgruppe ab. Im zweiten Jahr erreichte der Unterschied das Signifikanzniveau, weil es der Interventionsgruppe besser und der Kontrollgruppe schlechter ging.

Den primären Sicherheitsendpunkt bildete die Zahl der verlorenen Medikationstage, etwa durch Krankenhauseinweisungen. Hier gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen. In der Kontrollgruppe gab es numerisch mehr Todesfälle (21 versus 18 Prozent, p = 0.55).



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Pharm CHF

von Lutz Engelen am 29.05.2019 um 8:28 Uhr

Mein Dank gilt den Kammern Bayern und Westfalen-Lippe , die mit uns gemeinsam diese Studie finanziell und inhaltlich gefördert haben und natürlich gilt unser aller Dank Herrn Prof. Martin Schulz und seinem Team für ihren engagierten Einsatz in dieser Studie. Das Ergebnis kommt zur richtigen Zeit und beweist mal wieder, dass Apotheke unverzichtbarer Teil unseres Gesundheitssystems ist.

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