Flächendeckende Arzneimittelversorgung

Antrag der AfD: Botendienst statt Rx-Versandhandel

Berlin - 06.03.2019, 07:00 Uhr

Die AfD-Bundestagsfraktion fordert das Rx-Versandverbot. Anstelle des Rx-Versandes solle der Botendienst der Vor-Ort-Apotheken ausgebaut werden, denn hier sei Beratung nicht ausgeschlossen. (r/Foto: imago)

Die AfD-Bundestagsfraktion fordert das Rx-Versandverbot. Anstelle des Rx-Versandes solle der Botendienst der Vor-Ort-Apotheken ausgebaut werden, denn hier sei Beratung nicht ausgeschlossen. (r/Foto: imago)


Botendienst: für den Patienten die bessere Alternative

Im Gegensatz zum Versandhandel biete der Botendienst für den Patienten entscheidende Vorteile, erklärte Gehrke gegenüber DAZ.online. „Der Botendienst ist etwas völlig anderes als der Versandhandel. Es wird zwar bei beiden das benötigte Medikament nach Hause geliefert, aber der Botendienst schließt ein vorheriges informatives Beratungsgespräch in der Apotheke nicht aus, der Versandhandel sehr wohl“, so der Kardiologe.  

Die Apothekerschaft müsse sich allerdings auf den Wandel vorbereiten. So werde die sich die Aufhebung des Fernbehandlungsverbotes unmittelbar auf die Apotheken auswirken. „Letztendlich ist eine Beratung wie in der Apotheke auch durch Telemedizin vorstellbar, zumindest für den Gesetzgeber. Denn bei Ärzten stellt er direkte Beratung und telemedizinische Beratung auf eine Stufe, was ich ausgesprochen kritisch sehe“, kommentiert Gehrke. So könne eine Videosprechstunde das persönliche Beratungsgespräch nicht ersetzen, weil nonverbale Signale, die für die Einschätzung der Situation wichtig seien, nicht übermittelt würden. Dies trifft aus Sicht des Gesundheitspolitikers auch für die Apothekenberatung zu.

Gehrke: Raus aus der Schockstarre

Auf Dauer werde auch das Rx-Versandverbot den Apothekenschwund auf dem Land nicht aufhalten können, prognostiziert Gehrke. Denn die Nachteile bezüglich Herstellerrabatten sowie die unterschiedlichen Mehrwertsteuersätze bestünden auch im Falle eines Verbotes. „Es wird zwangsläufig zu anderen Formen der pharmazeutischen Versorgung auf dem Lande kommen und die deutschen Apotheker wären gut beraten, sich nicht wie der Frosch vor der Schlange in Schockstarre zu versetzen, sondern sich innovativ damit auseinanderzusetzen, um ausländischen Begehrlichkeiten rechtzeitig Paroli bieten zu können.“

So wie schon im Europawahlprogramm der AfD beschwert sich Gehrke über den zunehmenden Einfluss der EU auf die Gesundheitsversorgung hierzulande. „Deutschland verzichtet zunehmend auf nationale Rechte und die deutschen Apotheker spüren das gerade in dem Urteil des europäischen Gerichtshofes zur Aufhebung der deutschen Arzneimittelpreisverordnung im EU Ausland.“  

Rx-Versandverbot: für ABDA derzeit Plan B

Mit ihrem Antrag geht die AfD zum Teil sogar etwas weiter als das, was die ABDA mit ihrem Gegenvorschlag zum Apothekenpaket von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) derzeit fordert. So ist das Rx-Versandverbot in der aktuellen ABDA-Kommunikation kein Top-Thema mehr. Diese Maximalforderung wollen die Apotheker erst dann wieder auf den Tisch zu bringen, wenn Spahn ihre Forderung nach Gleichpreisigkeit nicht berücksichtigen sollte.

Was den Botendienst betrifft, sieht die ABDA derzeit keinen Handlungsbedarf. Spahn hatte vorgeschlagen, den Botendienst im Zusammenhang mit dem E-Rezept als Alternative zum Versandhandel auszubauen.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Wie solls laufen ? Vergütung - schon mal gehört ?

von Alfons Neumann am 06.03.2019 um 23:48 Uhr

Wäre mal interessant: Ist dann der Botendienst eine bspw. ggü. KraKa´s zu einem vernünftigen Betrag einforderbare Leistung, oder sollen Apothekers allgemein sowas gefälligst für lau machen?
Eine Vergütung dafür ist sowieso schon lange überfällig - meinetwegen auch mit noch ´ner Sonder-PZN...

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