Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

10.03.2019, 08:00 Uhr

Die EU will Deutschland verklagen, wenn wir nicht innerhalb von zwei Monaten die Preisbindung für Rx-Arzneimittel für EU-Versender abschaffen. Soll sie doch! (Foto: Andi Dalferth)

Die EU will Deutschland verklagen, wenn wir nicht innerhalb von zwei Monaten die Preisbindung für Rx-Arzneimittel für EU-Versender abschaffen. Soll sie doch! (Foto: Andi Dalferth)


7. März 2019 

Und dann das! Das knallt richtig rein: Die EU-Kommission hat Deutschland ein offizielles Mahnschreiben geschickt und fordert die Bundesregierung auf, innerhalb von zwei Monaten endlich die Preisbindung bei Rx-Arzneimitteln für EU-Versender aufzuheben, sonst gibt’s eine Klage vor dem EuGH für Deutschland. Mein liebes Tagebuch, das ist mega-heftig! Die EU-Kommission will das ewige Hin und Her der Diskussionen übers EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung nicht länger mit ansehen. Ja, war dann das Hickhack ums Rx-Versandverbot, um Boni-Deckel, um Gleichpreisigkeit für die Katz? Die EU lässt in diesem Mahnschreiben wissen, dass sie unbeirrbar am Kern des Urteils festhält: Das System fester Preise beeinträchtigt den Handel zwischen den EU-Ländern, solche Vorschriften verstoßen gegen den Grundsatz des freien Warenverkehrs und benachteiligt ausländische EU-Versender. Und auch für die Arzneiversorgung in ländlichen Regionen Deutschlands wäre es positiv, wenn die Patienten neben den Vor-Ort-Apotheken die Möglichkeit hätten, ihre Arzneimittel „zu günstigen Preisen im Internet zu bestellen“. Mein liebes Tagebuch, es geht also nur um Wettbewerb, nicht um Sicherheit. Da kann einem doch das Messer in der Hose aufgehen! Was ist das für eine absurde Argumentation! Der Patient bezahlt doch seine Rx-Arzneimittel nicht selbst und die Boni der ausländischen Versender haben nichts mit „günstigen Preisen im Internet“ zu tun. Es sind doch gerade die Boni und Rabatte, die u. a. dazu führen dass Apotheken auf dem Land platt gemacht werden. Ungeachtet dessen, bald wird’s ernst. Innerhalb von zwei Monaten muss hier eine Lösung gefunden werden, die nach den Willen der EU-Kommission heißt: Für die ausländischen Versender gelten die deutschen Arzneimittelpreise nicht, sie dürfen dafür verlangen was sie wollen, heißt so viel wie: Sie müssen auch Boni und Rabatte geben dürfen wie sie wollen. Eine EU-Kommission dürfte demnach kein Versandverbot, aber auch keine Boni-Deckel tolerieren. 



Peter Ditzel (diz), Apotheker
Herausgeber DAZ / AZ

redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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12 Kommentare

Stahlharte Verbände

von Wolfgang Müller am 10.03.2019 um 14:57 Uhr

Reinhard Herzog erörtert hier weiter unten zu recht BAV- bzw. LAV/GKV-Rx-Gruppenverträge für die Möglichkeit, dass jetzt bald die Rx-Festpreise fallen. "Boni" überspringt er einfach als Zwischen-Szenario, meiner Meinung nach ebenfalls zu Recht.

Für diesen Fall "Rx-Gruppenverträge" - und, um "nach den Boni" überhaupt genau dahin zu kommen - bräuchten wir in der Tat nichts dringender als "Stahlharte Verbände". Wem Alles - und mit welchem "Berufsbild" - diese "Stahlharten Verbände" durch gut ausgehandelte Rx-Gruppenverträge dann tatsächlich das Überleben sichern könnten, ist eine extrem spannende und diskussionswürdige Frage.

