„Frag Spahn“ – Apotheke Teil 2

Spahn weicht Frage nach Planungssicherheit aus

Berlin - 04.02.2019, 17:45 Uhr

Teil 2 zu „Frag Spahn“ mit Apothekenthemen: Apotheker Kircher redet Klartext, der Minister weicht der Frage nach der Zukunftssicherung für Apotheken aus. (Foto: Screenshot youtube)

Teil 2 zu „Frag Spahn“ mit Apothekenthemen: Apotheker Kircher redet Klartext, der Minister weicht der Frage nach der Zukunftssicherung für Apotheken aus. (Foto: Screenshot youtube)


Im zweiten „Frag Spahn“-Interview zum Apothekenwesen mit Apotheker Dr. Philipp Kircher geht es um essenzielle Zukunftsfragen. Doch die Antworten von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sind wenig konkret. Stattdessen verweist er allgemein auf den digitalen Wandel und kritisiert die Apotheker dafür, dass sie zu lange am Rx-Versandverbot festgehalten haben.

Der Pharmazeut aus Oberbayern nimmt den direkten Weg: Dr. Philipp Kircher spricht mit dem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) über essenzielle Belange unseres Berufstandes. Nun ist dazu ein zweites Youtube-Video veröffentlicht worden: Nachdem in der vorangegangen Folge der Interview-Reihe „Frag Spahn“ der Versandhandelskonflikt im Mittelpunkt stand, geht es im aktuellen Video um die Zukunft des Apothekenwesens. Bei der Videoreihe „Frag Spahn“ können verschiedene Akteure des Gesundheitswesens den Minister direkt befragen. Inzwischen gibt es 14 Folgen.


Kircher kommt in der aktuellen „Apotheken-Folge“ direkt zur Sache. Er sei bei einem Berufsinformationsabend gefragt worden, ob sich eine eigene Apotheke denn noch lohne, wenn – wie es in der Zeitung stehe – alle 38 Stunden eine Apotheke schließen würde. „Wie sieht es denn aus mit ökonomischer Stabilität, mit den rechtlichen Rahmenbedingungen, mit Planungssicherheit?“, wollte der Pharmazeut aus Peißenberg von Spahn wissen.

E-Rezept, Drohnen und selbstfahrende Autos

Der Minister reagiert darauf mit allgemeinen Aussagen. Die Apothekenzahl würde zwar sinken, seiner Meinung nach allerdings nicht so rasant. Doch die Zahl der Apotheker steige, das sei doch ein Zeichen, dass es einen Bedarf an Pharmazeuten gebe. Und dann leitet Spahn zum Megathema Digitalisierung über: „Glaubt wirklich jemand in der Apothekerschaft, dass das alles in zehn Jahren, in 15 Jahren noch so abläuft wie heute?“

Als Beispiele für kommende Entwicklungen nennt er in einem Atemzug das E-Rezept, Drohnen und selbstfahrende Autos. Schließlich hätte man vor 15 Jahren auch nicht erwartet, dass jeder ein Handy habe. Und auch das Berufsbild des Apothekers werde sich in den nächsten zehn bis 15 Jahren ändern. Er würde sich vor allem von jüngeren Apothekern wünschen, diesen Wandel mitzugestalten, gibt der Minister den Ball zurück, ohne allerdings die Eingangsfrage nach der Planungssicherheit und den Rahmenbedingungen zu beantworten.

Kircher: Wir sind nicht „undigital“

„Wir sind gar nicht so undigital, wie man vielleicht denken könnte“, kontert Kircher. Als Beispiele nennt er die automatisierten Warenlager, digitale Produktpräsentationen und Social-Media-Aktivitäten zahlreicher Apotheken. Auch bei der Entwicklung des E-Rezepts seien die Apotheker vorne mit dabei. Und er betont, welchen Nutzen die digitale Patientenakte bringen könnte, sobald die Apotheker drauf zugreifen könnten. Denn in der Apotheke liefen schon jetzt alle Fäden zusammen – die Verordnungen von Fachärzten, vom Allgemeinmediziner sowie die Selbstmedikation.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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7 Kommentare

Ist da ein Elefant im Raum?

von Michael Mischer am 05.02.2019 um 14:17 Uhr

Aus meiner Sicht ist das jetzt der Zeitpunkt, bei dem wir drohen Opfer des eigenen Erfolgs zu werden.

Auf der einen Seite ist da natürlich der Versorgungsauftrag, die Dienstbereitschaft, der Heilberuf. Die Gemeinwohlpflichten.

Auf der anderen Seite ist da aber auch der Kaufmann, der keiner Bedarfsplanung unterliegt, sondern die Niederlassungsfreiheit erstritten hat. Der eine Teil seines Einkommens frei kalkulieren kann und im Preiswettbewerb steht. Dem in einem Honorargutachten unterstellt wurde, OTC-Rabatte durch Rx quer zu finanzieren. Was ein kaufmann kann und darf.

Nur: Wo endet die Versorgung, die staatlich sicherzustellen ist und wo beginnt das unternehmerische Risiko, das auch Scheitern bedeuten kann? Wie viel Kalkulierbarkeit lässt das zu?

