Apothekerkammer Schleswig-Holstein

Christiansen: E-Rezept bietet Chance für Landapotheken

Damp - 25.03.2019, 12:45 Uhr

Dr. Kai Christiansen, Präsident der Apothekerkammer Schleswig-Holstein, freut sich über die Einführung des E-Rezeptes. (Foto: tmb/DAZ)

Dr. Kai Christiansen, Präsident der Apothekerkammer Schleswig-Holstein, freut sich über die Einführung des E-Rezeptes. (Foto: tmb/DAZ)


„Her damit und zwar schnell“ sagt Dr. Kai Christiansen, Präsident der Apothekerkammer Schleswig-Holstein, über das elektronische Rezept. Denn es biete Landapotheken die Chance, sich von den Standorten der Ärzte unabhängig zu machen und die Menschen dort zu versorgen, wo sie leben. Außerdem fordert Christiansen mit Blick auf das EU-Vertragsverletzungsverfahren, die Subsidiarität zu sichern.

Bei der Eröffnung des Fortbildungskongresses der Apothekerkammer Schleswig-Holstein am Samstag im Ostseebad Damp beschrieb Christiansen die Apotheken als Vorreiter der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Dies habe das Securpharm-Projekt gerade erst wieder gezeigt. Doch die Apotheker stünden weiterhin vor großen Aufgaben. Dabei müsse die freie Apothekenwahl der Patienten erhalten bleiben. 

Unabhängigkeit vom Standort der Ärzte

Christiansen betonte die Chancen der Digitalisierung. „Ich verbinde mit dem elektronischen Rezept die Hoffnung, dass die Apotheke sich ein Stück weit unabhängig macht von den Standorten der Ärzte“, erklärte Christiansen, der selbst in einer sehr ländlichen Region tätig ist. Von vier Ärzten am Ort sei nur noch einer übrig. Mit dem elektronischen Rezept könne es ihm vielleicht ein Stück weit egal sein, wo „seine“ Patienten zum Arzt gingen, solange er sie versorge, meint Christiansen. „Das elektronische Rezept könnte die Apotheken das schaffen lassen, was den Ärzten kaum noch gelingt, nämlich die Sicherstellung der Versorgung auf dem Land“, erklärte Christiansen. Wenn Apotheken damit unabhängig von Arztpraxen dort existieren könnten, wo Menschen leben, dann „her damit und zwar schnell“, forderte Christiansen.

Deckelung bei Grippeimpfstoffen „inakzeptabel“

Außerdem bekräftigte Christiansen die politischen Forderungen seines Amtsvorgängers Gerd Ehmen. Die Apotheken bräuchten endlich eine Honoraranpassung, müssten über neue Honorierungssysteme nachdenken und ruinösen Preiswettbewerb mit Höchstpreisen für Rx-Arzneimittel verhindern. Wegen des Aufwandes bei der Versorgung mit Grippeimpfstoffen sei auch die vorgesehene Deckelung der Honorierung für diese Impfstoffe nicht akzeptabel. Christiansen betonte, dass für Grippeimpfstoffe kein Kontrahierungszwang besteht. Dazu ergänzte er: „Stell Dir vor, es ist Grippesaison und kein Impfstoff ist in den Praxen.“

Politisches Handeln im Vertragsverletzungsverfahren gefordert

Nötig sei auch die Einführung neuer pharmazeutischer Dienstleistungen für ein angemessenes Honorar. Außerdem müsse die EU-Kommission endlich erkennen, dass Arzneimittelversorgung nichts mit freiem Warenverkehr zu tun hat. Deshalb erwarte er beim Vertragsverletzungsverfahren zur Rx-Preisbindung klares Handeln der Politik. Er fasste seine Gedanken in nur einem Wort zusammen und erklärte: „Das Zauberwort heißt Subsidiarität.“

Mehr zum Thema

Deutschland müsse wieder die Bestimmungsgewalt über sein Gesundheitswesen zurückerlangen. Daraus leitete Christiansen seine differenzierte Position zum Rx-Versandverbot ab: „Wir haben nichts gegen Versandhandel, wenn dieser sich an Regeln hält.“ Doch anderenfalls hätten die Apotheker das Recht und sogar die Pflicht, ein Verbot des Rx-Versandes zu fordern. Mit Blick auf das jüngste Eckpunktepapier ergänzte Christiansen, eine Kürzung der finanziellen Forderungen, „weil der SPD-Mann mit der Fliege sein Ego befriedigen will“, sei inakzeptabel.



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Klare Forderungen aus dem Norden ...

von Christian Timme am 25.03.2019 um 14:21 Uhr

Ich befürchte das die Rückschlüsse und Forderungen von Herrn Dr. Christiansen unsere gesamte Politik-Elite in Berlin mehr als überfordern könnten. Von den eigenen Leuten ... ganz zu schweigen. Als Präsident einer AK dürfte ihm der Begriff der Dosierung bekannt sein ... mal sehen was davon noch in Berlin ankommt. Eine eigene Repäsentanz in der Regierungshauptstadt und ein schönes Budget könnten der Sache mehr dienlich sein als Fernschüsse aus dem Norden. Als Nachfolger von FS und dem gebotenen "Leipziger Allerelei" freue ich mich schon jetzt auf ein schmackhaftes Heringsfilet mit den bereits oben genannten "Geschmacksverstärkern".

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