Mir persönlich würde die Beibehaltung der Rx-Gleichpreisigkeit weiter hundertmal besser gefallen, ohne dass ich mich dabei allzu sehr als "Betonkopf" fühle. Ich halte das mit Abstand weiter für die Lösung, die nicht nur uns, sondern der Volkswirtschaft und speziell dem Gesundheitssystem am einfachsten und damit besten die nötige Planungssicherheit und Wirtschaftlichkeit geben kann. Aber: Das sind eben verschiedene Konzepte.

Warum wir aber VOR ALLEM "Stahlharte Verbände" brauchen? Was aber wegen diverser Tabus und Lebenslügen wohl kurioserweise noch schwerer berufspolitisch zu verdauen ist?

Um die prinzipiell ebenso vollkommen zutreffende Aussage von Reinhard Herzog WIRKLICH wahr zu machen, dass Vor-Ort-Apotheken von der Kostenstruktur her dem Versand ÜBERLEGEN sein können!

Nur "Stahlharte Verbände" werden diese Möglichkeit umsetzen können, indem sie alle bis zum heutigen Tage von "Der ABDA" und insbesondere Kiefers Bundesapothekerkammer aufgetürmten Nonsens-Regularien für jede einzelne Apotheke einfach mal ABRÄUMEN. Diesen ganzen Quatsch (nur ein Beispiel: Cannabis) mit seinen immensen, von viel zu Vielen noch nicht einmal annähernd in ihrer desaströsen Auswirkung wahrgenommenen Personal-, Material-, Geräte-, Raum- und sonstigen Kosten. Zzgl. einer in Wirklichkeit für fast Alle unbeherrschbaren Komplexität.

Ja, "Stahlharte Verbände", vor Allem auch gegen die Feinde im eigenen berufspolitischen Lager gerichtet, wären vielleicht schon 90 Prozent der Lösung, um zumindest den meisten von uns den Spaß am Beruf und das Überleben zu sichern. Und vielleicht sogar den Nachwuchs ....

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Funktioniert noch die Gewaltenteilung in der EU?

von Gunnar Müller, Detmold am 10.03.2019 um 11:57 Uhr

Die EU-Kommission neben Jean-Claude Juncker und dem deutschen Kommissar Günther Oettinger hat als Regulativ doch wohl auch noch das EU-Parlament und seine vielen Abgeordneten, oder?
Also: Druck machen !!
Fragen wir doch - neben den eben genannten - einfach einmal unsere noch gewählten Abgeordneten, was sie bislang dazu beigetragen haben, Schaden von den deutschen Apotheken abzuwenden - und diejenigen Abgeordneten, die demnächst von uns gewählt bzw. wiedergewählt werden wollen, was diese dazu aktuell beitragen wollen, die eklatante Bevorzugung von Versendern gegenüber den inländischen Apotheken zu beseitigen!
Und dazu zählen u.a. MdEPs wie Manfred Weber ebenso wie Elmar Brok und seine Nachfolger Peter Liese und Birgit Ernst.
Einmal abgesehen von unserem „netten“ aber offensichtlich völlig insuffizienten und überforderten ABDA (=„die-tun-ja-eh-nix“) – Büro in Brüssel…

Und falls dabei wieder nix Positives heraus kommen sollte, so gibt es zum Glück ja auch noch den von uns BasisApothekern aus Westfalen-Lippe vorgelegten „Plan C“ von Anfang Januar:
Über einen gestaffelten Apothekenabschlag endlich die seit Jahren notwendige Strukturreform beim Apothekenhonorar herbeizuführen, die leicht umsetzbar wäre und den kleineren Apotheken wirklich hilft …
(z. B. SGB V-Änderung, gestaffelter aufwandsbezogener kassenneutraler Kassenabschlag = weniger Abschlag für kleinere und mittlere Apotheken und höherer Abschlag für XXL-Apotheken und alle Versender)

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Na und?

von Reinhard Herzog am 10.03.2019 um 11:46 Uhr

Mit EU-Mahnschreiben können sich die einzelnen Mitgliedstaaten die Wände tapezieren. Das sagt erst einmal sehr wenig, insbesondere hinsichtlich der tatsächlichen Konsequenzen. Und vor allem nicht wann. Das dauert ...
Das Schreiben an sich ist auch keine Überraschung, sondern folgt dem formalen Vorgehen der EU-Kommission. Nur der Zeitpunkt mag ungelegen sein - Koinzidenz der Ereignisse.

