Botanicals und „sonstige Stoffe“

Nahrungsergänzungsmittel für Männer – nur Hokuspokus?

Stuttgart - 20.03.2019, 09:00 Uhr

Prof. Dr. Martin Smollich kennt sich mit Nahrungsergänzungsmitteln und Arzneimitteln gut aus. Unter anderem ist er Herausgeber des Fachblogs Ernaehrungsmedizin.blog. (b/Foto: Matthias Balk)

Prof. Dr. Martin Smollich kennt sich mit Nahrungsergänzungsmitteln und Arzneimitteln gut aus. Unter anderem ist er Herausgeber des Fachblogs Ernaehrungsmedizin.blog. (b/Foto: Matthias Balk)


Die Rückkehr der Omega-3-Fettsäuren?

Kein „Hokuspokus“ sind laut Smollich beispielsweise Phytosterole (wie Sitosterol) zur Gefäß- und Kardioprotektion. Für sie gibt es auch zugelassene Health Claims: Phytosterole tragen zur Erhaltung eines normalen Cholesterinspiegels bei. Tatsächlich senken sie den LDL-Spiegel, allerdings sei kein klinischer Effekt dieser Senkung nachgewiesen, so Smollich. Zudem ist ihr Langzeitrisikoprofil nicht geklärt

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Ebenfalls im Bereich der Kardioprotektion bekannt sind Omega-3-Fettsäuren-Supplemente. Diese waren in der Vergangenheit zur Kardioprotektion weit verbreitet und stark umstritten. Im Dezember 2018 äußerte sich sogar die europäische Arzneimittelbehörde EMA zu Omega-3-Fettsäuren (in Arzneimitteln) und kam zu dem Schluss, dass entgegen früherer Einschätzungen die Mittel nicht wirksam sind, einen erneuten Herzinfarkt oder kardiovaskuläre Probleme bei Patienten, die bereits einen Infarkt hatten, zu verhindern. Allerdings: „Der Sargdeckel ist durch neue Studien wieder ein Stück weit aufgegangen“, kommentierte Smollich den neuesten Stand zum Thema Omega-3-Fettsäuren. Ungefähr zeitgleich mit dem EMA-Statement seien nämlich im „New England Journal of Medicine“ zwei neue Studien veröffentlicht worden (VITAL und REDUCE-IT), von denen eine das Potenzial der Omega-3-Fettsäuren in ein neues Licht rückte. So könnten galenische oder chemische Modifizierungen die Bioverfügbarkeit deutlich erhöhen und bald zu neuen Präparaten auf dem Markt führen, die deutlich höher dosiert sind. Als Beispiel nannte Smollich das Arzneimittel „Vascepa“, das in den USA bereits erhältlich ist. Auf die akutell in Deutschland üblichen NEM lassen sich diese Daten aber nicht übertragen.

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Auch Kürbiskern-Extrakte, Sägezahnpalm-Früchte und Brennesselwurzel-Extrakte sind in der Apotheke bekannt. Es besteht (geringe) Evidenz, dass sie bei benigner Prostatahyperplasie (BPH) helfen. Das Problem bei diesen Produkten ist vor allem die Abgrenzung zwischen NEM / Botanicals und Phytopharmaka.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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