Die Brexit-Story

Ein herber Verlust für den Arzneimittelsektor in der EU

Remagen - 18.01.2019, 17:55 Uhr

Großbritannien am Scheideweg. Welche Auswirkungen hat der Brexit auf den Arzneimittelsektor? (s / Foto: imago)

Großbritannien am Scheideweg. Welche Auswirkungen hat der Brexit auf den Arzneimittelsektor? (s / Foto: imago)


Arzneimittelversorgung gesichert?

Diese Umstellungen bedrohen ganz konkret die Arzneimittelversorgung in der EU und in Großbritannien. Eine Umfrage der EMA im Januar 2018 ließ die Alarmglocken läuten. Für 108 (88 Human-und 20 Tierarzneimittel) der fast 700 vom Brexit betroffenen zentralen Zulassungen (CAPs) hatte die Agentur ernsthafte Bedenken, dass die notwendigen Umstellungen noch rechtzeitig vor dem Austritt Großbritanniens aus der EU klappen könnten. Lieferengpässe oder Ausfälle bei diesen Arzneimitteln, viele davon gegen schwere Erkrankungen, wären die unweigerliche Folge. Im September wurde dann Teilentwarnung gegeben und die Anzahl der CAPs, deren Verfügbarkeit in Europa durch den Brexit bedroht könnte, von 108 auf 39 gesenkt.

In der Zwischenzeit haben noch mehr Zulassungsinhaber ihre Hausaufgaben gemacht, so dass sich die Lage wohl etwas entspannt hat.

EMA geht nach einem Losentscheid nach Amsterdam

Das beherrschende Thema im Nachgang zum Brexit-Referendum war jedoch zunächst die notwenige Verlegung der Europäischen Arzneimittelagentur. In London kann die EMA danach nicht mehr bleiben. Als am 20. November 2017 die Entscheidung zugunsten der niederländischen Stadt Amsterdam fiel, herrschte vielerorts Erleichterung, gelten doch die Niederländer als weltoffen, regulatorisch versiert und gut organisiert. Dennoch hat sie einen faden Beigeschmack, denn am Ende des hochkomplexen und aufwändigen Auswahlprozesses entschied das Los, und zwar zum Nachteil von Mailand, das in den zwei Vorrunden der dreistufigen Wahl die höchste Punkteanzahl bekommen hatte.

Ohne eine vorübergehende Einschränkung der Aktivitäten werde der Umzug nicht von statten gehen können, hat die Agentur mehrfach betont und vorausschauend einen „Business Continuity Plan“ aufgelegt. Zunächst geht es mal in ein Übergangsdomizil in Amsterdam, denn das neue „Vivaldi-Gebäude“ soll erst im November 2019 fertiggestellt sein. Eigentlich müssten jetzt schon die Umzugswagen rollen. Gehört hat man davon aktuell noch nichts.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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