Warenwirtschaft

Securpharm: Neue Schnittstelle für Kommissionierer lässt auf sich warten 

Berlin - 24.01.2019, 18:10 Uhr

Auch Kommissionierer sollen für Securpharm fit gemacht werden – aber Pflicht ist das nicht, betonen Automatenhersteller und Softwareanbieter. (c / Foto: Mareen Fischinger / imago)

Auch Kommissionierer sollen für Securpharm fit gemacht werden – aber Pflicht ist das nicht, betonen Automatenhersteller und Softwareanbieter. (c / Foto: Mareen Fischinger / imago)


In 16 Tagen ist es soweit: Das europaweite Fälschungsschutzsystem für Arzneimittel wird scharf gestellt. Es wird nicht über Nacht alles anders – die Arzneimittelpackungen mit den neuen Sicherheitsmerkmalen werden erst nach und nach auf den Markt kommen. Für die Apotheken heißt es dennoch: Sie müssen bereit sein, die neuen 2-D-Codes zu scannen. Mag das bei der Abgabe an der Kasse auch alles funktionieren – für Apotheken mit Kommissionierer könnte die Verifizierung beim Wareneingang zunächst ein Problem sein.

Selbst viele Apotheker, die sich mit der nötigen Hardware ausgestattet, ihre Software aktualisiert und ihr NGDA-Zertifikat heruntergeladen haben, blicken mit gemischten Gefühlen dem 9. Februar entgegen. Dann fällt der Startschuss für das neue europaweite System, das die EU-Bürger vor Fälschungen in der legalen Arzneimittellieferkette schützen soll. In Deutschland ist es unter dem Namen Securpharm bekannt. Viele fürchten, dass es vor allem aufwendiger, bürokratischer und teurer für sie wird. Tatsächlich ist der neue Schutz nicht ganz umsonst, es fallen an verschiedenen Stellen Kosten an, teilweise sind neue Scanner zu kaufen, die NGDA bekommt einmal 20 Euro für das Zertifikat, das den Zugang zum Securpharm-Server sichert, und in der Folge jeden Monat zehn Euro. Auch einige Softwarehäuser – aber nicht alle – erhöhen ihre Service-Gebühr um rund zehn Euro monatlich.

Eigentlich war es der Wunsch der meisten Beteiligten, das System schon vor dem 9. Februar zu erproben. Doch das dürfte bei den wenigsten Apotheken geklappt haben. Obwohl der Starttermin lange bekannt war, wurde es für viele Vorbereitungen am Ende doch knapp. Auch die Softwarehäuser haben erst zum Ende des vergangenen Jahres mit den Aktualisierungen der Software begonnen, bei manchen ist diese noch nicht ganz abgeschlossen. Dennoch ist die Stimmung zuversichtlich – vor allem bei den Softwarehäusern. Die Apotheker sind hier etwas gespalten, wie unsere Umfrage auf DAZ.online zeigt. Auf die Frage, ob sie sich durch ihr Softwarehaus gut auf Securpharm vorbereitet fühlen, antworteten von bislang 335 Teilnehmern 55 Prozent mit „ja“, 45 Prozent mit „nein“. Doch die Schulungen bei Pharmatechnik, Lauer-Fischer und anderen Häusern boomen – noch kann es also besser werden.

Eines wird allerdings wohl nicht bis zum 9. Februar gelöst sein: Die Sache mit der sogenannten Schnittstelle WWKS2 (Warenwirtschaft Kommissioniersystem V2). Wer einen Kommissionierer in der Apotheke hat, ist über diese Schnittstelle – bislang in der Version 1 – mit seiner Warenwirtschaft verbunden. Automatenhersteller und Softwareanbieter haben sich schon vor einiger Zeit auf diese neue Schnittstelle verständigt. Auch hier geht es darum, diese Verbindung auf den neuesten Stand zu bringen. Der neue 2-D-Code, in dem sich neben der neuen individuellen Seriennummer auch PZN, Charge und Verfall befinden, soll künftig unproblematisch erfasst werden. Schließlich wird auch empfohlen, das neue Sicherheitsmerkmal schon beim Wareneingang zu prüfen. Im Fall, dass ein Fehler vorliegt und die Packung als nicht abgabefähig angezeigt wird, ist das sicher der bessere Ort als dies erst unmittelbar an der Kasse und vor dem Kunden zu bemerken.

Doch dass das pünktlich funktioniert, ist offenbar nicht gesichert. DAZ.online hat bei Automatenherstellern und Softwarehäusern nachgefragt.

