Dichlormethan statt Methanol

Apotheker entwickelt alternative Prüfvorschrift für Cannabisextrakt

Stuttgart - 09.04.2019, 10:15 Uhr

Dr. Berthold Pohl leitet die Max-Weber-Platz-Apotheke in München und hat sich intensiv mit der Cannabis-Analytik auseinandergesetzt. (m / Foto: privat)

Dr. Berthold Pohl leitet die Max-Weber-Platz-Apotheke in München und hat sich intensiv mit der Cannabis-Analytik auseinandergesetzt. (m / Foto: privat)


Herstellset wie bei Dronabinol wäre hilfreich

DAZ.online: Und was ist bei der neu entwickelten Methode anders?

Pohl: Ich verwende Dichlormethan als geeignetes Lösungsmittel, um den Extrakt tatsächlich zu lösen und zu einer auswertbaren Untersuchungslösung zu verdünnen. Diese Untersuchungslösung lässt sich dann gegen die Referenzen chromatographieren. Bei der Detektion mit Vanillin Reagenz R ist zu beachten, dass die DC Platte nach Tauchen im frisch hergestellten Vanillin-Reagenz R im auf 100°C vorgeheizten Trockenschrank nur 50 Sekunden lang zu erhitzen ist. Nur so wird ein auswertbares Chromatogramm erhalten. Bereits nach 120 Sekunden ist die DC nicht mehr zuverlässig auswertbar.

Foto: privat
Die DC nach 50 Sekunden: links der Extrakt, rechts daneben die Referenzsubstanzen CBD und THC.

Von der Untersuchungslösung, bei der die korrekte Identität nachgewiesen wurde, können ca. 0,5ml in einem Eppendorfgefäß oder auch in einer 1ml-Spritze mit Stopfen eingefroren werden. Diese Lösung kann dann für folgende Analysen als Referenzlösung herangezogen werden. Somit müssen nicht immer wieder neue Referenzlösungen bestellt werden.

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DAZ.online: Jetzt hat nicht jeder Apotheker Lust und Zeit (und vielleicht auch nicht das Wissen) sich hier selbst weiterzuhelfen. Wäre es nicht hilfreich, ein Herstellset analog zum Dronabinol-Herstellset Kapseln bzw. Tropfen anzubieten, das jeweils ein Sample der beiden Testsubstanzen und den Extrakt enthält und dann vielleicht auch taxierbar ist?

Pohl: Wäre es in jedem Fall. Ich habe ein Konzept für ein Komplettset erstellt, das die Abgabe und Analytik beinhaltet und somit für die Apotheke die Prozesse vereinfacht und Wirtschaftlichkeit für die Apotheke herstellt. Das habe ich dem Hersteller bereits vorgeschlagen, Resonanz gab es mit Ausnahme von Absichtserklärungen bisher keine.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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