Haushaltsentwurf

2020: Die ABDA will 313.000 Euro mehr von ihren Mitgliedern

Berlin - 07.05.2019, 17:45 Uhr

Die ABDA (hier Friedemann Schmidt, Fritz Becker und ABDA-Jurist Lutz Tisch auf dem DAT 2018, v.r.) plant auch für 2020 mit einer moderaten Beitragserhöhung um 1,8 Prozent. (m / Foto: Schelbert)

Die ABDA (hier Friedemann Schmidt, Fritz Becker und ABDA-Jurist Lutz Tisch auf dem DAT 2018, v.r.) plant auch für 2020 mit einer moderaten Beitragserhöhung um 1,8 Prozent. (m / Foto: Schelbert)


Im vergangenen Jahr hatte die ABDA versprochen, die Mitgliedsbeiträge für das Geschäftsjahr 2020 nicht oder nur minimal zu erhöhen. Schließlich hatten sich insbesondere einige Apothekerkammern zuvor über das „Kosten-Ertrag-Verhältnis“ ihrer Berliner Standesvertretung beschwert. Aus einem Haushaltsentwurf für 2020, der DAZ.online vorliegt, geht hervor, dass die ABDA nun aber erneut eine Beitragserhöhung plant – um rund 1,8 Prozent. Die Standesvertretung erklärt das mit dem Inflationsausgleich.

Die ABDA plant für das Jahr 2020 erneut mit einem größeren Haushalt. Aus einem ersten Haushaltsentwurf, der DAZ.online vorliegt, geht hervor, dass die Standesvertretung der Apotheker im kommenden Jahr knapp 19,91 Millionen Euro einplanen will. Gesichert ist diese Summe noch nicht: Das Papier muss noch durch mehrere Gremien, darunter der Gesamtvorstand, dem alle Chefs der Landesapothekerkammern und –verbände angehören sowie die ABDA-Mitgliederversammlung, die den Haushaltsentwurf offiziell beschließen muss.

Sollten die ABDA-Gremien diese Summe durchwinken, würde das einer Erhöhung um etwa 810.000 Euro im Vergleich zum Haushalt 2019 bedeuten. Die Haushaltserhöhung will die ABDA im Wesentlichen über Einnahmen aus der Vermögensverwaltung und höhere Mitgliedsbeiträge finanzieren. Über die Einnahmen aus der Vermögensverwaltung sollen 2020 laut Entwurf knappe 500.000 Euro zusätzlich in die Kassen gespült werden. Die Beiträge der Kammern und Verbände sollen um knapp 313.000 Euro erhöht werden, das entspricht einem Plus von knapp 1,8 Prozent. Konkret sollen die Kammern und Verbände im kommenden Jahr rund 17,7 Millionen Euro an die ABDA überweisen, in diesem Jahr sind es rund 17,38 Millionen Euro.

Die Erhöhung der Mitgliedsbeiträge um 1,8 Prozent erklärt die ABDA mit dem Inflationsausgleich. Wörtlich heißt es in der Kommentierung: „Die Beitragserhöhung gegenüber dem Haushaltsansatz 2019 folgt dem durch die befassten Gremien favorisierten Szenario in Höhe eines Inflationsausgleiches.“

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Obwohl die Erhöhung gegenüber der Anpassung im Vorjahr moderater ausfällt, überrascht sie. Denn im vergangenen Jahr hatte es im Vorfeld des Beschlusses der Mitgliederversammlung heftige Proteste gegen die Beitragserhöhungen gegeben. Insbesondere die Kammern störte das ungebremste Wachstum bei den Mitgliedsbeiträgen (plus 23 Prozent in sechs Jahren) sowie das „Beiträge-Leistungs-Verhältnis“ der ABDA.

Das E-Rezept steigert die Personalausgaben

Der Ton war teilweise schroff: Hamburgs Kammerpräsident Kai-Peter Siemsen verglich die ABDA mit „Würgeschlangen“, Brandenburgs Kammerpräsident Dobbert warf der ABDA vor, „gemeinschaftlich abgetaucht“ zu sein und die Kammer Schleswig-Holstein verabschiedete eine Resolution, in der der ABDA ein Ultimatum gesetzt wurde. Auf diesen Protest hin hatte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt nach der Mitgliederversammlung im vergangenen Juni erklärt: „Wir haben uns daraufhin verpflichtet, jede einzelne Position im Haushalt nochmals kritisch anzuschauen und in eine Phase der Konsolidierung einzutreten.“

Was sind die Ausgabenfaktoren?

