An Bundestagsabgeordnete

Becker, Hermann, Ludwig, Metke: Brandbrief zur Importförderklausel

Berlin - 10.05.2019, 15:45 Uhr

Keine Förderung mehr? Eine prominente Allianz aus DAV, AOK Baden-Württemberg, AkdÄ und KV Baden-Württemberg spricht sich bei der Politik für die Abschaffung der Importförderklausel ab. (b/Foto: Kohlpharma)

Keine Förderung mehr? Eine prominente Allianz aus DAV, AOK Baden-Württemberg, AkdÄ und KV Baden-Württemberg spricht sich bei der Politik für die Abschaffung der Importförderklausel ab. (b/Foto: Kohlpharma)


Sicherheit, Bürokratie, Kosten

Als Gründe für diese Forderung führen sie an:

  • Die „langen, intransparenten und grenzüberschreitenden“ Lieferketten von Importarzneimitteln. Sie erleichterten das „kriminelle Geschäft von Hehlerbanden und Arzneimittelfälschern“.
  • Gerade bei Krebsarzneimitteln könnten „nicht gekühlter Transport, unsachgemäße Lagerung und mehrfache Umverpackung die Versorgung zum Glücksspiel machen“. Und weiter: „Durch die quotensubventionierte Förderung von Importen steigt das Risiko, dass solche Medikamente nach Deutschland eingeschleust werden und Patientinnen und Patienten zu Schaden kommen.“
  • Die vier Funktionäre weisen auch darauf hin, dass auch das Fälschungssystem Securpharm – an dem DAV-Chef Becker maßgeblich mitgearbeitet hat – das Problem der illegalen Parallelimporte nicht gelöst werden könne. „So sind neben Deutschland zunächst nur fünf weitere Staaten an das System angeschlossen. Bedeutenden ‚Exportländern‘ wie Griechenland und Italien bleiben sechs Jahre Zeit für die Umsetzung der EU-Vorgaben.“
  • Auch aus wirtschaftlichen Gründen ist die Förderklausel nicht haltbar, finden die vier Experten. Denn: „Als planwirtschaftliche Subventionsgarantie für wenige Pharma-Reimporteure sorgt sie allerdings für hohen unnötigen bürokratischen Aufwand in den Offizin-Apotheken.“ Nach Berechnungen des DAPI hätten die Einsparungen im Jahr 2017 durch Reimporte für die GKV bei 120 Millionen Euro gelegen. Und weiter: „Nach Abrechnungsdaten der Apotheken in Baden-Württemberg bedienen lediglich 60 Prozent der Einsparungen bei Reimporten tatsächlich die Importquote. Für die GKV insgesamt errechnen sich daraus reale Einsparungen bundesweit von allenfalls 70 bis 75 Millionen Euro, mithin einem Anteil an den Rabatteinsparungen im Jahr 2017 von lediglich rund 1,8 Prozent.“

Zum Punkt der Einsparungen hatte allerdings auch der Verband der Arzneimittel-Importeure (VAD) kürzlich nochmals auf andere Zahlen hingewiesen. Laut VAD führten alleine Preiszugeständnisse der Originalhersteller als Reaktion auf tatsächliche oder potenzielle Konkurrenz durch Parallelimporte bei patentgeschützten Arzneimittel in Deutschland zu sogenannten indirekten Einsparungen in Höhe von 2,6 Milliarden Euro pro Jahr zugunsten der GKV. Hinzu kämen für 2017 direkte Einsparungen von 264 Millionen Euro – insgesamt also 2,86 Milliarden Euro.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

Importförderklausel, Lunapharm

von Günter Kowalski am 10.05.2019 um 18:09 Uhr

Erstaunlich, wie immer weiter gelogen wird. Lunapharm hat nicht ein einziges illegales Medikament verkauft oder in den Kreislauf gebracht. Die griechische Aufsichtsbehörde hat schon am 27.7.2018 gemeldet, das keine Diebstähle bei Grosshändlern und Krankenhäusern gemeldet worden sind und auch nicht mehr deshalb ermittelt werde. Diese Meldung kann man auf der Website des Landes Brandenburg mit einem völlig irreführenden Kommentar finden. und jetzt wird die Lüge von der Pharmaindustrie missbraucht, um die letzte Hemmung gegen Wucherpreise zu beseitigen. Der Reimport unterscheidet sich nicht vom sonstigen Grosshandel.

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AW: Importförderklausel, Lunapharm

von Stefan Haydn am 10.05.2019 um 18:51 Uhr

Er sorgt nur für Lieferengpäße und Verknappung/Kontingentierung im Ursprungsland. Alles inzwischen auch in Deutschland zu beobachten.
Ein wirklich geniales und unbedingt notwendiges Geschäftsmodell.
Vom Einfallstor für Fälschungen mag ich noch gar nicht anfangen!
Aber der Herr Kowalski ist ja Lunapharm-Lobbyist.

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