Fehlalarme, fehlende Daten, keine Anbindung

Holpriger Start des EU-Fälschungsschutzsystems in Europa

Berlin - 15.02.2019, 10:20 Uhr

Der Start des EU-weiten Fälschungsschutzsystem verlief in vielen europäischen Ländern sehr holprig, bis teilweise chaotisch. (c / Foto: Dragon Images/adobe.stock.com)

Der Start des EU-weiten Fälschungsschutzsystem verlief in vielen europäischen Ländern sehr holprig, bis teilweise chaotisch. (c / Foto: Dragon Images/adobe.stock.com)


Lern- und Stabilisierungsphasen in anderen Ländern

Finnland: Eine Sprecherin der finnischen Arzneimittelbehörde erklärte gegenüber DAZ.online, dass die finnischen Apotheken ohne Probleme ans Netz angebunden worden seien und das System jetzt laufe. Allerdings gebe es einige Probleme dabei, mit den Fehlalarmen umzugehen. Wann der Umgang mit den Alarmen in den Apotheken gelöst werden könne, wollte die Sprecherin nicht beantworten.

Irland: Auch in Irland scheint es zumindest vereinzelte Probleme zu geben. Eine Sprecherin des Apothekerverbandes stellte klar, dass das nationale System in knapp 2.000 Vor-Ort- und Klinikapotheken sowie Großhandlungen laufe. Dies sei die „große Mehrheit“, die restlichen Teilnehmer würden bald angeschlossen. Ohnehin habe man in Irland aber festgelegt, dass das System „pragmatisch“ eingeführt werden solle, so die Sprecherin. Heißt konkret: Der 9. Februar war hier keine fixe Deadline, vielmehr befinde sich das System derzeit in einer „Benutzungs- und Lernphase“. „Deswegen müssen Großhändler, Apotheken und Kliniken die Packungen zwar scannen. Falls ein Fehlalarm ausgelöst wird, sollen die Packungen aber trotzdem weiter- bzw. abgegeben werden“, so die Sprecherin. Eine Abgabe müsse derzeit nur verhindert werden, wenn es „Bedenken“ gebe, die auf eine Fälschung hindeuten. In drei Monaten werde das System erneut auf seinen Status hin überprüft.

Schweden: Auch in Schweden scheint es ernsthafte Probleme mit der Datenbank zu geben. Ein Sprecher des Apothekerverbandes erklärte gegenüber DAZ.online, dass das System inzwischen laufe. „Es gibt aber bedeutende Probleme, das größte darunter ist, dass viele Packungen in der Datenbank einfach nicht aufgelistet sind und fehlen.“ Die Apotheken seien aber alle angebunden.

Österreich: So wie einige andere Ländern betrachtet auch Österreich den 9. Februar nicht als „harte“ Deadline. Die in Österreich für das Verifikationssystem zuständige Organisation AMVO teilt auf ihrer Internetseite mit, dass es in den ersten sechs Monaten, also bis August 2019, eine „Stabilisierungsphase“ geben werde. „In dieser Zeit haben alle beteiligten Personen und Organisationen die Möglichkeit, auffällige Prozess- und Anwendungsfehler zu erkennen und zu beheben. Auftretende Daten-, Software- und Handling-Probleme sollen zu keinen weiteren Konsequenzen führen“, heißt es dort. Anfang Januar teilte die Organisation mit, dass 90 Prozent aller Verträge mit den Apotheken, Kliniken und Ärzten abgeschlossen seien.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.