Grippeimpfung

Ärzte poltern gegen Spahns Vorstoß zu impfenden Apothekern

Berlin - 28.03.2019, 11:00 Uhr

Impfen bitte nicht auf Apotheker übertragen: Frank-Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer, will, dass das Impfen fest in ärztlicher Hand bleibt. (s / Foto: Imago)

Impfen bitte nicht auf Apotheker übertragen: Frank-Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer, will, dass das Impfen fest in ärztlicher Hand bleibt. (s / Foto: Imago)


Ganze fünf Tage hat es diesmal gedauert: Am vergangenen Samstag erklärte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), dass er sich Impfungen in der Apotheke nach wie vor vorstellen könne. Am heutigen Donnerstag steht erneut die geschlossene Ärzteschaft auf der Matte und erklärt, dass Apotheker dazu niemals in der Lage wären.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kann es nicht lassen: Im Herbst 2018 sorgte er schon einmal für einen Konflikt zwischen Ärzten und Apothekern, als er auf dem Deutschen Apothekertag (DAT) sagte, dass er darüber reden wolle, ob Apotheker nicht Impfungen anbieten sollten. Wenige Tage später folgte die Antwort der Ärzte: Hausärzteverbandschef Ulrich Weigeldt meldete sich zu Wort und forderte das Dispensierrecht für Mediziner, ohne dabei aber konkret zu werden.

Das gleiche Spielchen läuft jetzt erneut ab: Auf dem westfälisch-lippischen Apothekertag in Münster (WLAT) wiederholte der Minister am vergangenen Samstag seine Aussagen zu den impfenden Apothekern. Spahn brachte – mit Blick nach Frankreich, wo dies bereits läuft – die Grippeschutzimpfung durch Apotheker ins Spiel. „Wir sollten darüber nachdenken“, zum Beispiel auch, um die Ärzte zu entlasten. „Ich will das mit Apothekern diskutieren“, zeigte sich Spahn fest entschlossen.

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Montgomery: Impfen nicht auf andere Professionen übertragen

Und auch diesmal gibt es heftigen Widerstand von den Ärzten. In einem Bericht der Stuttgarter Nachrichten kommen mehrere Ärztefunktionäre zu Wort, die sich allesamt gegen impfende Apotheker aussprechen. Frank-Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer, erklärte beispielsweise, es sei „kontraproduktiv, das hohe Qualitätsniveau von Impfleistungen in Deutschland zu senken und das Impfrecht neben Ärzten auch auf andere Professionen aus dem Gesundheitswesen zu übertragen“. Impfen sei „aus gutem Grund nach den geltenden Gesetzen eine urärztliche Aufgabe“. Es gehe nicht um den Stich allein. Vielmehr gehörten zu den ärztlichen Impfleistungen auch die Impfanamnese, der Ausschluss akuter Erkrankungen und die Aufklärung zur Impfung.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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4 Kommentare

Yes WE can!

von Thomas Kerlag am 30.03.2019 um 22:01 Uhr

Es gibt eine Unzahl von pharmakologischen
Nieten unter den Ärzten und die dürfen auch alles verordnen.
Der von Monte macht zwar gute Lobbyarbeit, sollte aber auch Mal bescheiden anerkennen, dass sein Berufsstand viel von den Naturwissenschaften drumrum profitieren.

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Wenns schon in Griechenland klappt...

von Gregor Dinakis am 28.03.2019 um 23:27 Uhr

Ich wage hart zu bezweifeln, dass das griechische Pharmaziestudium soooviel schwerer als das deutsche ist. Im europäischen (Entwicklungs-)Land mit der höchsten Apothekendichte mit ca. 1000 Einwohnern pro Apotheke, wo die Belegschaft quasi lediglich aus einem Apothekeninhaber plus 1-5 weiteren HelferInnen besteht (meist eher 1-2), wo Generika praktisch nicht existieren, kein Labor vorgeschrieben und es mit der EDV auch nicht weit her ist (zumindest im Vergleich) und es mit der Grippeimpfung TROTZDEM klappt, wird es 100% auch hier bei uns klappen.

Impfen ist kein Hexenwerk und es sterben jährlich 20.000 Menschen daran. Als niederschwelligerer Gesundheitsdienstleister können wir in der Apotheke diese Zahl maßgeblich nach unten korrigieren.

Wenn die Ärzte aus monetären und/oder Egogründen eine so relativ simple Aufgabe nicht abtreten will, dann gehen diese vermeidbaren Toten zum Großteil auf deren Kappe. Wie war das nochmal mit dem Hippokratischen Eid?

Wir betreten hier kein Neuland, da muss man die Scheuklappen nur mal in Richtung EU-Ausland öffnen.

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Impfen

von Hermann Eiken am 28.03.2019 um 11:47 Uhr

Ich halte mich wohl für fähig, zu impfen. Bevor ich Pharmazie studiert habe, habe ich es früher bei der Bundeswehr schon oft gemacht in der Ambulanz als Sani. Die Ärzte haben das meist nicht selber gemacht.-- Es ist nie was passiert. --Nur es muss schon rechtlich abgesichert sein.-- In anderen Ländern geht es doch auch.

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Keine Impfung in Apotheken

von Peter Bauer am 28.03.2019 um 11:08 Uhr

Ich halte mich als Apotheker nicht befähigt Impfungen in der
Apotheke durchzuführen.Da hat er recht.Ausserdem will ich das nicht und würde es, selbst durch Gesetze ermöglicht, nicht machen.

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