Influenzasaison 2018/19

Haben sich mehr Menschen gegen Grippe impfen lassen?

Frankfurt am Main / Stuttgart - 14.02.2019, 07:00 Uhr

Schlange stehen für den Flu-Shot: 2018 haben sich mehr Menschen gegen Grippe impfen lassen als die Jahre zuvor ( r / Foto: imago)

Schlange stehen für den Flu-Shot: 2018 haben sich mehr Menschen gegen Grippe impfen lassen als die Jahre zuvor ( r / Foto: imago)


Ja. Das Rätsel um die knappen Grippeimpfstoffe scheint gelöst – zumindest ein großes Puzzlestück ist wohl gefunden: Es haben sich mehr Menschen gegen Grippe impfen lassen, und zwar etwa 10 Prozent mehr als in der vergangenen Influenzasaison.

Wo sind alle Grippeimpfstoffe gelandet? Diese Frage beschäftigte das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), die pharmazeutischen Unternehmer, Ärzte, Krankenkassen, Patienten – und auch DAZ.online zu Beginn der aktuellen Grippesaison. Kaum gab das Robert-Koch-Institut (RKI) den Startschuss für die neue Influenzasaison 2018/19 – traditionell in Kalenderwoche 40 – so beklagten viele Akteure im Gesundheitswesen einen Grippeimpfstoffmangel. Die Klagelieder waren derart laut, dass selbst Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sie letztlich in Berlin hörte, handelte und den Import der saisonalen Vakzine ermöglichte, zumindest theoretisch. Denn auch andere Staaten hatten offenbar nicht üppig Influenzavakzine gehortet und der Import gestaltete sich hürdenreicher als angenommen.

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Wie wird ein Grippeimpfstoff produziert?

Mindestens so groß wie die Impfstoffknappheit war der Ruf nach Schuldigen. Der schwarze Peter wanderte im Kreis: Er wurde der pharmazeutischen Industrie zugeschoben – sie habe zu wenig Grippeimpfstoff produziert. Die Hersteller argumentierten sodann, man habe die letzten Grippesaisons stets übrig gebliebene Ware am Ende des Winter entsorgen müssen. Auch die Apotheken blieben mit Vorwürfen nicht verschont, schließlich hätten diese nicht vorbestellt. Die Apotheken monierten sodann konsekutiv die mangelnde Bestellung seitens der Ärzte und diese beklagten wieder den späten G-BA-Beschluss hin zur Standardimpfung mit tetravalenten Influenzavakzinen.

Nun scheint zumindest ein „Schuldiger“ entlarvt. Denn tatsächlich: Es haben sich mehr Menschen als in den Vorjahren gegen Grippe impfen lassen. Aktuelle Daten hierzu liefert IQVIA. Das Marktforschungsinstitut hat die Impfdosen ermittelt, die an GKV- und Privatkrankenversicherte Patienten abgegeben wurden.

14,6 Millionen Grippeimpfdosen

In der aktuell noch andauernden Grippesaison 2018/19 wurden insgesamt 14,6 Millionen Grippeimpfdosen (Zeitraum August bis Dezember 2018) abgegeben, 13,3 Millionen hiervon entfallen auf GKV-Patienten, das sind 10 Prozent mehr als in der Vorjahresgrippesaison. Auf Privatkrankenversicherte entfallen 1,3 Millionen Grippimpfdosen. Vor allem September und Oktober waren hinsichtlich abgegebener Grippeimpfstoffe mit 5,3 Millionen und 5,1 Millionen Dosen starke Monate. Privatkrankenversicherte machen etwa 13 Prozent aller Versicherten in der Bundesrepublik aus.

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Wie ist die aktuelle Lage bei der Grippe?

Die Grippewelle fand ihren Anfang in der zweiten Kalenderwoche. Derzeit meldet die Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) am Robert-Koch-Institut (RKI) wöchentlich steigende Erkrankungsfälle. Laut dem jüngsten Wochenbericht (Kalenderwoche fünf) gingen in diesem Zeitraum 9.205 labordiagnostisch bestätigte Influenzafälle beim RKI ein, seit Beginn der Grippesaison sind es 20.100 Fälle. 49 Menschen mit Influenza verstarben, davon hatten 45 Menschen einen positiven Influenza-A-Virusnachweis.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Rätsel gelöst - ehrlich jetzt ?

von ratatosk am 14.02.2019 um 18:43 Uhr

Auf diesem Gebiet hat man ja keine großen Erwartungen mehr, aber daß sich mehr geimpft haben lassen als Lösung eines Rätsels zu präsentieren, zeigt auf welchem Tiefpunkt an Kompetenz wir in Deutschland angelangt sind. Hätten ein paar Anrufe in Praxen sofort lösen könnnen, ansonsten war es ja eh erstaunlich, wie das PEI überhaupt sich zum Bestand äußern konnte, da es nur die Freigaben kennt. War wohl nur, um auch was gesagt zu haben.

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