Nach knapp zwei Jahren im Amt

FDA-Chef Gottlieb tritt zurück

München - 06.03.2019, 12:40 Uhr

FDA-Chef Scott Gottlieb hat angekündigt, von seinem Amt zurückzutreten. Er selbst gibt familiäre Gründe an. ( r / Foto: Imago)

FDA-Chef Scott Gottlieb hat angekündigt, von seinem Amt zurückzutreten. Er selbst gibt familiäre Gründe an. ( r / Foto: Imago)


Kritik an Gottlieb

Ob diese Erklärung den wahren Grund von Gottliebs Abgang widergibt, ist unter Beobachtern umstritten. Bereits bei seinem Amtsantritt im Mai 2017 hatte es Kritik an seiner Nominierung gegeben, da Gottlieb zuvor jahrelang führende Positionen in der Pharmaindustrie innegehabt hatte. So beriet er den Arzneimittelkonzern GlaxoSmithKline und saß im Vorstand mehrerer Biotechfirmen, zudem gehörte er dem konservativen Thinktank American Enterprise Institute an und war als Venture-Kapitalist tätig. Kritiker argwöhnten, dass es in seiner Funktion an der Spitze der FDA deshalb zu Interessenkonflikten kommen könnte. Der studierte Arzt entgegnete damals, dass er sich ein Jahr lang aus allen Entscheidungen heraushalten werde, die Hersteller betreffen, für die er gearbeitet hatte.

Kritik wurde an Gottlieb zuletzt auch wegen der starken Verbreitung von E-Zigaretten bei Jugendlichen laut. Zwar hatte er mit dem Vorstoß überrascht, das Suchtpotenzial von Zigaretten zu verringern, indem von den Herstellern die Beimengung niedrigerer Nikotinmengen verlangt wird. Die Maßnahmen waren in den Augen vieler aber nicht effektiv genug.

Gottlieb: Mehr Kompetenzen für die FDA im Kampf gegen Drogen

Hinsichtlich der grassierenden Opioidkrise in den USA, der bereits zahllose Menschen zum Opfer gefallen sind, wünschte sich Gottlieb mehr Kompetenzen seiner Behörde, um steuernd eingreifen zu können. In einer Mitteilung auf der Webseite der FDA gesteht Gottlieb ein, dass die FDA stets großen Herausforderungen ausgesetzt sei, da sie oft in der Mitte von unterschiedlichen und starken Interessen stehe. Das Leben der Menschen hänge im wahrsten Sinne des Wortes davon ab, was die Behörde tue. Der Schutz von Patienten und Konsumenten sei daher die Grundlage aller FDA-Aktivitäten und -Entscheidungen – dahinter stehe er.

US-Präsident Trump wollte offenbar an Gottlieb festhalten. Die Zeitung Washington Post schreibt, dass Gottlieb zwar einige politische Meinungsverschiedenheiten mit dem Weißen Haus hatte, dort aber dennoch respektiert sei und gebeten werden könnte, eine andere wichtige Funktion zu übernehmen. Trump selbst twitterte: „...Scott hat uns geholfen, die Arzneimittelpreise zu senken, eine Rekordzahl von Generika zu genehmigen und auf den Markt zu bringen, und so viele andere Dinge. Er und seine Talente werden sehr vermisst werden!“



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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