US-Studie

Grippeimpfstoffe aus Zellkulturen schützen laut einer Studie besser

USA / Stuttgart - 20.02.2019, 09:00 Uhr

Einer Studie zufolge wirkte Flucelvax Tetra 10 Prozent besser gegen Influenza als eibasierte Grippeimpfstoffe. (Foto: imago)

Einer Studie zufolge wirkte Flucelvax Tetra 10 Prozent besser gegen Influenza als eibasierte Grippeimpfstoffe. (Foto: imago)


Warum wirkt ein Grippeimpfstoff schlecht gegen Influenza-A(H3N2)-Viren?

Warum wirkt ein Grippeimpfstoff meist weniger gegen Influenza-A(H3N2)-Viren?

Es gibt eine Reihe von Gründen, warum die Wirksamkeit von Grippeimpfstoffen gerade gegen Influenza-A(H3N2)-Viren geringer sein könnte. Influenzavirensind hochvariabel, durch Antigendrift – kleine zufällige Punktmutationen – verändern sie laufend ihre immunitätsbildenden Oberflächenstrukturen. Influenza A(H3/N2) ist hier offenbar ein besonders anfälliger Kandidat für solche Antigendrifts. Und so zeigte die Vergangenheit, dass vor allem bei Influenza A(H3/N2) diese Mutationen häufiger zu Unterschieden zwischen dem im Impfstoff enthaltenen Antigen A(H3/N2) und den tatsächlich zirkulierenden Influenza-A-Viren und deren Oberflächenantigen A(H3/N2) führte, als dies bei Influenza A(H1/N1) oder Influenza B-Viren der Fall war. Das bedeutet, dass bei Influenza A(H3/N2) schlicht die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass sich das zirkulierende Virus derart verändert hat, dass sich dies tatsächlich auf die Impfeffektivität auswirkt.

Eiadaption vor allem am Hämagglutinin

Hinzu kommt, dass die meisten Grippevakzine nach wie vor in Hühnereiern produziert werden. Nun ist jedoch das Huhn nicht der natürliche Habitat für menschliche Grippeviren. Das bedeutet, humane Grippeviren passen sich an diesen für sie nicht optimalen Wirtsorganismus an. Auch hier scheint vor allem das Influenza-A-Virus schwierig zu sein – und zwar insofern, als dass diese stattfindende Eiadaption zu antigenen Veränderungen führt, die sich später negativ auf die Wirksamkeit der Vakzine auswirken können. Denn der Körper bildet nach der Grippeimpfung Antikörper, die auf die eiadaptierten Influenza-A-Viren passen, und diese können sich durch die Eiadaption von den reell in der Grippesaison zirkulierenden unterscheiden. Die Eiadaption betrifft vor allem das Hämagglutinin – und dieses Oberflächenprotein vermittelt ungünstigerweise die Rezeptorbindung und ist das primäre Ziel neutralisierender Antikörper.

Besserer Impfschutz durch Zellkultur-Grippeimpfstoffe?

Die Überlegung ist somit seit längerem, ob ein passenderer Influenzaviruswirt – also Säugetierzellen – die Eiadaptionen verringern und so die Wirksamkeit der Grippevakzine verbessern. Auch wenn die meisten Grippeimpfstoffhersteller in Deutschland (und auch in den USA) noch auf die hühnereibasierte Vakzinproduktion setzen – GSK mit Influsplit® Tetra, Mylan mit Influvac® Tetra und Sanofi-Pasteur mit Vaxigrip® Tetra – wird Seqirus ab der kommenden Grippesaison 2019/20 mit Flucelvax® Tetra den ersten säugetierzellbasierten Influenza-Totimpfstoff verfügbar machen. Bereits 2007 erhielt der trivalente zellkulturbasierte Novartis-Grippeimpfstoff  Optaflu® die EMA-Zulassung, allerdings wurde Optaflu® bereits vor Jahren von Seqirus – die die impfstoffsparte von Novartis zu diesem Zeitpunkt übernommen hatten – vom Markt genommen. Sicherheitsbedenken hinsichtlich Tumorgenität konnte das Paul-Ehrlich-Institut zwar ausräumen, jedoch hatte sich Optaflu® wohl nicht in dem gewünschten Maß gegen die Konkurrenz durchgesetzt.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.