Neue Risikogebiete

FSME-Risikogebiete: Auch in der Apotheke auf Impfung hinweisen

Stuttgart - 19.02.2019, 14:30 Uhr

Drei Impfungen braucht es für einen längerfristigen FSME-Impfschutz. (Foto: Klaus Eppele / AdobeStock)

Drei Impfungen braucht es für einen längerfristigen FSME-Impfschutz. (Foto: Klaus Eppele / AdobeStock)


In der vergangenen Woche hat das Robert-Koch-Institut die aktualisierte Karte der FSME-Risikogebiete veröffentlicht. Fünf neue sind dazu gekommen, erstmalig ist auch ein Landkreis in Niedersachsen betroffen – der Landkreis Emsland. Bei Aufenthalt in Risikogebieten und möglichem Kontakt zu Zecken wird eine Schutzimpfung empfohlen. Auch in der Apotheke kann es sinnvoll sein, Patienten darauf hinzuweisen.

FSME-Risikogebiete gibt es in Deutschland vor allem im Süden. So ist aktuell in Baden-Württemberg nur ein Landkreis – SK Heilbronn – kein Risikogebiet, in Bayern sind es vier Kreise, nämlich LK Dillingen a. d. Donau, LK Fürstenfeldbruck, SK München und SK Schweinfurt. Das geht aus dem aktuellen Epidemiologischen Bulletin hervor, in dem das Robert-Koch-Institut (RKI) die aktualisierte Karte der FSME-Risikogebiete veröffentlicht hat. Insgesamt sind aktuell 161 Kreise als Risikogebiete ausgewiesen. Das sind fünf mehr als im Vorjahr. Neben Bayern und Baden-Württemberg liegen die betroffenen Gegenden vor allem in Südhessen, Südostthüringen und Sachsen. Erstmalig ist nun mit dem Landkreis Emsland auch ein Kreis in Niedersachsen betroffen.

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FSME: Fast alle Erkrankten nicht geimpft

Für Personen, die sich dort aufhalten und möglicherweise Kontakt zu Zecken haben, empfiehlt die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut eine Schutzimpfung. So seien bei 538 FSME-Erkrankungen, die im Jahr 2018 übermittelt wurden, 98 Prozent der Betroffenen nicht geimpft gewesen, so das RKI. Die jährliche Fallzahl seit 2001 schwankt stark zwischen einem Minimum von 195 (2012) und einem Maximum von 583 (2018), im Median 283. Der Anstieg in 2018 von 2017 betrug 20 Prozent, was laut RKI den für Zecken günstigen klimatischen Bedingungen geschuldet ist. Ein hoher Anteil der auftretenden FSME-Erkrankungen könnte nach Ansicht des RKI durch eine Steigerung der Impfquoten vor allem in Risikogebieten mit hoher FSME-Inzidenz vermieden werden, denn die Impfung bietet den zuverlässigsten Schutz gegen FSME. Im Gegensatz zu Borrelien, bei denen die Übertragung erst ca. 24 Stunden nach Beginn des Saugakts erfolgt und Infektionen somit durch schnelle Entfernung der Zecken verhindert werden können, werden FSME-Viren bereits bei Beginn des Saugakts, also gleich nach dem Stich, übertragen.

Hohe Impfquote bei Erwachsenen besonders wichtig

Die Zahl der verordneten Impfdosen in den Risikogebieten stagniert Daten von Insight-Health zufolge allerdings weitgehend von 2009 bis 2013 oder war sogar rückläufig. Erst in den vergangenen Jahren ist wieder ein leichter Anstieg zu verzeichnen, bei Kindern und bei Erwachsenen. Wobei in der Altersgruppe unter 15 Jahren etwa doppelt so viele Impfdosen verschrieben werden wie bei den über 15-Jährigen. Die Impfquoten bei Schulanfängern haben seit 2009 fast überall abgenommen. Sie lagen 2016 in Risikogebieten mit hoher Inzidenz im Schnitt bei 39 Prozent – mit einer Spanne von 10 bis 74 Prozent. Besonders niedrig sind sie in Baden-Württemberg.

Daten aus bevölkerungsbezogenen Erhebungen zufolge liegen die Impfquoten in der Allgemeinbevölkerung in der Regel darunter. Das RKI weist allerdings darauf hin, dass, um Erkrankungen zu verhindern, eine hohe Impfquote bei Erwachsenen besonders wichtig ist. Denn nur etwa 5 bis 10 Prozent der gemeldeten FSME-Fälle beträfen Kinder. Ab einem Alter von 40 Jahren steige die Inzidenz deutlich an. Ältere Menschen erkranken zudem bei einer Infektion eher schwer als Kinder und haben dabei ein höheres Risiko Komplikationen zu erleiden. Nach Ansicht des RKI sollte daher insbesondere in Kreisen mit besonders hoher FSME-Krankheitslast verstärkt über den Nutzen einer FSME-Impfung aufgeklärt werden, um so höhere Impfquoten zu erreichen.

In der Apotheke auf Impfung hinweisen

Auch in der Apotheke bietet es sich daher an, in den jeweiligen Gegenden über die FSME-Impfung zu informieren. Zum Beispiel anhand von Flyern oder Info-Abenden. Auch können Patienten gezielt angesprochen werden, zum Beispiel Hundebesitzer oder solche, die sich nach Zeckenschutz oder Werkzeugen zur Zeckenentfernung erkundigen, sowie Familien, die viel sich viel im Freien aufhalten. Auch bei einer Reiseimpfberatung sollte gegebenenfalls auf die FSME-Impfung hingewiesen werden.

Zwei Impfstoffe sind auf dem Markt: Encepur und FSME immun. Kinder können ab einem Alter von einem Jahr geimpft werden. Es steht jeweils eine Kinderdosierung zur Verfügung. Ein zeitlich begrenzter Impfschutz erfordert mindestens zwei Gaben des Impfstoffs, zum Beispiel für Urlauber aus Nichtrisikogebieten. Für einen längeren Schutz bedarf es allerdings einer dritten Impfung. Die erste Auffrischimpfung sollte nach drei Jahren erfolgen und dann alle drei bis fünf Jahre je nach verwendetem Impfstoff.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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