Wofür sollen die zusätzlich generierten Gelder genutzt werden? Größter Ausgabenfaktor bei der ABDA bleiben die Ausgaben fürs Personal, also die Löhne der Hauptamtlichen und die Vergütungen der ehrenamtlich tätigen Apotheker, wie etwa Aufwandsentschädigungen oder Reisekosten. Den größten Zuwachs gibt es wieder einmal bei den Gehältern der hauptamtlichen ABDA-Mitarbeiter: 411.000 Euro will die ABDA hier mehr ausgaben. Die Aufwandsentschädigungen für die apothekerliche ABDA-Spitze steigen nur leicht um knapp 8.000 Euro auf dann insgesamt 470.000 Euro.

Die Ausgaben für die PR- und Öffentlichkeitsarbeit sollen relativ stabil bleiben: Rund 3,82 Millionen Euro plant die ABDA dafür ein, das entspricht einem Anstieg um rund 75.000 Euro. Für das Datenpanel, bei dem die ABDA mit Hilfe der Apotheker einen eigenen Datensatz zur Situation der Apotheken aufbauen will, sollen im kommenden Jahr 280.000 Euro eingeplant werden.

Was die Steigerungen beim Personal betrifft, so will die ABDA erneut neue Mitarbeiter einstellen. Im Haushaltsentwurf ist von einer neuen Assistenzstelle im Rechtsbereich, einer Sachbearbeitungsstelle in der AMK sowie einer neuen Referentenstelle in der AMK die Rede. Der größte Ausgabenfaktor beim Personal könnte sich aber durch das E-Rezept ergeben. Erst heute hatte die ABDA mitgeteilt, dass der Deutsche Apothekerverband beim Thema E-Rezept die Federführung innerhalb der Gematik übernehmen werde. Aus dem Haushaltsentwurf geht nun hervor, dass dafür „zwei IT-Architekten“ eingestellt werden sollen.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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9 Kommentare

Bei aller Kritik . . .

von Uwe Hansmann am 08.05.2019 um 6:58 Uhr

so übern Daumen bitte mal 313/20 rechnen . . . Der Gegenwert einer Pizza pro Apothekenbetrieb sollte es schon wert sein, dass wir nun beim e-Rezept ganz vorne dabei sind - oder?

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AW: Bei aller Kritik

von Kleiner Apotheker am 08.05.2019 um 8:19 Uhr

Die Kritik liegt auf der Einnahmeseite.
Der Umsatz in der Apotheke steigt und damit auch die Verband-/Kammer sonstwas Abgaben, weil die Packungen teuerer werden. Das Kuchenstück das als Ertrag in der Apotheke bleibt, ist aber seit locker 10 Jahren gleich groß. Und davon sollen dann die Kleinigkeiten wie Miete, Lohn, Invenstitionen, Steuern, tja und der Unternehmerlohn selbst bezahlt werden. Wie soll das klappen?

AW: Nutzen ?

von Stefan Haydn am 09.05.2019 um 19:24 Uhr

Mit der Pizza haben Sie schon recht, allerdings befriedigt die mein leibliches Wohl.

Was befriedigt die ABDA?

Mehrausgaben beim Personal sind auch schön und gut, dabei sollten aber auch immer wieder Dispositionen in Frage gestellt werden.
Eine davon ist die Stelle/das Salär des Pressesprechers/Bereich Öffentlichkeitsarbeit.
Ich kann mich da nicht an irgendeine Tätigkeit/Äußerung wahrnehmbar in den letzten vier Jahren oder länger erinnern.
Wenn mein Personal nichts leistet kommt es sehr schnell zu einer Trennung, warum nicht bei der ABDA?

Peanuts

von Wolfgang Müller am 08.05.2019 um 0:21 Uhr

Der Eine oder Andere mag sich ja noch länger über die ABDA-Beiträge echauffieren. Dabei sind das nicht einmal 1000 Euro pro Apotheke im Jahr. Peanuts.

