Bionnale 2019

ATMP – die Herausforderungen: Entwicklung, Herstellung und Kostenerstattung!

Berlin - 17.05.2019, 09:00 Uhr

Nicht nur schwierig in der Entwicklung, auch die Erstattung seitens der Krankenkassen stellt eine Herausforderung für ATMP dar.Teilweise wurden ATMP aus wirtschaftlichen Gründen bereits wieder vom Markt genommen. (r / Foto: nobeastsofierce / stock.adobe.com)

Nicht nur schwierig in der Entwicklung, auch die Erstattung seitens der Krankenkassen stellt eine Herausforderung für ATMP dar.Teilweise wurden ATMP aus wirtschaftlichen Gründen bereits wieder vom Markt genommen. (r / Foto: nobeastsofierce / stock.adobe.com)


Therapiekosten werden auf einmal ausgelöst

Entwicklung und Herstellung sind mitnichten die einzigen Herausforderungen, denen sich ATMPs – sprich Gentherapien, somatische Zelltherapien und biotechnologisch bearbeitete Gewebeprodukte – stellen müssen.

Die Hürde neben der Wissenschaft ist die Kostenerstattung. Vor allem diese sorgt medial immer wieder für Aufsehen – manchmal fast sogar  mehr als der wissenschaftliche Fortschritt. „Historisch“ bekannt bei den Kosten von ATMPs ist sicherlich die One-Million-Dollar-Therapie mit Glyebera. Mit n = 1 behandelten Patienten nahm Hersteller Uniqure das Alipogene-tiparvovec-haltige Arzneimittel 2017 wieder vom Markt. „Kommerzielle Gründe lassen Glybera heute nicht mehr verfügbar sein“, erklärt Prinz. Mit einer Million bei Glybera war allerdings das Ende der Fahnenstange hinsichtlich des Arzneimittelpreises längst nicht erreicht. Jüngst brachte Novartis vier bis fünf Millionen Dollar Therapiekosten für das bei Spinaler Muskelatrophie (SMA) zur Zulassung eingereichte Zolgensma ins Spiel – Novartis erwartet die US-amerikanische Zulassung noch im Mai 2019 und in der EU und Japan im Laufe des Jahres.

Das Besondere an der Erstattungssituation von Gentherapien wie den CAR-T-Präparaten Kymriah (Tisagenlecleucel) und Yescarta (Axicabtagen Ciloleucel) oder Strimvelis zur Behandlung von ADA-SCID, einer auf einem seltenen Gendefekt beruhenden Immundefizienzerkrankung: Die Therapiekosten „plätschern“ nicht über Jahre dahin und belasten das Budget der Krankenkassen sukzessive. Sie werden geballt auf einmal fällig.

Das bedeutet jedoch nicht unbedingt, dass ATMPs im Großen und Ganzen die Kassen sodann teurer zu stehen kommen. Prinz erklärt anhand von Strimvelis, dass eine konservative Therapie von ADA-SCID mit einer ADA-Enzymersatztherapie jährlich zwischen 100.000 bis 300.000 Euro kostet. Die „mögliche“ Heilung mit Strimvelis liegt bei etwa 600.000 Euro. Strimvelis wurde 2016 von der EU für die sehr seltenen Erkrankung namens ADA-SCID oder schwere kombinierte Immunschwäche aufgrund Adenosindeaminase-Mangels zugelassen, der ADA-Mangel führt infolge eines Mangels an Lymphozyten zu schweren Immundefekten, unbehandelt sterben die Kinder meist innerhalb eines Jahres. Vor Strimvelis galt die Knochenmarktransplantation als Standardtherapie, einzige Alternative war bislang eine ADA-Enzymersatztherapie mittels Injektion.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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