Aber spielen wir doch den Worst case einmal durch:
Die AMPreisV fällt.
Und dann?

Glaubt jemand im Ernst, dass dann "Preis-Wildwest" eintritt? Nein!
Dann werden aus den heutigen bundesweiten Festpreisen eben Verhandlungspreise, wahrscheinlich auf Landesebene. Die Bedeutung der LAVen würde dann stark zunehmen.

Das muss alles nicht negativ sein. Aber unsere Vertreter müssen dann eben noch lauter und aktiver werden. Bei den Ärzten läuft es ja auch (Budgetverhandlungen der KBV bzw. einzelnen KVen).

Vor allem würde dann jährlich verhandelt, und meist gibt es mehr. Ist jedenfalls bei den Ärzten, Physiotherapeuten, Logopäden, Orthopädiemechanikern usw. so. Und möglicherweise wäre es doch weitaus zielführender, auf Landesebene der jeweiligen Struktur entsprechend Abschlüsse zu tätigen. Die sähen eben in Hamburg anders aus als im Flächenland Bayern mit ganz anderen Versorgungssituationen.

Wäre das so schlecht?

Und jetzt nicht wieder das Versand-Geseiere. Versand ist in der Breitenversorgung teurer (!), nur in der Spezialversorgung (hohe Päckchenwerte) relativiert sich das. Den Versand kann man bei unserer (Noch-)Versorgungsdichte und -qualität schlicht im kaufmännisch-logistischen Wettbewerb vor Ort toppen. Wäre in den 15 Jahren längst fällig gewesen, aber ...

Meinetwegen verbietet den Rx-Versand. Aber das wird die Apotheken nicht in die Zukunft tragen, sondern die Anpassungsprozesse an die medizinische Versorgung der Zukunft nur ein wenig hinauszögern. Mal wieder Zeit gekauft (auch das RxVV wird einen Preis haben!), und wahrscheinlich würde diese Zeit nicht einmal adäquat genutzt.

Mit Betonkopf-Ideologien kommt man nicht mehr weiter. Im Gegenteil, der Berufsstand rennt sich doch die Köpfe immer mehr an den eigenen Mauern ein. Immer nur klammern, jammern und betteln - so etwas führt nicht in die Zukunft, sondern ist ein typisches Verhalten alternder Branchen, die in der Vergangenheit leben. Sehen wir andernorts auch ...

Stahlhart statt betonhart ist gefragt.
Beton bricht, Stahl, am besten in rostfreier Ausführung, ist bei aller Härte halt weitaus flexibler.

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AW: Eben!

von Kerstin Kemmritz am 10.03.2019 um 11:56 Uhr

Herrlich, wie kann ich das liken?

AW: Na und

von Karl Friedrich Müller am 10.03.2019 um 13:07 Uhr

Ihr Kommentar ist super. Nur hat er einen Haken.
Ich traue unseren Verbänden nicht zu, dass

Sie laut werden,
Stahlhart sind,
Gut verhandeln.

Im Gegenteil. Siehe neuer Rahmenvertrag. Da sind wir auch verraten und verkauft.

Ihre Idee funktioniert nur mit den richtigen Leuten.

AW: Na und ...

von Christian Timme am 10.03.2019 um 13:43 Uhr

... stürzt der Hund von oben kommend an der Katze im 2. Stock vorbei und ruft: Juhu, bis jetzt ... ist nix passiert ...

