Demonstration in Bern

Schweizer Apotheker protestieren gegen Sparmaßnahmen

Berlin - 09.04.2019, 14:00 Uhr

Symbolisch warfen Schweizer Apotheker bei einer Protestaktion das grüne Apotheken-Kreuz in eine große Mülltonne. (Foto: Pharmasuisse)

Symbolisch warfen Schweizer Apotheker bei einer Protestaktion das grüne Apotheken-Kreuz in eine große Mülltonne. (Foto: Pharmasuisse)


Apothekensterben durch Referenzpreise?

Daneben wird eine weitere Studie im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit (BAG) und des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) angeführt. Diese komme zu dem Schluss, dass die Sparmaßnahmen ein Apothekensterben zur Folge hätten. Die Studie, deren Schlussbericht im Dezember 2018 präsentiert wurde, befasst sich mit der Regulierungsfolgenabschätzung zur Einführung eines Referenzpreissystems in der Schweiz.

In dem Bericht wird dargelegt, dass sich die Lage für die Apotheken ähnlich wie bei den selbstdispensierenden Ärzten unter einem Referenzpreissystem schwierig gestalte. Sie seien nicht nur durch die niedrigere Vertriebsmarge betroffen. Es wird auch mit höheren Lagerhaltungskosten und einem höheren administrativen Aufwand gerechnet, unter anderem wegen der Diskussionen mit den Patienten. Konkret schreiben die Studienautoren: „Wir erwarten, dass mit einem Referenzpreissystem die Wahrscheinlichkeit von Schließungen steigt, doch anhand der qualitativen Erhebungen und Analysen ist nicht abzuschätzen, wie stark die Wahrscheinlichkeit steigt und ob es tatsächlich zu Schließungen kommt.“

Insgesamt wird die Möglichkeit von Apothekenschließungen durch das Referenzpreissystem jedoch als wahrscheinlicher eingeschätzt als bei den Arztpraxen, da bei ihnen ein größerer Teil der Einnahmen betroffen ist. 

(Foto: pharmaSuisse)

Schweizer Apotheker als kompetente Grundversorger

Die Apotheker wollen gegenüber der Politik vor allem mit ihrem umfangreichen Leistungsspektrum punkten. Sie seien nicht nur Kostensparer und Lösungsbringer, sondern auch Erstversorger, Präventionsfachleute, verlässliche Betreuungspersonen und Medikamenten-Manager, heißt es in der Aufzählung ihrer Kompetenzen. Viele Gesundheitsprobleme ließen sich sofort in der Apotheke abklären und teilweise auch mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln behandeln. Dies spare Zeit und reduziere Kosten gegenüber dem, was alternativ bei anderen Leistungserbringern dafür anfalle. Im Bereich der Prävention werden die unkomplizierten Vorsorgetests und das Impfangebot hervorgehoben. Mit dieser Angebotspalette leisteten die Apotheken ihren Beitrag an eine wohnortnahe und persönliche Grundversorgung. Davon profitieren ihrer Überzeugung nach im Netzwerk der Grundversorger auch die anderen Leistungserbringer, ebenso wie die Bevölkerung als Kunden, Patienten und Prämienzahlende. Die geplanten Baumaßnahmen des Bundesrats gefährdeten nun dieses Angebot, so die Befürchtung.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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