Erfolgreiche Tests, aber ...

Rowa erklärte, bereits seit einigen Jahren „zusammen mit den Warenwirtschaften“ an der Schnittstelle zu arbeiten und entsprechend vorbereitet zu sein. In Österreich und der Schweiz habe man sie schon vor über einem Jahr erfolgreich implementiert. Hierzulande laufen die ersten Tests der neuen Schnittstelle seit November. „Gemeinsam mit den Warenwirtschaften arbeiten wir derzeit mit Hochdruck daran, alle Apotheken umzustellen“, lässt Rowa wissen. Das Unternehmen betont zugleich, dass Apotheken theoretisch auch ohne die Schnittstelle nach dem 9. Februar arbeiten können. Es ist zwar ein Vorteil für die Apotheken, wenn gleich bei der Einlagerung alle Daten des 2-D-Codes eingelesen werden können – zur Erfüllung von Securpharm sei es aber nicht erforderlich. Wenn die Schnittstelle dann mal steht, so können sich Rowa-Kunden zumindest freuen, dass sich von dieser Stelle keine zusätzlichen Kosten erwarten.

Bei Apostore hieß es auf Nachfrage, hier seien die Automaten bereit für eine WWKS2-Umstellung. Man habe diese seit geraumer Zeit erfolgreich getestet und sei im Zeitplan. Die Schnittstelle werde rechtzeitig zur Verfügung stehen. Um die Vorteile von WWKS2 zu nutzen, müsse mit der betroffenen Warenwirtschaft ein gemeinsamer Umstelltermin verabredet werden. Dass es bei Softwarehäusern Probleme gebe, ist Apostore nicht bekannt. Der Automatenhersteller betont allerdings, dass die neue Schnittstelle ein Add-on zur bestehenden Automatensoftware und kostenpflichtig sei. „Die Installation kann in der Regel unkompliziert per Fernwartung vom Apostore-Service durchgeführt werden und ist im Preis enthalten.“ 

Und was sagen die Softwarehäuser?

Bei den Softwarehäusern klingt es wieder verhaltener – und auch sie verweisen alle darauf, dass die Schnittstelle keine Pflicht ist. So erklärt Pharmatechnik zwar, dass erste Tests laufen. Das Softwarehaus sagt aber auch: Zum Stichtag wird die neue Schnittstelle nicht bei allen Apotheken mit Kommissioniersystemen installiert sein. Denn hier sei eine enge Abstimmung zwischen den Anbietern der Warenwirtschaftssysteme und den Herstellern der Kommissioniersysteme nötig, zudem müssten Einsätze von Technikern vor Ort geplant werden. Doch das Unternehmen beruhigt: „Keine Apotheke muss aufgrund von Securpharm auf die neue WWKS2-Schnittstelle umstellen, somit ist die Installation der WWKS2-Schnittstelle bis zum 9. Februar in den Apotheken nicht zwingend“. Doch auch Pharmatechnik räumt ein, dass die Securpharm-Überprüfung schon im Wareneingang sinnvoll ist. Am 9. Februar werde dies allerdings noch keine große Relevanz haben – denn zu diesem Zeitpunkt sei die Zahl der verifizierungspflichtigen Packungen noch gering. „Die Apotheken können also mit ihren Partnern, den Softwarehäusern und den Automatenherstellern in Ruhe und geordnet die Systeme aktualisieren und sich entsprechend auf die automatisierte Überprüfung vorbereiten.“ Gefragt nach etwaigen Kosten heißt es bei Pharmatechnik: „Die Kosten einer Umstellung hängen von den individuellen Vertrags- und Systemkonstellationen ab.“

Ähnlich klang es bei anderen Softwarehäusern: Sie sehen die Vorteile, betonen aber, dass die Schnittstelle keine Pflicht sei. Lauer-Fischer kündigte gegenüber DAZ.online an, in der nächsten Woche ein Mailing an seine Kunden mit Kommissionierer zu verschicken, um ihnen eine WWKS2-Schnittstelle anzubieten. Die ersten Installationen sollen dann im Februar stattfinden. „Hierzu sind wir mit den großen, am deutschen Markt vertretenen Anbietern im Gespräch.“ 

Und ein Awinta-Sprecher erklärte: „Awinta wird für ihre Kunden alle gesetzlichen Anforderungen zur Umsetzung von Securpharm zum Stichtag erfüllen.“ Awinta prüfe gegenwärtig die Vorteile der Nutzung der Schnittstelle für Securpharm, „um weitere Mehrwerte für WWKS-2 zu entwickeln.“



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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