RP entzieht Betriebserlaubnis

Einzige Apotheke in Stuttgart-Kaltental muss schließen

München / Stuttgart - 03.05.2019, 07:00 Uhr


Zu klein, um wirtschaftlich zu sein

Ossenkop ist sich bewusst, dass ihre Apotheke im Grunde zu klein ist, als dass sie wirtschaftlich geführt werden könnte. Ihre frühere Chefin sagte einst zu ihr als Angestellte: „Auch wenn Sie es nicht glauben, sie verdienen mehr als ich.“ Heute weiß sie es. Entsprechend gering ist die personelle Besetzung. Ossenkop hat eine Helferin, die sie halbtags unterstützt. Approbierte Unterstützung hat Sie durch Ihre Schwester, einer Apothekerin, die dann auch zusammen mit einer sich schon im Ruhestand befindlichen Apothekerin die Urlaubsvertretung übernimmt.

Die Entscheidung, ihr die Betriebserlaubnis zu entziehen, war für Ossenkop ein herber Schlag. Aber auch für Kaltental wird die Schließung der Apotheke ein großer Verlust sein. Es ist die einzige hier. Ein Anwohner hat sich mit einem Brief an das Regierungspräsidium, an den Oberbürgermeister, an den Stadtrat und an die Medien gewandt, um auf die Lage aufmerksam zu machen. Er bittet darum, Wege zum Erhalt der Apotheke zu suchen. Für kranke oder altersbedingt geschwächte Menschen sei es nicht möglich, nach Vaihingen oder Richtung Stuttgart Süd zu fahren, um eine Apotheke aufzusuchen. Kaltental geht nicht ohne Apotheke, so der Bürger.

Die nächsten Apotheken sind gut einen Kilometer entfernt

Auch Ossenkop ist in Gesprächen, um die Versorgung des Ortes nach Schließung ihrer Apotheke zu gewährleisten. Die nächsten Apotheken sind gut einen Kilometer entfernt in Höhenrand und Vaihingen. Vielleicht können diese künftig auch Kaltental beliefern.

Ossenkop hat sich mit der Entscheidung abgefunden. Sie ist bereits dabei, ihr Apothekengeschäft abzuwickeln und verhandelt mit dem Großhandel über das Ende der Belieferung mit Arzneimitteln. Sie dachte, sie würde hier bis zur Rente arbeiten. Nun kommt es ganz anders.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Eindrücke vom Apothekenprotest in Stuttgart mit mehr als 4000 Teilnehmern

„Mit kalten Füßen und heißen Herzen“

Universitätsapotheke in Finnland

EuGH: 16 Filialapotheken erlaubt

1 Kommentar

Ein eingespieltes Team

von ratatosk am 03.05.2019 um 9:54 Uhr

So wirds gemacht, erst in Absprache mit den Großkonzernen die Vorschriften überziehen ( siehe auch Schlachthöfe, Gastronomie etc.etc. ) dann wird der Sack zugungsten des Großkapitals dichtgemacht, die schäbigsten Argumenten kommen dann von Lauterbach, den Grünen etc, daß es jetzt ganz toll sei, daß man den Versand habe, obgleich, dann der SPD Heil wieder Krokodielstränen ob der armen Ausfahren auspresst.
Ist wie in GB als der Landadel die Kleinbauern alle mit Verordnungen verrecken ließ , um den Adeligen den Weg für größere Latifundien zu ebnen. War dadurch sogal legat.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.