Ich finde den Betrag viel interessanter, den jede Apotheke jährlich an Tochterunternehmen der ABDA und mit der ABDA eng verbundene Unternehmungen bezahlen muss, um überhaupt "im Geschäft" bleiben zu können. Wegen ständig weiter getriebener statt zusammengestrichener Gesetze und sonstiger mehr oder weniger als verbindlich dastehender Richtlinien/Regularien, die die ABDA selber bei jeder Gelegenheit neu unter sich lässt. Bzw. abzuschaffen stur sich weigert. Gerade im für uns auch noch sowieso defizitären "Gemeinwohl"-Bereich.

Wg. "Identitätsstiftung für den Beruf", vordergründig.

Im Vergleich dazu LIEBE ich das durchaus vergleichbare, unüberwindbar monopolistische Umschau-Modell von Wort & Bild geradezu. Weil die es wenigstens schaffen, bei meinen Kunden mit ihrem Produkt bestens anzukommen. Während die ABDA in den Apotheken praktisch nur "Leistungen" weit abseits des Marktes erzwingt, die keinen außer "Uns" selbst und die Umsatzverantwortlichen von AVOXA etc. interessieren. Und die deswegen auch nie jemand auskömmlich bezahlen wird.

Da mir heute ein glückliicher Mitarbeiter eines dergestalt mit der ABDA verbundenen, hochprofitablen Unternehmens versichert hat, dass ich bis jetzt der einzige Kollege bin, der das so kritisch sieht, bin ich mir meiner DonQuichotesken Außenseiter-Position sehr wohl bewusst. Na ja, Spaß muss sein und die Hoffnung auf allgemeine Erkenntnis stirbt halt zuletzt.

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Erhöhung

von Conny am 07.05.2019 um 23:01 Uhr

Sie haben den Schuss nicht gehört. Diese Versager gehören alle in die Wüste geschickt. Schmidt verarscht uns doch alle.

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Das hammer uns verdient...

von Stefan Meinhardt am 07.05.2019 um 22:15 Uhr

Was ist dieses mal anders als in den vergangenen Jahren? Das Spiel geht so doch schon seit ich denken kann. Wann immer auch nur die Erwähnung einer Erhöhung stattfand, belohnten sich unsere Top Verhandler für ihre Meisterleistung. Und dieses Jahr stehen doch 150 Mio. im Erfolgsprogramm. Da kann man doch wohl mal lappische 1.8 % abgreifen. Und liebe Vor Ort Apotheken, vielen Dank, daß ihr bei diesem Anteil gleich doppelt beteiligt seid, denn nicht nur die Kammerabgaben an die ABDA steigen, nein auch die Verbandsabgaben steigen. Und bei allen Standesvertretungen, die umsatzabhängige Beiträge einnehmen, steigen ja auch die Beiträge . Also da darf man sich wirklich nicht so anstellen...... Satire aus. Ähm ne, ABDA ist leider nicht heuteshow, sondern Realsatire, die alles andere in den Schatten stellt.

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Das Datenpanel.....

von gabriela aures am 07.05.2019 um 19:56 Uhr

..., der „Scheiß des Monats“ wird echt NOCHMAL mit fast 300.000 € in Rechnung gestellt.

Wie eitel und dumm kann man denn noch sein ?
Beim ersten Durchgang mußte sogar FS seine Kapitulation einräumen und jetzt soll der 2. Aufguss was werden ?
Und dann soll „die Politik“ auch noch apothekeneigene Zahlen akzeptieren.....OMG - diese ABDA lernt es nicht mehr . Oder will nicht. Wer weiß, wofür das Geld tatsächlich verpraßt wird und das „Datenpanel“ ist quasi zum Geldwaschen da...
Das halte ich nicht mal mehr für „Verschwörungstheorie“.Leider.

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Inflationsausgleich

von Edi am 07.05.2019 um 18:00 Uhr

Solange die ABDA nicht in der Lage ist, diesen Ausgleich für die Apotheken zu erzielen, sollten sie sich schämen, soetwas von den Zwangsmitgliedern zu fordern.

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Inflationsausgleich?

von Andreas Dömling am 07.05.2019 um 17:57 Uhr

Komisch ich bekomme keinen Inflationsausgleich!!!!

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