CHMP empfiehlt IL-23-Antikörper bei Schuppenflechte

Risankizumab bei Plaque-Psoriasis

Amsterdam / Stuttgart - 15.03.2019, 10:15 Uhr

Nach Guselkumab und Tildrakizumab könnte Abbvies Risankizumab als weiterer IL-23-Antikörper die Zulassung zur Behandlung der Plaque-Psoriasis erhalten. (m / Foto: imago)

Nach Guselkumab und Tildrakizumab könnte Abbvies Risankizumab als weiterer IL-23-Antikörper die Zulassung zur Behandlung der Plaque-Psoriasis erhalten. (m / Foto: imago)


Für mittelschwere bis schwere Plaque-Psoriasis könnte bald ein neues Arzneimittel die Therapie erwachsener Schuppenflechtepatienten erweitern. Der CHMP, der Humanarzneimittelausschus der EMA, hat im Februar 2019 die Zulassung von Risankizumab empfohlen. AbbVie will den Interluekin-23-Antikörper unter dem Handelsnamen Skyrizi® vermarkten. Bereits zugelassene IL-23-Antikörper sind Guselkumab (Tremfya®) und Tildakizumab (Ilumetri®).

Der Humanarzneimittelausschuss CHMP bei der EMA hat sich jüngst, im Februar 2019, positiv zu Risankizumab geäußert. Das Committee for Medicinal Products for Human Use empfiehlt den monoklonalen humanisierten IL-23-Antikörper zur Zulassung in der EU. Konkret darf, so die Europäische Kommission die Zulassung erteilt, Risankizumab zur Therapie der mittelschweren bis schweren Plaque-Psoriasis bei erwachsenen Schuppenflechtepatienten eingesetzt werden. Derzeit ist Risankizumab in keinem Land zugelassen. Entwickelt wurde der IL-23-Antikörper in einer Zusammenarbeit zwischen Boehringer Ingelheim und Abbvie, wobei Abbvie nach eigenen Angaben die „künftige Weiterentwicklung und weltweite Vermarktung“ übernimmt. Skyrizi® wird es in einer Stärke von 75 mg Risankizumab geben.

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Risankizumab richtet sich gegen Interleukin 23, hier selektiv gegen die Untereinheit p19 (IL-23p19). Interleukin 23 ist ein heterodimeres Zytokin, das neben der IL-23p19-Untereinheit eine IL-12B (IL-12p40)-Untereinheit aufweist. Letztere findet sich auch in IL-12. IL-23 spielt eine bedeutende Rolle im Entzündungsgeschehen der Schuppenflechte: Das Zytokin aktiviert eine bestimmte Subpopulation von T-Zellen, TH1 und TH17, welche – TNF-α-vermittelt – die Inflammation bei Psoriasis triggern. Untersucht man die Haut von Patienten mit Plaque-Psoriasis, lassen sich dort erhöhte Spiegel an IL-23 nachweisen.

Risankizumab zeigte besseres Ansprechen als Adalimumab

Abbvie untersuchte Risankizumab in vier großen Phase-III-Studien

  • IMMhance: randomisiert, doppelblind; Risankizumab 150 mg gegen Placebo
  • IMMvent: randomisiert, doppelblind; Risankizumab 150 mg gegen Adalimumab (TNF-α-Antikörper)
  • UltIMMa-1: randomisiert, doppelblind, double-dummy; Risankizumab 150 mg gegen Placebo und Ustekinumab 45 mg oder 90 mg nach Körpergewicht (IL-12- und IL-23-Antikörper)
  • UltIMMa-2: randomisiert, doppelblind, double-dummy; Risankizumab 150 mg gegen Placebo und Ustekinumab 45 mg oder 90 mg nach Körpergewicht (IL-12- und IL-23-Antikörper)

Primärer Endpunkt war jeweils PASI 90 und sPGA 0/1. Der PASI (Psoriasis Area Severity Index) ist ein Maß für den Schweregrad der Schuppenflechte. PGA steht für Physician’s Global Assessment und dient als standardisierte globale Einschätzung der Schwere der Psoriasis. Der Beurteilung liegen die Parameter Schwellung, Schuppung und Rötung der psoriatischen Läsionen zugrunde, die Skala reicht von 0 = klares Hautbild bis 7 = schwere Psoriasis.

PASI: Was ist das?

Der PASI, Psoriasis Area Severity Index, bestimmt den Schweregrad der Schuppenflechte: leicht, mittelschwer, schwer. Rötung, Verdickung, Schuppung und die Ausdehnung der von Psoriasis betroffenen Hautfläche fließen als Bewertungsparameter mit ein. Dabei wird der Körper in vier Regionen unterteilt und die jeweiligen Hautläsionen bewertet.

