AmTS-Studie im Pflegeheim

Medikationsanalyse: Sind Offizinapotheker so gut wie klinische Pharmazeuten?

Stuttgart - 28.02.2019, 09:00 Uhr

Gerade in der Geriatrie und im Pflegeheim können sich Medikationsanalysen durch Apotheken als nützlich erweisen. ( r / Foto: Ingo Bartussek / stock.adobe.com)

Gerade in der Geriatrie und im Pflegeheim können sich Medikationsanalysen durch Apotheken als nützlich erweisen. ( r / Foto: Ingo Bartussek / stock.adobe.com)


Viel Potenzial (nach oben)? Klinische Relevanz?

Die Autoren folgern aus der Studie, dass das Wissen der Offizinapotheker über die Heimbewohner und ihre Beziehung zu den verschreibenden Ärzten für eine erfolgreiche Medikationsanalyse entscheidend ist. Insgesamt sei die Rate an DRPs (drug-related problems) und entsprechenden Interventionen in der vorliegenden Studie geringer als in anderen Studien gewesen, was dem engen Spektrum an nachweisbaren DRP-Kategorien mittels einer einfachen Medikationsanalyse geschuldet sei.

Dass die Umsetzung der pharmazeutischen Interventionen nur selten erfolgreich war, sei den Autoren zufolge einerseits überraschend gewesen - stützte sich die Studie doch auf bereits bestehende Beziehungen zwischen Arzt und Apotheker. Zudem hatten die Offizinapotheker in der Mehrheit ihr Verhältnis zum Arzt zuvor als positiv beschrieben (64 Prozent, 36 Prozent negativ). Auf der anderen Seite habe sich gezeigt, dass in den Apotheken innerhalb einer einfachen Medikationsanalyse oft wichtige Daten fehlen – wie weitere Patientendaten oder Laborwerte. So sei es schwierig, die klinische Relevanz der DRPs richtig zu beurteilen, was sich nicht positiv auf das interprofessionelle Verhältnis auswirken könnte.

Die Autoren vermuten, dass die Ärzte es als ärgerlich empfunden haben könnten, Empfehlungen für alternative Arzneimittel zu erhalten, die aber nicht zur Indikation des Patienten passten; oder Empfehlungen zu einem Therapie-Monitoring zu erhalten, das der Arzt bereits durchgeführt hat. Nur eine der Apotheken in der Studie habe mehr als die Hälfte ihrer Interventionen auch umsetzen können. Diese Apotheke habe gleichzeitig eine große Übereinstimmung mit der Bewertung durch die klinischen Experten gezeigt (78 Prozent). Außerdem kamen die Experten bei dieser Apotheke auch am seltensten zu dem Ergebnis, dass die dokumentierten DRPs von geringer klinischer Relevanz seien. 

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Was auch beachtet werden müsse, sei, dass die Offizinapotheker eventuell Zusatzinformationen über die Patienten und Verschreiber hatten, die den klinischen (Referenz-)Pharmazeuten fehlten. So könnten manche DRPs von den Offizinapothekern erst gar nicht dokumentiert worden sein, weil davon ausgegangen wurde, dass der Arzt entsprechende Empfehlungen gar nicht umgesetzt hätte. (Die Offizinapotheker dokumentierten 154 DRPs, die klinischen Pharmazeuten 235, 84 stimmten überein). Die Autoren schlagen vor, dass eine höhere Übereinstimmung der Empfehlungen der Offizinapotheker mit denen der klinischen Pharmazeuten durch weiteres Training erreicht werden könnte. So seien gerade die Ergebnisse bezüglich PIM (potentially inappropriate medication) in der Studie gut gewesen, wobei PIM eines der Hauptthemen in der Schulung für die Offizinapotheker, die an der Studie teilnahmen, darstellte. 



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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