Verband der Zahnärztinnen

Impfen: „Lieber Zahnärzte als Apotheker“

Stuttgart - 23.04.2019, 07:00 Uhr

Zahnärzte finden, dass sie eher impfen könnten als Apotheker. (c / Foto: franz massard
                                        
                                                    /stock.adobe.com)

Zahnärzte finden, dass sie eher impfen könnten als Apotheker. (c / Foto: franz massard /stock.adobe.com)


Der Referentenentwurf des Apotheken-Stärkungsgesetzes sieht vor, dass Apotheker im Rahmen von Modellprojekten Grippeschutzimpfungen vornehmen können. Das hat offenbar den Verband der ZahnÄrztinnen (VdZÄ) hellhörig gemacht. Wie das Portal „ZM online“ berichtet, fordert der erst im Juni 2018 gegründete Verband, dass bevor das Impfen einem nichtärztlichen Beruf übertragen wird, alle ärztlichen Heilberufe, also auch Zahnärzte, Impfungen anbieten sollten.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat das Thema Impfen in der Apotheke schon mehrfach ins Spiel gebracht – bekanntermaßen findet es sich auch im Referentenentwurf eines „Gesetzes zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken“ wieder. Demnach sollen geschulte Apotheker im Rahmen von Modellprojekten gegen Grippe impfen dürfen. Das Bundesgesundheitsministerium will diese Modellprojekte aber auf fünf Jahre begrenzt und wissenschaftlich begleitet und ausgewertet sehen. Dennoch war die Reaktion der Ärzteschaft erwartungsgemäß. Schließlich hatte Spahn schon des Öfteren über impfende Apotheker gesprochen und sich damit jedes Mal Ärger eingehandelt. Die Mediziner – allen voran der Deutsche Hausärzteverband – sind überzeugt, dass es den Apothekern an Kompetenz mangelt. Und dementsprechend fiel auch dieses Mal die Reaktion von Ulrich Weigeldt, dem Chef des Hausärzteverbandes, aus. Es stehe zwar außer Frage, dass die Apothekerinnen und Apotheker wichtige Kompetenzen haben. Das Impfen von Patientinnen und Patienten zähle allerdings nicht dazu und gehöre eindeutig in die ärztliche Praxis, wo eine ärztliche Überwachung und notfalls auch Behandlung möglich sei. In den Apotheken könnten stattdessen Impfchecks durchgeführt werden.

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Nun hat ein weiterer Berufsverband verlautbaren lassen, dass er für Spahns Ideen kein Verständnis hat – der Verband der ZahnÄrztinnen (VdZÄ). Es handelt sich dabei um einen sehr jungen Verband, er wurde erst im Sommer 2018 gegründet. Auf dem Portal „ZM online“ wird Vorstandsmitglied PD Dr. Dr. Christiane Gleissner zitiert: „Wir halten es für äußerst riskant, eine ärztliche Aufgabe an einen nichtärztlichen Beruf zu delegieren, der angesichts seiner Ausbildung weder fachlich noch organisatorisch die damit verbundenen Aufgaben und Auflagen erfüllen kann, dies auch noch in einem impfkritischen Land wie Deutschland.“ Wenn der Kreis derjenigen, die impfen dürfen, erweitert werden solle, um mehr Bürger zu erreichen, erklärte sie weiter, sollten alle ärztlichen Heilberufe, also auch Zahnärzte, Impfungen anbieten und durchführen dürfen, aber nicht Apotheker. Zahnärzte wüssten um die Relevanz einer ärztlichen Anamnese vor einer Behandlung. Und auch die Grippeschutzimpfung sei schließlich eine Behandlung.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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3 Kommentare

Diskussionsunwürdig

von Stefan Haydn am 23.04.2019 um 19:27 Uhr

Die Bemerkung zur Abgabe der Pille an Zahnärztinnen macht jede weitere sachliche Diskussion überflüssig.

Mit beleidigten Kindern, die ihre eigene Kompetenz überschätzen, kann man einfach nicht diskutieren.

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Lächerlich

von Marco Piroth am 23.04.2019 um 19:06 Uhr

In meinen Augen schießt der VdZÄ doch etwas übers Ziel hinaus. Den Apotheker als "fachlich und organisatorisch" ungeeignet darzustellen geht doch zu weit. Provokativ könnte man fragen, ob nicht Apotheker sogar bessere und breiter gefächerte Kenntnisse haben, als der auf den Mund-Rachen Raum spezialisierte Zahnarzt.
Ebenfalls sehen wohl die meisten Patienten die Apotheke als einen Ort, an dem sie mit einer Grippe oder Erkältung gut aufgehoben sind. Beim Zahnarzt wirkt dagegen eine Impfung für mich doch etwas fehl am Platz.
Hinsichtlich Impfkomplikationen ist wohl niemand richtig gut aufgestellt. Befragungen zeigen, dass sich bereits die wenigsten Hausärzte in der Lage sehen, eine Anaphylaxie im Notfall zu behandeln. Ich denke, ein Zahnarzt (und auch ein Apotheker) sind mit dieser Notsituation überfordert. Hier braucht es, egal, wo geimpft wird, einen Notarzt.
Der Seitenhieb hinsichtlich der Pille erinnert etwas an ein bockiges Kind. Es ist richtig, dass Zahnärzte keine Pille verschreiben dürfen, da sie eben nur im Bereich ihrer Approbation verschreiben dürfen (evtl. ein Zeichen dafür, dass sie eben doch keine vollständige Anamnese erheben und nicht so breit ausgebildet sind wie Humanmediziner). Auch Grippeimpfungen fallen nicht in den Bereich der zahnärztlichen Approbation.
Es heißt: Schuster, bleib bei deinen Leisten. Für mich muss es keine impfenden Apotheker geben, auch wenn ich denke, dass die Impfquoten dadurch zu steigern wären und eine fachliche Qualifikation nach entsprechender Schulung gegeben ist.
Adaptiert könnte man vielleicht sagen: Zahnarzt, bleib bei deinen Kauleisten. Wer alles verschreiben und impfen möchte, muss eben Humanmedizin studieren. Allerdings spricht natürlich nichts dagegen, dass Zahnärzte nach einer entsprechenden Schulung auch Impfungen verteilen können.

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Grippeimpfungen

von Roland Mückschel am 23.04.2019 um 10:43 Uhr

Und bitte nicht die Tanke vergessen, die haben auch
einen Kühlschrank.
Und Moment mal. Mutti hat daheim auch einen KS.
Also auch die ist geeignet.
Heparin Spritzen setzen sich eh alle selber.
Wo ist da die Diskussion bzgl. Zwischenfälle?
Oh Herr, du hast viel gelitten. Aber durch das Deutschland
dieser Tage bist du nie geritten...

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