Der PASI kann Werte zwischen 0 und 72 annehmen, wobei man bei Werten

  • ≤ 10 von leichter,
  • 10 - 50 von mittelschwerer,
  • > 50 schwerer 

Psoriasis spricht. Vor allem für mittelschwere und schwere Formen der Psoriasis erlaubt der PASI eine zuverlässige Einschätzung. Liegen leichte Formen der Schuppenflechte vor, gewährleistet der PASI keine sichere Einschätzung des Schweregrades mehr.

Eine PASI-90-Reduktion entspricht einer Symptomverbesserung der Haut um 90 Prozent vom Ausgangswert. Ein PASI-100-Ansprechen entspricht einer vollständigen klinischen Remission, das heißt einer Erscheinungsfreiheit.

Abbvie untersucht Risankizumab gegen Adalimumab Head-to-Head

In der IMMvent-Studie untersuchte Abbvie seine eigenen Antikörper im direkten Vergleich, denn auch Adalimumab (Humira®) stammt von Abbvie. Im Herbst 2018 war jedoch Schluss mit dem Patent auf das umsatzstärkste Arzneimittel weltweit und die ersten Adalimumab-Biosimilars kamen auf den Markt. 

In der IMMvent-Studie konnte nach 16 Wochen gezeigt werden, dass 72 Prozent der Risankizumab-Patienten (150 mg in Woche 0 und 4, danach alle 12 Wochen) und 47 Prozent der Adalimumab-Patienten (80 mg, gefolgt von 40 mg jede zweite Woche, eine Woche nach der Anfangsdosis) PASI 90 erreichten. Patienten, die unter Adalimumab nach 16 Wochen einen PASI zwischen 50 und 90 aufwiesen, wurden erneut randomisiert und erhielten dann bis Woche 44 entweder Risankizumab oder erneut Adalimumab. Von diesen Patienten erreichten 66 Prozent PASI 90 in der 44.Woche nach Umstellung auf Risankizumab, verglichen mit 21 Prozent der Patienten, die mit Adalimumab weitermachten.

Vielleicht könnte eine IL-23-Blockade mit Risankizumab somit eine Therapieoption auch für Patienten darstellen, die unter TNF-α-Hemmung mit Adalimumab kein zufriedenstellendes Ansprechen zeigen.

Risankizumab versus Ustekinumab

Während Ustekinumab zwei Targets trifft, Interleukin 12 und Interleukin 23, richtet sich Risankizumab selektiv gegen IL-23. In den beiden Replikationsstudien, ultIMMa-1 und ultIMMa-2, verglich Abbvie die Antikörper gegeneinander und zusätzlich gegen Placebo. Das Ziel von Replikationsstudien ist die Kontrolle und Überprüfung von bereits berichteten Forschungsergebnissen.

Unter Risankizumab erreichten 75 Prozent der Patienten nach 16 Wochen Behandlung PASI 90. In der Placebogruppe erreichten PASI 90 nur 5 Prozent (ultIMMa-1) und 2 Prozent (ultIMMa-2). Unter Ustekinumab hatten PASI-90-Ansprechraten 42 Prozent (ultIMMa-1) beziehungsweise 48 Prozent (ultIMMa-2) der Patienten.

Weitere Interleukin-23-Antikörper

Interleukin 23 (IL-23) spielt neben Interleukin 12 (IL-12) und Interleukin 17A (IL-17A) eine wichtige Rolle in der Pathogenese der Psoriasis. Der erste Antikörper überhaupt, der Eingang in die Behandlung der Psoriasis fand, war 2009 Ustekinumab. Stelara® neutralisiert zwei Zytokine, IL-12- und IL-23. Der erste Antikörper der selektiv nur auf IL-23 wirkt, folgte im November 2017 mit Guselkumab in Tremfya®. Seit Oktober 2018 ist nun auch Tildrakizumab (Ilumetri®) als IL-23p19-Antikörper in der EU zur Anwendung bei mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis zugelassen.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Irreführende Überschrift

von W. Adolf am 18.03.2019 um 9:51 Uhr

"CHMP empfiehlt IL-23-Antikörper bei Schuppenflechte"

Nein, tut sie nicht. Sie empfiehlt dieses neue Arzneimittel nicht bei Schuppenflechte. Sondern lediglich, es für diese Indikation zuzulassen. Die "Empfehlung" der CHMP ist ein üblicher Schritt im europäischen Zulassungsverfahren. Die Zulassung ist - wie wir alle wissen - ein Verfahren zur Regelung des Marktzutritts, nicht zur Generierung von Therapieempfehlungen. Das sollte man bitte nicht vermischen.

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