Europäische Gesundheitspolitik für „Randgruppen“ ...

von Christian Timme am 10.03.2019 um 9:56 Uhr

Ich empfinde es als unerträglich zusehen zu dürfen wie sich nichtstuende Politiker und Standesfürsten ohne Kopf und Konzept aber natürlich mit allen Insignien der Auserwählten ausgestattet an der Ausdünnung und Abschaffung dieses Berufsstandes abarbeiten und dafür auch noch viel Zeit und Geld benötigen ... und die „Verfügungsmasse“ macht bis auf wenige Ausnahmen auch noch mit ...

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Europe first / European Way of life / Zentralismus / Europa richtig machen

von Martin Didunyk am 10.03.2019 um 9:18 Uhr

für mich persönlich ist es nicht nachvollziehbar, warum eine top ausgestattete Organisation wie unsere ABDA es nicht schafft, zeitnah und themennah zu reagieren.

Während Macron und AKK "Europa neu erfinden" und "Europa richtig machen", schaffen wir es nicht die Themen der "Europäischen Gesundheit" aus nationaler Sicht zu präsentieren. Genau jetzt - in der öffentlichen Diskussion voller europäischer Euphorie und Hinweisen auf europäische Limits - wäre der richtige Zeitpunkt aufzuzeigen, was im gutgemeinten Geiste der Europäisierung national unter die Räder kommt.

Was wir aus Berlin jedoch wahrnehmen, ist ein konsequentes Schweigen....wegen Feiertag und Sonntag...

Während Tausende Kolleginnen und Kollegen an Feiertagen, Sonntagen, Nächsten Notdienste leisten und stets top präsent für Anliegen der Kunden / Patienten da sind, schafft es unsere ABDA nicht, eine "PR Task Force" zu etablieren, die zeitnah relevante Themen kommuniziert.

Ein wahrlich schwieriges Standing der ABDA ...

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Superanwälte und Gelassenheit

von Ulrich Ströh am 10.03.2019 um 8:51 Uhr

Lieber Herr Ditzel,
die Superanwälte der ABDA kenne ich nicht und die gibt es auch nicht.

Ansonsten warten wir mal das Montagsstatement der ABDA ab!
Gelassenheit hilft immer...

Aber Resultate ersetzen alle Argumente ,
die ABDA ist am Zug.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Superanwälte und Gelassenheit

von gabriela aures am 10.03.2019 um 10:08 Uhr

Moun Herr Ströh,

lt. Zeitplan ist die ABDA am UMZUG ins neue Domizil, da müssen so Imponderabilien wie EU-Briefe einfach zurückstehen.
Verstehen wir Undankbaren nur nicht.
Sieht man doch auch am ewigen Gemotze zum Thema „erneute , möglichst aufwändige Prüfung von bereits geprüften Stoffen“.

ABDA und die Superanwällte, ich lach mich schlapp

von Karl Friedrich Müller am 10.03.2019 um 8:15 Uhr

„Wir lassen uns verklagen, nehmen uns ein paar Super-Anwälte und bringen damit das Rx-Versandverbot vor den EuGH. Schlimmer geht nimmer, “
Da hab ich nun mal herzlich gelacht.
Die Lage ist ernst, ist sie schon lange.
Schon immer hat die ABDA sich entweder nicht gerührt oder den Karren wegen Überheblichkeit und mangelhafte der Vorbereitung noch weiter in den Dreck geschoben.
Super Anwälte gab es nie, kamen nicht in Frage. Genau so wenig wie gute oder gar super Berater. Man hat bei der ABDA da wohl einen Komplex.
Also heißt der Satz: wir haben schon verloren

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: ABDA und die Superanwällte, ich lach

von Thomas Trautmann am 10.03.2019 um 11:20 Uhr

Der Satz : "Wir haben schon verloren." ist zu eng gefasst. Wenn, dann haben die Apotheken samt deren Angestellten und die Apothekenkunden verloren. Nur letztere wissen es noch nicht.

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