Apothekerkammer Berlin

Kammerpräsident Belgardt könnte abgelöst werden

Berlin - 06.05.2019, 15:20 Uhr

Drei Listen haben sich zusammengetan und wollen die Apothekerkammer Berlin anführen. (m / Foto: Schelbert)

Drei Listen haben sich zusammengetan und wollen die Apothekerkammer Berlin anführen. (m / Foto: Schelbert)


Berlins Kammerpräsident Dr. Christian Belgardt konnte sich über den Ausgang der Kammerwahl im März eigentlich freuen. Seine Fraktion wurde erneut mit den meisten Stimmen gewählt. Allerdings zeigte sich bereits im März: Die Mehrheitsverhältnisse haben sich verschoben, Belgardt bräuchte einen dritten Koalitionspartner in der Versammlung. Nun wollen allerdings drei andere Listen den neuen Vorstand stellen. Bei der Delegiertenversammlung am morgigen Dienstag will Belgardt trotzdem als Präsident antreten.

Die Apothekerkammer Berlin hatte im März dieses Jahres eine neue Kammerversammlung gewählt. Zur Wahl standen insgesamt 127 Kandidaten. Am morgigen Dienstag findet die konstituierende Delegiertenversammlung statt, auf der auch ein neuer Vorstand und der neue Präsident / die neue Präsidentin gewählt wird. Die Versammlung besteht aus 45 Mitgliedern, hinzu kommt ein nicht gewählter Hochschulvertreter. Für eine Mehrheit werden also 24 Stimmen benötigt.

Wahlsieger war einmal mehr die Liste „Offizin-Apotheker“, die Kammerpräsident Dr. Christian Belgardt anführt. Die „Offizin-Apotheker“ bekamen 854 Stimmen und damit vier Stimmen mehr als bei der letzten Wahl. Sie erhalten 18 Sitze in der neuen Delegiertenversammlung. Den zweiten Platz belegt die „Allianz Aller Apotheker“ (AAA) mit 496 Stimmen. Die AAA-Liste wird von Apothekerin Dr. Kerstin Kemmritz angeführt. Im Vergleich zur Kammerwahl 2015 verloren Kemmritz und ihre Liste allerdings 60 Stimmen, sie erhalten nun elf Sitze in der Versammlung.

Schwierige Koalitionsbildung

An dritter Stelle folgen die „WIV-Apotheker“, also die Pharmazeuten aus Wissenschaft, Industrie und Verwaltung. Sie erhielten 410 Stimmen, bekommen neun Versammlungssitze und können sich über die größten Zuwächse freuen. Es folgen die „Aktiven Apotheker/-innen“ mit 220 Stimmen und vier Sitzen sowie die „Hauptstadtapotheker“ mit 154 Stimmen und drei Sitzen.

Obwohl Belgardt rein numerisch also ein passables Wahlergebnis erzielte, könnte er nun aber seinen Posten verlieren. Denn eine absolute Mehrheit hat er nicht erreicht. Und auch die „Koalitionsbildung“ stellte sich als schwierig heraus: Bislang arbeiteten Belgardts „Offizin-Apotheker“ mit den „Aktiven Apothekern“ zusammen, gemeinsam konnten sie die notwendige Mehrheit bisher stemmen. Doch nach den neuen Ergebnissen müssen sich die beiden Koalitionspartner noch eine dritte Liste oder Belgardt völlig neue Bündnispartner suchen. Nun haben sich allerdings drei andere Listen zusammengetan.

Kemmritz will als Präsidentin antreten

In einer gemeinsamen Mitteilung erklärten die beiden bisherigen Oppositionslisten „Allianz Aller Apotheker“ (AAA) und „Apotheker aus Wissenschaft, Industrie und Verwaltung“ (WIV) sowie die neu gegründeten „Hauptstadtapotheker“, den neuen Vorstand wie folgt bestreiten zu wollen: AAA-Listenführerin Dr. Kerstin Kemmritz als Kandidatin für die Wahl zur Kammerpräsidentin, Annette Dunin von Przychowski als Vizepräsidentin (Listenführerin Hauptstadtapotheker) sowie Dr. Björn Wagner (Listenführer WIV), Dr. Eva Göbgen, Dr. Alexander Bootz, Manuela Spann und Gerrit Herre als weitere Vorstandsmitglieder. Am morgigen Dienstag soll in der konstituierenden Delegiertenversammlung der neue Vorstand der Apothekerkammer Berlin gewählt werden.

Aufbruchstimmung in der Dreierkoalition in spe

Die oben genannte Dreierkoalition in spe ist überzeugt, dass die vorgeschlagenen  Vorstandsmitglieder, die in unterschiedlichen pharmazeutischen Tätigkeitsfeldern aktiv sind, die breite Vielfalt des Berufsstandes hervorragend repräsentieren. Die neue Zusammensetzung transportiere Aufbruchstimmung, die sich durch die Mischung aus neu gewonnenen und erfahrenen Delegierten auf strukturierte Art und Weise umsetzten ließe.

„Man hat in den Vorgesprächen gemerkt, wie gut sich die unterschiedlichen Kompetenzen gegenseitig ergänzen – das macht Lust auf mehr“, erklärte Präsidentschaftskandidatin Kemmritz gegenüber DAZ.online. Es hätten auch Gespräche mit Belgardts Liste stattgefunden. Allerdings hätte es seitens der Offizin-Apotheker kein konkretes Angebot gegeben, so Kemmritz. Das Dreierbündnis hätte in der Delegiertenversammlung (11 für AAA, 9 für WIV und drei für von Dunins Liste) mit 23 Sitzen eine knappe Mehrheit.

Belgardt will Präsident bleiben 

Noch sind die Würfel allerdings nicht gefallen. So bestätigte der amtierende Kammerpräsident Dr. Christian Belgardt gegenüber DAZ.online, am morgigen Dienstag erneut als Kammerpräsident antreten zu wollen. Belgardt führt die Liste der „Offizin-Apotheker“ an, die aktuell gemeinsam mit den „Aktiven Apothekern“ den Vorstand gestaltet. Diese Koalition hatte in dieser Wahl die Mehrheit mit 22 Stimmen (18 für die Offizin-Apotheker und vier für die Aktiven Apotheker) knapp verfehlt.

Ein zusätzlicher oder andere Bündnispartner wären erforderlich. Welche, ließ Belgardt gegenüber DAZ.online noch völlig offen. „Weiterhin ist unsere Liste zur Zusammenarbeit mit allen anderen Listen bereit.“ Rechnerisch wären auch mehrheitsbildende Zusammenschlüsse zwischen den Offizin-Apothekern und AAA und/oder WIV, Offizin-Apotheker, Aktive Apotheker und Hauptstadtapotheker möglich sowie AAA, WIV und Aktive Apotheker.

Mehr zur Vorstandsbildung der Berliner Kammer auf DAZ.online in Kürze.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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