Werbeausgaben der Krankenkassen

AOK: Die Kooperation mit dem DHB führt zu keinen Versorgungseinschnitten

Berlin - 24.01.2019, 07:00 Uhr

Millionen für den Handball: Der AOK-Bundesverband erklärt, dass die Kooperation mit dem DHB legal sei und zu keinen Versorgungseinschnitten führe. (Foto: imago)

Millionen für den Handball: Der AOK-Bundesverband erklärt, dass die Kooperation mit dem DHB legal sei und zu keinen Versorgungseinschnitten führe. (Foto: imago)


Pünktlich zur Handball-Weltmeisterschaft, bei der überall AOK-Logos zu sehen sind, wird das Thema Werbeausgaben der Krankenkassen wieder aktuell. Denn der CDU-Gesundheits-politiker Roy Kühne erklärte im Interview mit DAZ.online, dass er die Kassen dazu bewegen will, die Sponsoring-Gelder aus dem Profisport in den Breitensport zu stecken. Der AOK-Bundesverband, der mit dem Deutschen Handballbund (DHB) kooperiert, protestiert: Die Ausgaben machten nur einen „Bruchteil“ der Gesamtausgaben aus. Außerdem fördere man bereits den Breitensport.

Die Werbeausgaben der Krankenkassen liegen pro Jahr im dreistelligen Millionenbereich. DAZ.online hatte im vergangenen Jahr berichtet, dass die Kassen 2016 rund 194 Millionen Euro ins Marketing und Sponsoring investierten, die höchsten Ausgaben gibt es im AOK-System. Der AOK-Bundesverband betreibt seit Jahren eine sehr intensive Partnerschaft mit dem Deutschen Handballbund (DHB) – die AOK ist Trikotsponsor bei allen Spielen der Nationalmannschaft und auch sonst auf vielen Werbeflächen rund um den Handballsport prominent vertreten.

Anlässlich der Handball-WM hatte der CDU-Gesundheitspolitiker Dr. Roy Kühne gegenüber DAZ.online gefordert, dass die Kassen auf das Sponsoring im Profisport verzichten sollten. Kühne sagte: „Eigentlich hat der Profisport eine so massive finanzielle Unterstützung überhaupt nicht nötig. Ein Marco Reus macht bereits viel Sport und verdient auch gutes Geld. Viel sinnvoller wären die Gelder der Kassen also im Breitensport investiert.“ Er wolle mit Kassenvertretern darüber sprechen und sich für neue Investitionen im Jugend- und Breitensport aussprechen.

AOK: Stillschweigen vereinbart

Aber wie hoch sind die Summen, die der AOK-Bundesverband jährlich an den DHB überweist? Ein Sprecher des Verbandes wollte dazu keine Angaben machen. Nur so viel: „Zu den konkreten Vertragsinhalten insbesondere den Kosten der Kooperation zwischen dem DHB und der AOK haben beide Parteien Stillschweigen vereinbart.“ Der Kassenverband will allerdings jegliche Vorwürfe von sich weisen, dass das Geld an anderer Stelle, beispielsweise in der Versorgung fehle. Wörtlich hieß es aus dem AOK-Bundesverband: „Angesichts von täglich rund 230 Millionen Euro Leistungsausgaben der AOK ist eines aber ganz sicher: Die Kooperation mit dem DHB beträgt einen minimalen Bruchteil davon und führt zu keinerlei Einschnitten bei der Gewährung von Leistungen.“

AOK denkt nicht ans Aufhören

Die Kassen dürfen nicht unbegrenzt in Werbung und Marketingmaßnahmen investieren. Vielmehr gibt es eine gesetzliche Vorschrift, wie man die Maximalausgaben berechnet. Im Jahr 2016 lag dieser Wert bei 4,36 Euro pro Versicherten. Der AOK-Sprecher stellte gegenüber DAZ.online klar, dass man sich an diese Regel halte: „Die AOK kommt im Rahmen der Partnerschaft mit dem DHB vor allem ihrem gesetzlichen Auftrag nach, die Bevölkerung für Gesundheitsthemen zu sensibilisieren. Dabei achtet sie auf eine angemessene Verwendung von Beitragsmitteln. Der vom Gesetzgeber dafür vorgesehene Betrag im Cent-Bereich je Versichertem wird dabei nicht überschritten.“

Der AOK-Bundesverband will zudem Vorwürfe nicht gelten lassen, nach denen das Geld für den DHB nicht sinnvoll investiert sei. Der AOK-Sprecher dazu: „Gerade was die Kooperation zwischen der AOK und dem Deutschen Handballbund angeht, trägt der Vorwurf von Herrn Kühne nicht. Denn: Anders als man das vom klassischen Sponsoring im Profisport kennt, steckt hinter der seit 2014 bestehenden Zusammenarbeit jenseits des AOK-Logos auf den Trikots ein strategisches und nachhaltiges Konzept der Gesundheitsförderung im Breitensport.“

AOK: Schon jetzt kümmern wir uns um den Breitensport

Ziel der Kooperation sei es, „sich gemeinsam für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen stark zu machen“. Auf regionaler Ebene gebe es eine „enge Einbindung der AOKs vor Ort und den Handballvereinen“. Dem Verband zufolge geht es in der Partnerschaft vor Ort um gemeinsame Präventionsprojekte an Schulen, Kindergärten und in den Vereinen. Mit sogenannten Grundschulaktionstagen erreiche man jährlich rund 100.000 Kinder.

Über einen Rückzug aus dem Profisport, wie von Kühne gewünscht, denkt die AOK also noch nicht einmal nach: „Die Nationalmannschaft der Männer ist für diese Kooperation der ideale Botschafter, was sie auch mit den aktuellen Erfolgen bei der Heim-WM wieder eindrucksvoll bestätigt.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

Ist ja schön,

von Stefan Haydn am 24.01.2019 um 13:47 Uhr

dass die AOK hier kein Problem sieht. Wir sprechen aber gerade über ein Werbebudget von mehr als 113 Mio € nur für die AOK. Dieses Geld wird den Versicherten und Leistungserbringern vorenthalten, ohne irgendeinen Nutzen zu bringen.
Die Diskussion um Honorarerhöhungen in Apotheken wird blockiert, aber die Hälfte des geforderten Geldes sinnlos für Werbung verpulvert.

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Krankenkassenwerbung im Profisport

von Stefan Schöfer am 24.01.2019 um 10:17 Uhr

Ich habe mir bereits vor zwei Jahren die Mühe gemacht, das Engagement von Krankenkassen ( nicht nur der AOK ) in den Profisportarten Fußball, Handball und Eishockey anhand von Sponsoringlisten der Vereine festzustellen. ( Die damalige Liste kann ich gerne zur Verfügung stellen )
Abgesehen von den hohen Beträgen, die zweifellos gezahlt werden, gehören zur Sponsorenpflege durch die Vereine - je nach Höhe des Sponsorings - Verköstigung und VIP-Plätze in den Stadien bzw. Hallen. Wer erhält diese Vorzüge ? Kassenpatienten ?

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