Arzneimittelbelieferung

US-Logistikriese UPS will Impfstoffe versenden

München - 11.04.2019, 14:00 Uhr

UPS will künftig in den USA Impfstoffe ausliefern. (Foto: imago).

UPS will künftig in den USA Impfstoffe ausliefern. (Foto: imago).


Den weltweit tätigen Paketlieferanten United Parcel Service (UPS) zieht es in das Gesundheitsgeschäft. Der US-Konzern trägt sich nach einem Medienbericht mit dem Gedanken, in den USA Impfstoffe an wohnortnahe Paketsammelstationen zu liefern. Krankenschwestern sollen die Arzneien dort abholen und den Patienten verabreichen.

Der Wettbewerb auf dem US-Markt für den Arzneimittelhandel wird sich möglicherweise weiter verschärfen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, will der US-Logistiker UPS offenbar in die Belieferung mit Impfstoffen einsteigen. Ein entsprechender Test für den neuen Service sei noch in diesem Jahr geplant.

Den Angaben zufolge soll der neue Service wie folgt funktionieren: UPS Mitarbeiter in der Worldport-Fabrik des Versenders in Louisville, Kentucky, sollen in einem eigenen Gesundheitskomplex die Impfstoffe in isolierten Paketen versandfertig machen. Von dort werden die Packungen anschließend zu einer der 4700 speziellen UPS Filialen in den USA weitergeleitet. Dort angekommen, sollen Krankenschwestern, die einen Vertrag mit der UPS-Gesundheitstochter Marken haben, die Impfsendungen abholen und sie den Patienten zuhause injizieren.

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Impfung für Erwachsene gegen eine Viruserkrankung

UPS teilte laut Reuters mit, dass es sich um eine Impfung für Erwachsene gegen eine Viruserkrankung handeln soll, gab aber keine weiteren Details zu dem Impfstoff und dem genauen Ort des vorgesehenen Tests bekannt. Dem Bericht nach soll der Impfstoffhersteller Merck & Co eine Partnerschaft mit UPS bei diesem Service erwägen.

Wes Wheeler, Chief Executive bei der 2016 erworbenen Logistikeinheit Marken, sagte, dass der Test zeigen soll, ob UPS alle Punkte der vorgesehenen Lieferkette miteinander verbinden kann. Die UPS-Tochter Marken betreut das Impfstoffprojekt.

Antwort auf Amazons Vorstöße

Der Einstieg von UPS in die Gesundheitsversorgung wird von Branchenkennern als Reaktion auf Amazons Vorstöße in die Branche gesehen. So teilte der weltweit größte Versandhändler im vergangenen Jahr mit, zusammen mit Berkshire Hathaway und der Großbank JPMorgan Chase & Co eine Gesundheitsversorgung für die eigenen Mitarbeiter aufbauen zu wollen. Zudem übernahm Amazon 2018 die Online-Apotheke PillPack, die vorsortierte Medikamentenpakete an Kunden in den ganzen USA liefert. Damit ist der Wettbewerbsdruck in der US-Gesundheitsbranche deutlich gestiegen. Nachrichten über den PillPack-Deal hatten 2018 die Aktien der US-Apothekenketten Walgreens, CVS und Rite Aid kurzzeitig schwer unter Druck gesetzt.

US-Medienberichten zufolge greift Amazon allerdings auf die Logistik von UPS und FedEx zurück, um PillPack-Bestellungen auszuliefern, da es dem Konzern selbst an spezialisierten medizinischen Einrichtungen und einer temperaturkontrollierten Versandinfrastruktur fehle. Dies gebe UPS und anderen Versendern die Möglichkeit, in die Gesundheitslogistik einzusteigen. So hatten der US-Apothekenkonzern Walgreens und das Logistikunternehmen FedEx im vergangenen Dezember bekanntgegeben, mit einem neuen flächendeckenden Versand von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln starten zu wollen. 

Chris Cassidy, Leiter der globalen Healthcare-Logistikstrategie bei UPS, sieht in dem nun geplanten Lieferdienst einen richtungsweisenden Service. Es wäre der Versuch des Konzerns, sich einen Teil von dem 85 Milliarden-Dollar schweren Gesundheits-Logistik-Markt zu sichern. Das Marktvolumen soll bis 2021 auf 105 Milliarden Dollar steigen. Laut Reuters wird das Gesundheitslogistik-Geschäft von der Deutsche-Post-Tochter DHL dominiert.

Branchenkenner weisen aber auch auf Herausforderungen hin. So müssen dem Reuters-Bericht zufolge die Versicherung einwilligen, die Kosten für die auf diese Weise gelieferten Impfstoffe zu übernehmen. Außerdem müsse der Lieferservice gegenüber anderen Strategien wettbewerbsfähig sein, beispielsweise im Vergleich zu relativ preiswerten US-Apothekenimpfungen.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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