Schweiz

Impfen Apotheker bald auch im Kanton Aargau?

Remagen - 18.03.2019, 09:00 Uhr

Dürfen in Apotheken im Aargau, so wie in dieser Center-Apotheke, bald Impfungen angeboten werden? (Foto: imago)

Dürfen in Apotheken im Aargau, so wie in dieser Center-Apotheke, bald Impfungen angeboten werden? (Foto: imago)


Die Schweizer Apotheker haben es mit dem Impfen in der Offizin schon weit gebracht. Trotzdem gibt es diesbezüglich noch weiße Flecken auf der kantonalen Landkarte, so zum Beispiel im Kanton Aargau. Das soll sich jetzt ändern.

In vielen Schweizer Kantonen ist es für erwachsene Bürger eine Selbstverständlichkeit, einfach in eine Apotheke zu gehen und sich dort impfen zu lassen. Auf der Plattform impfapotheke.ch des Apothekerverbandes pharmaSuisse ist mit einem Klick auf eine übersichtliche Landkarte des Alpenlandes zu erfahren, in welcher Apotheke in den einzelnen Kantonen dies möglich ist. Lediglich eine Impfberatung bieten bislang die Kantone Aargau, Appenzell/Innerrhoden, Appenzell/Ausserrhoden, Glarus und Obwalden an. Eine Gesetzesänderung soll nun im Aargau Impfungen auch ohne zwingenden Arztbesuch ermöglichen. Dies berichtet die Aargauer Zeitung (AZ).

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Bessere Durchimpfungsrate erhofft

Verschiedene Großräte (Kantonsparlamentarier) aus fast allen Parteien von Grünen bis SVP setzen sich für diese Erweiterung der Kompetenzen ein. Sie fordern laut AZ, dass der Regierungsrat die Zugänglichkeit der Bevölkerung zu gewissen Impfungen vereinfacht und hierfür eine Gesetzesänderung auf den Weg bringt. Danach sollen entsprechend qualifizierte Apotheker bestimmte Impfungen an gesunden Personen über 16 Jahren vornehmen dürfen. Von einer maßvollen Ausweitung der Impfmöglichkeiten erhoffen sie sich eine bessere Durchimpfungsrate und sind „überzeugt, dass die zu Recht hohen Ansprüche an Sicherheit und Qualität der betreffenden Impfungen erfüllt werden“.

Ärzteverband noch nicht überzeugt

Damit werde ein weiteres Kapitel im Gerangel zwischen Ärzten und Apothekern eröffnet, erläutert die AZ. In den letzten Jahren hätten die die beiden Berufsgruppen im Rahmen des nationalen Grippeimpftages zusammengearbeitet. Wenn eine Apotheke Impfungen anbieten wollte, konnte sie einen Arzt hinzuziehen. Diese Lösung hätten die Präsidenten des Ärzte- und auch Apothekerverband für eine gute Sache gehalten. Trotzdem würden die Apotheker des Kantons aber seit Jahren auch gerne selbstständig impfen, was bei den Ärzten jedoch auf Widerstand stieß. Apotheker seien keine Ärzte und Ärzte wiederum keine Apotheker, habe Ärzteverbandspräsident Jürg Lareida im November in der Aargauer Zeitung betont. Interessanterweise dürfen Ärzte im Aargau, anders als in anderen Kantonen, keine Medikamente abgeben. Eine Initiative, diese Praxis zu ändern, sei im Jahr 2013 gescheitert.

35 Aargauer Apotheker dürften schon impfen

Laut Apothekerverband haben im Kanton Aargau derzeit schon 35 Apotheker eine Weiterbildung für das Impfen und sind dafür beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) registriert. Ausüben dürfen sie diese Fähigkeiten auf Kantonsgebiet aber noch nicht. Der Präsident des Aargauer Apothekerverbands Lukas Kroner habe im November bekräftigt, impfen in der Apotheke sei ein Kundenbedürfnis. Zielgruppe seien gesunde Menschen, die vielleicht gar keinen Hausarzt haben. Man nehme den Ärzten damit also auch keine Arbeit weg. 

Bröckelt der Widerstand?

Wohl auch deswegen sei der jetzige Zustand auch für den Ärzteverband nicht mehr „sakrosankt“, schreibt die Aargauer Zeitung weiter. Anlässlich der nationalen Impfkampagne habe der Ärzteverbandspräsident Lareida gegenüber das AZ verlauten lassen, dass eine Grippeimpfung in Apotheken durchaus möglich sei, sofern die gesetzlichen Grundlagen vorhanden seien, Darüber hinausgehende Impfungen befürworte er aber derzeit nicht. Diese sollten „einzeln auszudiskutieren“ sein.

Grippewelle ebbt ab

Nach Angaben des schweizerischen Bundesamtes für Gesundheit (BAG) sollen grippeähnliche Erkrankungen in der letzten Woche schweizweit verbreitet gewesen sein. Der saisonale epidemische Schwellenwert von 68 Grippeverdachtsfällen pro 100.000 Einwohner wurde in der Woche 2/2019 überschritten Der Höhepunkt der Grippewelle 2018/19 trat in der Woche 6, das heißt Anfang Februar auf, mit 306 Grippeverdachtsfällen pro 100 000 Einwohner. Seitdem sinkt die Inzidenz. Auch im Kanton Aargau sei die Grippe derzeit weit verbreitet, berichtet das BAG auf seiner Website.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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