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Vertreten Sie endlich die Interessen des Dt. Volkes

von J.M.L. am 05.02.2019 um 10:23 Uhr

Sehr geehrter Hr. Minister Spahn, Sie sind gewählt um die Interessen des Deutschen Volkes zu vertreten! Das deutsche Volk möchte Sicherheit und Arbeitsplätze vor Ort, beides gefährden Sie mit Ihrer Politik massiv. Dreiviertel aller EU-Mitgliedsstaaten verschicken keine Arzneimittel per Post, aus gutem Grund! Warum ist es bei uns angeblich so schwierig, sich auch bei uns der europäischen Mehrheit anzupassen? Verschicken Sie künftig auch Betäubungsmittel an Patienten, wenn die Versorgungsstruktur vor Ort zugrunde gerichtet ist? Müssen Patienten künftig leiden, weil die Post streikt und das Schmerzmittel nicht zur Auslieferung kommt? Und die in allen deutschen Apotheken vorhandenen Notfalldepots, kommen die dann im Bedarfsfall künftig per Drohe? Apropos Drohe, hören Sie auf mit diesem Drohnen-Geschwurbel, sollen neben den Bienen künftig auch die Vögel aussterben, sieht so Ihre Vorstellung von Zukunft und Nachhaltigkeit aus? Besinnen Sie sich auf Ihren Amtseid und wofür Sie gewählt sind! Stärken Sie die hervorragenden Strukturen vor Ort, sichern Sie damit Arbeitsplätze und geben Sie hunderttausenden von Beschäftigten in Deutschland dadurch eine längerfristige Perspektive, DAS IST ZUKUNFT! Dafür wurden Sie gewählt!

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AW: Vertreten Sie endlich die Interessen des

von Heiko Barz am 05.02.2019 um 11:00 Uhr

„Dafür wurde er ( Spahn ) gewählt“.
Alle im Bundestag Sitzenden wurden gewählt.
Spahn allerdings wurde als Gesundheitsminister von seiner Partei „eingesetzt“. Ein kleiner aber gewichtiger Unterschied.
Allerdings ist das auch kein Persilschein!

Spahn

von Conny am 05.02.2019 um 8:20 Uhr

„Die Apotheker haben zu lange am RX Versandverbot festgehalten“. Es steht im Koaltionsvertag Sie grosser weisser Vogel ! Und der wird aus persönlichen Interessen nicht durchgesetzt .

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Spahns Einöde

von Scarabäus am 04.02.2019 um 20:46 Uhr

Wo kein Wille ist, ist kein Weg. Herr Spahn will nicht! „Die Apotheker hätten zu lang auf das Versandverbot gesetzt...“ Entschuldigung?! Das steht im schließlich im Koalitionsvertrrag. Pacta sunt servanda!
Hoffen wir, dass Spahns politische Halbwertszeit begrenzt ist!

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Gewolltes Unverständnis

von Reinhard Rodiger am 04.02.2019 um 18:50 Uhr

Vorweg: Toll, dass sich der Kollege in DIESEN Ring begibt !

„Wenn ich weiß, das Medikament mit der Beratung kommt zu mir nach Hause, da kann kein Versandhändler der Welt mithalten.“

Damit zeigt Spahn, dass er keine Ahnung haben will.Es liegt auf der Hand, dass bei der gegebenen Honorierung ein solcher Service nur Einzelfallcharakter haben kann.Er eignet sich nicht als Angebot für alle. Das wird aber leicht so verstanden.

Spahn tut so, als ob heute garnichts passiert, was Honorar rechtfertigt. Der Kostenspareffekt, der soziale Zweck und die Fehlerkorrektur greift HEUTE schon nachweisbar. Das wird umso weniger, je löcheriger das Netz wird. Er macht es sich sehr einfach, das nicht sehen zu wollen.

Ausserdem ist direkte Kundenansprache keineswegs ein Fremdwort, sondern weithin praktiziert. Nur entscheidet hier die Frequenz und die Kaufkraft. Das ist der Grund für die Konzentration in Ballungsgebieten.

Planungssicherheit kann es in Systemen nicht geben, die auf Verdrängung durch Kapitaleinsatz ausgelegt sind. Denn am Ende steht "the winner takes it all". Da Spahn das ja favorisiert, will er dazu auch nichts sagen.

Besonders klar wird, dass der Umfang heutiger Tätigkeitsbereiche bewusst ausgeklammert wird. Das ist das Ergebnis einer einseitig auf Zusatzleistungen orientierten Standespolitik. Nur Untergraben der breit gestreuten Finanzbasis sichert das Überleben von wenigen.Danach kommt die "Preis"-Anpassung. Das ist zutiefst unsozial, eben Spahns Wollen.

PS. Vorlage!


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AW: AW.Gewolltes Unverständnis

von Bernd Jas am 06.02.2019 um 17:58 Uhr

" Planungssicherheit kann es in Systemen nicht geben, die auf Verdrängung durch Kapitaleinsatz ausgelegt sind. Denn am Ende steht "the winner takes it all". "

Das hört sich schwer nach Gerald Hörhan an.

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