Neues Positionspapier der PGEU

EU-Apothekerverband will digital mitmischen

Remagen - 21.02.2019, 16:45 Uhr

Der EU-Apothekerverband (PGEU) hat ein Positionspapier zur Digitalisierung im Apothekenwesen herausgegeben. (Foto: Imago)

Der EU-Apothekerverband (PGEU) hat ein Positionspapier zur Digitalisierung im Apothekenwesen herausgegeben. (Foto: Imago)


Die Apotheker wollen bei der Nutzung von Big Data und künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen in Zukunft kräftig mitmischen. In einem neuen Positionspapier legt der Europäische Apothekerverband PGEU dar, warum die öffentlichen Apotheken dafür schon jetzt gut aufgestellt sind.   

Die europäische Pharmazie geht mit der Zeit und will zukünftig mehr Big Data und künstliche Intelligenz für die Betreuung der Patienten einsetzen. In der Offizin könnten innovative und automatisierte Technologien sehr nützlich sein, glaubt der Europäische Apothekerverband PGEU und unterstreicht seine Ansprüche in einem neuen Positionspapier. 

Enormes Potential für die Apotheken

Die Sammlung von Gesundheitsdaten habe vielerorts zur Einführung von elektronischen Patientenakten und elektronischen Verschreibungen geführt, wird in dem Dokument ausgeführt. In einigen europäischen Ländern seien die Apotheker bei dieser Entwicklung an vorderster Front mit dabei. Außerdem suchten immer mehr Patienten Rat in den Apotheken, um Gesundheitsinformationen interpretieren zu können, die sie aus anderen Quellen, wie aus den Medien, dem Internet oder über mobile Apps gewonnen haben. Manche bräuchten Unterstützung bei der Auslegung ihrer individuellen Gesundheitsdaten, die sich aus tragbaren Geräten oder auch aus frei verfügbaren Selbsttests erhalten. Für die öffentlichen Apotheken ergebe sich hieraus ein enormes Potential.

Sicherheit der Medikation schon bei der Abgabe beurteilen

Die künstliche Intelligenz werde auf dem pharmazeutischen Sektor bis dato hauptsächlich für automatisierte Abgabesysteme genutzt. Nach Erkenntnissen der PGEU nutzen in Europa bislang 30 bis 40 Prozent der öffentlichen Apotheken solche Technologien. Diese Entwicklung gehe aber Hand in Hand mit der Entwicklung von Unterstützungssystemen für klinische Entscheidungen in der Offizinpharmazie, zum Beispiel für die Voraussage und Detektion von Neben-oder Wechselwirkungen auf der Basis von erfassten Patientendaten. 

Diese Unterstützungssystems würden zunehmend Algorithmen einbeziehen und mehr und mehr Patientendaten integrieren, wie etwa Labordaten oder Ergebnisse von pharmakogenomischen Tests. Hiermit könne die Sicherheit der Medikation für einen Patienten schon bei der Abgabe in der Apotheke schnell und umfassend beurteilt und Fortschritte in der Therapie oder auch Risikofaktoren fortlaufend überwacht werden. Außerdem könnten die Patienten auf der Basis von Echtzeit-Daten noch individueller betreut werden, schätzt der Apothekerverband.

Exzellent aufgestellt

Durch den breiten Zugang zu öffentlichen Apotheken, die vorhandene Infrastruktur und die breite Expertise seien die Apotheken dafür exzellent aufgestellt, so die Überzeugung der PGEU. Und in der Ära der Digitalisierung und der vielfältigen Informationsquellen wollten die Apotheker ihren guten Ruf für vertrauenswürdige und zuverlässige Beratung und Information auch behalten.

Fünf Empfehlungen

Abschließend werden in dem Positionspapier der PGEU fünf Empfehlungen abgeleitet, die die Generalsekretärin der PGEU Ilaria Passarani kompakt zusammenfasst. „Um die Vorteile von Big Data und künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen zu maximieren, sollten Apotheker als erfahrene Nutzer von digitalen Gesundheits-Tools auf lokaler und nationaler Ebene in die Formulierung digitaler Politiken eingebunden werden“, meint Passarini, „ebenso wie in die Entwicklung von Richtlinien und Methoden für die gemeinsame Nutzung von Big Data". 

Außerdem hält sie es für wichtig, die Produktion von Big Data im Gesundheitswesen zu erleichtern und die Interoperabilität und die Verknüpfung elektronischer Patientenakten mit e-Prescribing-Systemen zu ermöglichen. Eine weitere Empfehlung geht dahin, dass Apothekern erlaubt werden sollte, selbst elektronische Patientenakten zu aktualisieren. Außerdem sollte die künstliche Intelligenz dazu genutzt werden, um die Zusammenarbeit zwischen den Angehörigen der Gesundheitsberufe zu intensivieren und die Integration der primären Versorgungssysteme zu fördern. Vielleicht die wichtigste Forderung, die Politiker in Bezug auf die öffentlichen Apotheker gerne hintenanstellen: Dienstleistungen, bei denen in Apotheken e-health und m-health Lösungen in der Beratung und Überwachung von Patienten genutzt werden, sollten von den Krankenversicherungen vergütet werden. Schließlich brächten diese für das Gesundheitswesen auch Einsparungen, so die treffende Begründung.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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