Rote-Hand-Brief

Sicherheitsmaßnahmen zu Domperidon: War da was?

Stuttgart - 29.04.2019, 16:30 Uhr

Seit 2014 gibt es bei Domperidon zusätzliche Gegenanzeigen. ( r / Quelle: picture alliance/imageBROKER)

Seit 2014 gibt es bei Domperidon zusätzliche Gegenanzeigen. ( r / Quelle: picture alliance/imageBROKER)


Laut einer Studie sind Ärzte mit den 2014 eingeführten Sicherheitsmaßnahmen zu Domperidon zum Teil nicht hinreichend vertraut – es geht um Empfehlungen zur Minimierung von kardialen Risiken. Die Zulassungsinhaber domperidonhaltiger Arzneimitteln erinnern nun per Rote-Hand-Brief nochmals daran.

Nach Abschluss eines europäischen Bewertungsverfahrens zu den kardialen Risiken des Prokinetikums Domperidon, inklusive QTc-Verlängerung, Torsade-de-Pointes-Tachykardien, schwerwiegende ventrikuläre Arrhythmien und plötzlicher Herztod, gab das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) im August 2014 in einem Rote-Hand-Brief Anwendungsempfehlungen zu dem Wirkstoff bekannt. Die Substanz blieb zwar für die Therapie erhalten, allerdings mit Einschränkungen bei der Anwendungsdauer, den Indikationen und der maximalen Tagesdosis. Zu diesem Zeitpunkt – nach der vorläufigen Rücknahme und vor der Wiedereinführung von MCP – hätte ein Vermarktungsstopp vermutlich ein große Lücke gerissen. Die Bewertung war im Jahr zuvor auf Antrag der belgischen Arzneimittelbehörde eingeleitet worden. Die kardialen Nebenwirkungen von Domperidon sind allerdings schon länger bekannt und wurden bereits zuvor auf nationaler und EU-Ebene überwacht.

Ärzte kennen Maßnahmen nicht

Doch offensichtlich sind die verordnenden Ärzte mit den damals implementierten Maßnahmen nicht hinreichend vertraut. Das ergab zumindest eine jetzt beendete Studie zur Überprüfung der Einhaltung dieser risikominimierenden Maßnahmen. In einem aktuellen Rote-Hand-Brief wollen die Zulassungsinhaber in Abstimmung mit dem BfArM nochmals an diese Sicherheitsmaßnahmen erinnern.

Domperidon

Domperidon ist ein Antagonist an Dopamin-Rezeptoren (D2)  in der Chemorezeptor-Triggerzone der Area postrema, dadurch wirkt es antiemetisch. Außerdem fördert die Substanz peripher die Magenbewegungen, beschleunigt die Magenentleerung, erhöht den Druck des unteren Ösophagussphinkters und fördert die Motilität der Speiseröhre. Der Wirkmechanismus für die Beschleunigung der Magenentleerung ist unklar.

Im Unterschied zu anderen Dopamin-Antagonisten kann Domperidon die Blut-Hirn-Schranke nicht durchdringen und löst deshalb keine extrapyramidalen Störungen aus. Domperidon kann deswegen bei Parkinson-Patienten in Kombination mit zentralen Dopamin-Agonisten wie Apomorhin oder L-Dopa eingesetzt, um die peripheren Dpoamin-Wirkungen dieser Medikamente zu minimieren und vor dopamininduziertem Erbrechen zu schützen.

Domperidon: Welche Empfehlungen gibt es?

Folgende Empfehlung wurden 2014 ausgesprochen, um kardiale Risiken zu minimieren: 

Domperidon ist nur indiziert zur „Besserung der Symptome Übelkeit und Erbrechen“. In anderen Indikationen ist das Nutzen-Risiko-Verhältnis negativ.

Eingenommen werden sollte die niedrigste wirksame Dosis und zwar auch nur so kurz wie möglich.

Länger als eine Woche sollte Domperidon nicht eingenommen werden.

Für Erwachsene und Jugendliche, die 35 kg oder mehr wiegen, werden 10 mg bis zu dreimal täglich empfohlen. Die maximale Tagesdosis beträgt 30 mg.

Kontraindiziert ist Domperidon bei

  • schweren Leberfunktionsstörungen
  • Störung des kardialen Reizleitungsintervalls insbesondere der QTc-Zeit, bei signifikanten Elektrolyt-Störungen oder zugrundeliegenden Herzerkrankungen wie kongestiver Herzinsuffizienz
  • Wenn QT-Zeit-verlängernde Arzneimittel eingenommen werden. Hier gibt es allerdings eine Ausnahme: Parkinson Patienten, bei denen der Nutzen der Behandlung mit Domperidon und dem QT-Zeit verlängernden Apomorphin größer ist als die Risiken. Die empfohlenen Vorsichtsmaßnahmen aus der Produktinformation von Apomorphin sind zu beachten.
  • bei Einnahme von stark wirksamen CYP3A4-lnhibitoren

Studie kann keinen Nutzen bei Kindern zeigen

Weiter weisen die Hersteller darauf hin, dass Domperidon in Deutschland nicht für Kinder unter zwölf Jahren zugelassen ist. Daher solle die Substanz in dieser Altersklasse nicht angewendet werden. Eine kürzlich beendete Wirksamkeitsstudie an Kindern habe den primären Endpunkt nicht erreicht, heißt es, sodass bei dieser Patientenpopulation ohnehin von einer mangelhaften Wirksamkeit auszugehen sei.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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