Orthomol unterstützt Start-Up

Insektenprotein aus der Apotheke?

Stuttgart - 08.03.2019, 16:30 Uhr

Orthomol-Chef Glagau (2. von links) mit dem Team von Isaac Nutrition, 
die Insektenprotein auf den deutschen Markt gebracht haben. (m / Foto: Orthomol GmbH Pressematerial)

Orthomol-Chef Glagau (2. von links) mit dem Team von Isaac Nutrition, die Insektenprotein auf den deutschen Markt gebracht haben. (m / Foto: Orthomol GmbH Pressematerial)


Sind Insekten eine nachhaltige und gesunde Proteinquelle? Obwohl es auch kritische Stimmen gibt, der Orthomol-Geschäftsführer und Investor Nils Glagau glaubt an das Potenzial von Nahrungsergänzungsmitteln mit Insektenprotein für Sportler. Deshalb beteiligt er sich sowohl strategisch als auch finanziell am Kölner Start-up Isaac Nutrition.

Orthomol-Geschäftsführer und Investor Nils Glagau hat kürzlich eine strategische und finanzielle Beteiligung seines Unternehmens am Kölner Start-up Isaac Nutrition bekannt gegeben. Isaac Nutrition entwickelt und vermarktet funktionale Nahrungsmittel und Nahrungsergänzungsmittel mit Insektenprotein für Sportler und gesundheitsbewusste Menschen. Das Unternehmen hat 2018 Europas erstes Proteinpulver mit Insektenprotein auf den Markt gebracht.

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In Zusammenarbeit mit Lebensmitteltechnologen der Fachhochschule Münster hat Isaac Nutrition ein Proteinpulver entwickelt, welches das Mehl des Buffalo-Wurms enthält. Das Produkt wird in Deutschland produziert und ist über den Onlineshop des Unternehmens sowie in zahlreichen Sportstudios erhältlich. Zusätzlich vertreibt Isaac Nutrition das unverarbeitete Mehl des Buffalo-Wurms. Ob das Proteinpulver durch die Beteiligung von Orthomol künftig auch über Apotheken vertrieben werden soll, ist bisher nicht bekannt.

Insekten und die Novel Food-Verordnung

Vor 2018 war die Rechtslage für Insekten als Lebensmittel nicht eindeutig, wie das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) auf seiner Internetseite schreibt. Aus der europäischen Verordnung über neuartige Lebensmittel (Novel Food-Verordnung (EG) Nr. 258/97) ging nicht hervor, ob auch ganze Insekten als Novel Food gelten, es wurden nur „Lebensmittelzutaten, die aus Tieren isoliert wurden“ genannt. 

Seit dem 1. Januar 2018 gilt die neue Novel Food-Verordnung (EU) 2015/2283, seitdem gilt: Alle Insekten oder insektenhaltigen Produkte, die als Lebensmittel in den Verkehr gebracht werden sollen, müssen vorab gesundheitlich bewertet und von der Europäischen Kommission zugelassen werden. Zulassungsanträge mussten auch davor schon gestellt werden, allerdings bei den nationalen Behörden. Neu ist außerdem das neue Anzeigeverfahren für traditionelle Lebensmittel aus einem Drittstaat: Dann muss belegt werden, dass das Lebensmittel dort seit mindestens 25 Jahren verzehrt wurde und keine Sicherheitsbedenken auftraten. (dm)

Insekten sind die nachhaltigste tierische Proteinquelle. Sie benötigen in der Aufzucht und Verarbeitung wesentlich weniger natürliche Ressourcen als andere Nutztiere wie Rinder: 2.000-mal weniger Wasser, 10-mal weniger Fläche, 100-mal weniger Treibhausgas-Emission. In der Futterumsetzung und Verwertbarkeit sind Insekten 12-mal effizienter als Rinder. Neben einer hohen Menge an hochwertigem Eiweiß (ausgewogenes Aminosäurespektrum und gut verwertbare Fettsäurezusammensetzung) enthalten sie gesunde Fette sowie 15 Mineralstoffe und Vitamine. Außerdem seien die gelieferten Nährstoffe durch eine hohe Bioverfügbarkeit leicht verträglich. So werden Insekten zu einer vielversprechenden Alternative zu herkömmlichen Proteinquellen wie Molke, Soja oder Ei. 

Probleme bei der Zucht im industriellen Maßstab? 

Kritiker weisen darauf hin, dass der Einsatz von Medikamenten sehr wahrscheinlich sei, wenn man Insekten im industriellen Maßstab züchte. Dies bedeute, dass Abermillionen von Tieren auf engstem Raum leben und man nicht wisse, von welchen Krankheiten diese Tiere alle befallen werden und welche Hygieneprobleme man bei einer Massenproduktion bekommen würde, heißt es beispielsweise vom Lehrstuhl für Tierernährung an der TU München. Außerdem dürfe man nicht davon ausgehen, dass man Insekten zur Erzeugung von Lebensmitteln einfach mit irgendwelchen Abfällen füttern könne. Sie bräuchten, wie alle anderen Lebewesen auch, hochwertige und hygienisch einwandfreie Nahrung, damit sie wachsen und gedeihen. Erst dann kämen sie aus der Sicht der Lebensmittelsicherheit überhaupt als potenzielle Nahrung für den Menschen in Frage. 

Gründer-Stipendium des Bundeswirtschaftsministeriums 

Orthomol-Chef Glagau zeigt sich fest davon überzeugt, dass Insekten in Zukunft ein Teil der menschlichen Ernährung sein werden. Das Isaac-Team arbeite mit Herzblut darauf hin und könne auf seinem Weg nun auf seine und die Unterstützung seines Unternehmens zählen. Orthomol verfügt als führendes Unternehmen im Bereich der orthomolekularen Medizin über langjährige Erfahrungen im Bereich Gesundheit, Ernährung und Sport. Das Familienunternehmen will das junge Team aus Köln auch in der Produktentwicklung und im Vertrieb unterstützen: „Mit Orthomol haben wir nun einen erfahrenen Partner, der an uns und unsere Vision, Sportlernahrung neu zu definieren und Insektenprotein alltäglich zu machen, glaubt. Außerdem weiß Nils Glagau aus eigener Erfahrung, wie man eine starke Marke aufbaut“, kommentiert Isaac-Mitgründer und Geschäftsführer Tim Dapprich die Partnerschaft. Zuvor wurde das Team hinter Isaac Nutrition bereits über ein Gründer-Stipendium des Bundeswirtschaftsministeriums und der EU gefördert. 

Orthomol begann seinen Weg auch als Start-up

1991 begann die Orthomol-Geschichte auch als Startup: mit zwei Mitarbeitern und drei Produkten. Heute arbeiten über 400 Menschen in dem Langenfelder Familienunternehmen, das erfolgreich Nahrungsergänzungen entwickelt und vertreibt. Seit einiger Zeit steht das Unternehmen auch Start-ups zur Seite – als Berater, strategischer Partner oder auch mit Know-how und Zugang zu entsprechenden Netzwerken.   

Übrigens: Nils Glagau ist nicht nur Inhaber und Geschäftsführer der Orthomol GmbH, sondern auch neuer Investor bei „Die Höhle der Löwen“, einem TV-Format bei VOX. Als Juror in der Vox-Show wird Glagau die Jury in der kommenden Staffel verstärken. Glagaus Interesse dürfte dabei wohl vor allem Start-ups aus den Bereichen Gesundheit, Ernährung und Bewegung gelten



Cornelia Neth, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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