CDU-Politiker Riebsamen beim ADKA-Kongress

Lieferengpässe: „Run" auf knappe Arzneimittel durch Meldepflichten?

Berlin - 13.05.2019, 11:30 Uhr

Der CDU-Abgeordnete Lothar Riebsamen will die Apotheker bei Lieferengpässen unterstützen, er sieht jedoch auch Gefahren durch Meldepflichten bei Arzneimittelengpässen. (b / Foto: cel)

Der CDU-Abgeordnete Lothar Riebsamen will die Apotheker bei Lieferengpässen unterstützen, er sieht jedoch auch Gefahren durch Meldepflichten bei Arzneimittelengpässen. (b / Foto: cel)


Beim 44. Wissenschaftlichen Kongress der ADKA lobte ADKA-Präsident Prof. Frank Dörje zwar das politisch-gesetzgeberische Engagement von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Das leidige Thema der Lieferengpässe findet er in den bisherigen Gesetzgebungsplänen jedoch unberücksichtigt. Überraschend erhielt Dörje gesundheitspolitische Unterstützung vom CDU-Abgeordneten Lothar Riebsamen. Der Politiker mahnte aber auch vor Gefahren bei einer Meldepflicht. 

So zäh sich die Koalitionsbildung nach den letzten Bundestagswahlen auch gestaltet haben mag, Jens Spahn und das Bundesgesundheitsministerium scheinen diesen Verzug in puncto Gesetzgebung unbedingt wieder wettmachen zu wollen, findet ADKA-Präsident Dörje. Dieses „hochproduktive“ Engagement – beispielhaft in dieser „langen, beachtlichen Reihe“: das GSAV, das Apotheken-Stärkungsgesetz oder der Gesetzentwurf zur Masernimpfpflicht – lobte Professor Frank Dörje in seinen eröffnenden Worten am vergangenen Donnerstag zum 44. Wissenschaftlichen Kongress der ADKA (Bundesverband der Deutschen Krankenhausapotheker).

„Viele Dinge sind nun gesetzlich gut berücksichtigt“, findet der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Krankenhausapotheker. Doch: „Klare und weitergehende Maßnahmen zur Vermeidung von Lieferengpässen fehlen“, kritisiert Dörje, der die Krankenhausapotheke des Universitätsklinikums Erlangen leitet.

Lieferengpässe endlich gesetzgeberisch angehen

Als konstruktiver Partner des Runden Tisches beim BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) befinde sich die ADKA in einer sehr gut abgestimmten Diskussion. „Leider blieben unsere politischen Forderungen, wie die Einführung einer Meldepflicht bei Lieferunfähigkeit, eine erhöhte Lagerhaltungsverpflichtung bei pharmazeutischen Unternehmern und eine Lieferungspflicht an Krankenhausapotheken, bislang gesetzlich unberücksichtigt“, erinnerte Dörje. „Es ist an der Zeit, gesetzgeberisch zu handeln“. Und weiter: „Wir sind sehr gewillt, alles zu tun, damit das Dauerproblem ,Drug Shortage‘, was ein europäisches ist, besser wird!“

Lieferengpässe: „Sie erwarten mehr, das kann ich verstehen“

Dass bei Lieferengpässen ein Optimum an gesetzgeberischem Handeln noch nicht erreicht ist, erkennt auch Lothar Riebsamen. Der CDU-Bundestagsabgeordnete betonte zwar in seinen Grußworten an die Krankenhausapotheker, man habe sich mit Lieferengpässen bereits in der letzten Legislaturperiode beim Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetz (AMVSG) auseinandergesetzt. Er gesteht den Apothekern aber zu: „Sie erwarten mehr, das kann ich verstehen“, so Riebsamen. Er sieht jedoch wohl auch Gefahren, gerade bei einer verpflichtenden Meldung von Lieferengpässen bei Arzneimitteln. Man müsse mit diesem Thema sensibel umgehen, ob gesetzgeberisch oder in der Selbstverwaltung.

„Es darf nicht passieren, dass – gerade durch Meldepflichten – erst ein Run auf die knappen Arzneimittel stattfindet“, warnte Riebsamen. Es gelte, eine Balance zu finden, es bedürfe Institutionen, die dies koordinierten. Der CDU-Bundestagsabgeordnete signalisiert jedoch Aktionismus, Gesprächsrunden im BMG befassten sich „ernsthaft mit diesen Fragen“. Er sieht das Problem, wie auch Dörje, europäisch: „Es muss darum gehen, dass Deutschland nicht allein handelt. Ich bin zutiefst überzeugt, dass eine Abstimmung im europäischen Kontext nötig ist, um dem Problem Lieferengpässe zu begegnen“.

Kiefer: Engpässse gemeinsam meistern

BAK-Präsident Dr. Andreas Kiefer sieht in den Lieferengpässen vor allem die Zusammenarbeit von Apotheken im klinischen und ambulanten Setting gefragt. „Wenn wir die Hände gemeinsam hochhalten, ambulant und stationär, wird am Ende des Tages auch auf politischer Ebene stärker nach einer Problemlösung gesucht“, ist Kiefer überzeugt.

ADKA pocht seit langem auf Regelungen zu Arzneimittelengpässen

Das Thema der Lieferengpässe brennt der ADKA schon seit langem unter den Nägeln, bereits Rudolf Bernard, ADKA-Präsident vor Frank Dörje, engagierte sich während seiner Präsidentschaft unermüdlich bei dem leidigen Problem der Lieferengpässe, welche die bundesweiten Krankenhausapotheken pausenlos auf Trab halten. Bereits 2016 wies Bernard im Interview mit DAZ.online auf die teils kritische Versorgungslage bei Arzneimitteln hin und legte Optimierungsvorschläge seitens der Krankenhauspaotheker vor. Erfolge kann die ADKA hier durchaus verzeichnen: Die Krankenhausapotheker haben ein maßgebliches Ziele erreicht: Eine unverzügliche Informationspflicht seitens der Hersteller ist mit dem AMVSG (Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetz) in Kraft getreten – auch wenn bedauerlicherweise wohl bislang nicht alle Pharmaunternehmen dieser neuen Pflicht nachkommen. 



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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