Vor der ABDA-Mitgliederversammlung

Das größte vorstellbare Dilemma für die Apotheker

Berlin - 17.01.2019, 07:00 Uhr

Wie geht es weiter? ABDA-Präsident Friedemann Schmidt und DAV-Chef Fritz Becker müssen bei der heutigen ABDA-Mitgliederversammlung eine schwierige Debatte über die Zukunft der Apotheken führen. (s / Foto: Schelbert)

Wie geht es weiter? ABDA-Präsident Friedemann Schmidt und DAV-Chef Fritz Becker müssen bei der heutigen ABDA-Mitgliederversammlung eine schwierige Debatte über die Zukunft der Apotheken führen. (s / Foto: Schelbert)


Auch über die ABDA selbst wird wieder diskutiert

Aber ganz egal, wie sich die Mitgliederversammlung zum Spahn-Paket verhält, dürfte auch heute wieder die ABDA selbst in den Mittelpunkt der Diskussionen rücken. Denn der Unmut in den Regionen ist wieder einmal groß. Anlässe dafür gibt es viele. Der aktuellste ist sicherlich der FAZ-Artikel über Friedemann Schmidt und DocMorris-Vorstand Max Müller. Viele Apotheker sind der Meinung, dass die ABDA und Schmidt sich damit selbst ins Abseits befördert haben. Zur Erinnerung: Die FAZ hatte Schmidt in seiner – teils sehr analog geführten Offizin – besucht und die Apotheker anschließend als „Traditionalisten“ bezeichnet. Mit Blick auf die Digitalisierung und Automatisierung wurde Schmidt mit dem Satz zitiert: „Und wenn dann jemand sagt, wir probieren jetzt mal was, dann ist das dem Apotheker vollkommen fremd.“

Aber auch der Umgang mit den Rechtsgutachten zum Rx-Versandverbot wirft Fragen auf. DAZ.online hatte berichtet, dass die ABDA unter anderem den ehemaligen Verfassungsrichter Udo di Fabio mit einem Gutachten zur juristischen Machbarkeit des Rx-Versandverbots beauftragt hatte. Di Fabios Meinung: Zum Schutz der flächendeckenden Versorgung wäre das Verbot machbar. Die ABDA beauftragte sogar noch zwei weitere namhafte Juristen, die zum gleichen Schluss kamen. Letztlich wurden den gesundheitspolitischen Journalisten die Gutachten in Kurzfassung im Dezember vorgelegt, die ABDA veröffentlichte die Zusammenfassungen zudem im Newsroom. Aber in der Politik kamen die Gutachten seitdem nach Recherchen von DAZ.online nicht mehr zum Einsatz. Auch ABDA-Präsident Schmidt ließ im Dezember nach der letzten Mitgliederversammlung durchblicken, dass das Aus des Rx-Versandverbots für ihn nun politische Realität sei. Viele Apotheker sehen das weiterhin anders. In den Regionen wird außerdem thematisiert, wie viel die ABDA für die Gutachten ausgegeben hat.

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Keine Personaldebatte erwartet

Letztlich gibt es auch einige wenige Vertreter aus den Regionen, die die ABDA-Spitze persönlich angreifen. Dahinter steht etwa die Frage, seit wann Schmidt, Becker und Co. von Spahns Boni-Plan wussten – und warum sie sich nicht früher gegen diesen Plan wehrten. Und auch das „Schweigegelübde“ steht weiterhin in der Kritik. Zur Erinnerung: Nach den ersten Gesprächen mit Spahn hatte die ABDA-Spitze dem BMG versprochen, keine Details über Zwischenstände im Versandhandelskonflikt weiterzugeben.

Dass am heutigen Donnerstag bei der ABDA Personalien diskutiert werden, ist aber so gut wie ausgeschlossen. Denn dafür müsste es in der ABDA-Mitgliederversammlung eine Zwei-Drittel-Mehrheit geben, zuvor sogar noch einen Antrag auf Ablösung des ABDA-Präsidenten. Und selbst die härtesten ABDA-Kritiker sind in dieser Sache einer Meinung: Eine komplette Umwälzung an der ABDA-Spitze würde die Gesprächsposition der ABDA gegenüber der Politik noch weiter schwächen.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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7 Kommentare

Schmidt und Co

von Conny am 17.01.2019 um 13:31 Uhr

Zeigt heute endlich mal Eier !

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Trump, Brexit, Gelbe Westen, Europa- und Landtagswahlen ... und unwillige Apotheker ...

von Christian Timme am 17.01.2019 um 13:22 Uhr

Vor diesem Hintergrund wird der "Sturm im Erlenmeyerkolben" wohl ausbleiben. Der letzte "Aufstand" vom "bröckelnden A" wird wohl nur "auf dem Papier" stattfinden. Auch die Mitgliedsorganisationen werden aus gutem Grund die ABDA "nicht verbrennen". Spahn hat also nichts zu befürchten ... Deutschland ist nicht Frankreich. Spahn wird zum "Überflieger" ... Macron zum "Fußgänger". Und die kommenden 4% Umsatzverlust, natürlich ohne Zeitangabe, was soll es ... Kreide beginnt zu schmecken ... alles nur eine Frage der Zeit ...

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RxVV

von Michael Zeimke am 17.01.2019 um 10:17 Uhr

Ich glaube der Präse hat den Mund zu voll genommen.

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Einziger gangbarer Weg ist ein RX-Versandverbot

von RX-Versandverbot am 17.01.2019 um 9:35 Uhr

Schaut Euch in Europa um - fast überall gibt es ein RX-Versandverbot! Arzneimittel sind einfach eine besondere Ware und dem ist seitens des Gesetzgebers Rechnung zu tragen, Gleichpreisigkeit und Arzneimittelsicherheit und Sicherstellung der Versorgung und Erhalt der zahlreichen Arbeitsplätze geht NUR DURCH ein RX-Versandverbot! Kollegen, laßt Euch nicht vorführen, locken oder abspeisen - es steht zuviel auf dem Spiel !

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RxVV

von regenriese am 17.01.2019 um 8:40 Uhr

Sorry, aber das RxVV ist wohl politisch tot und nach einer Neuwahl wird es nicht wahrscheinlicher mit einer grünen BMG-Ministerin. Wenn es dafür in Berlin keine Mehrheit gibt, interessieren auch niemand mehr Gutachten dazu.
Auch dieser Artikel ist wieder falsch, ob die ABDA zustimmt oder nicht ist der Politik relativ wurscht würde ich sagen.

Es ist jetzt nicht die Zeit in Personal- und Strukturdebatten zu verfallen. Bei einer neuen Spitze wäre die Situation nicht anders. Nur die Gleichpreisigkeit komplett aufzugeben ist ein schlechter Witz, das ist noch schlechter als der alte SPD-Vorschlag. Das kann schlecht der Vorschlag eines CDU-Ministers sein !!
Nur jede Regelung ist besser als die jetzige Situation und wir haben den Druck das jetzt etwas geregelt wird, denn wenn schwarz-grün regiert fassen die die Regelungen nicht an. aber haben wir bis dahin keine Regelung, werden auch die sich auf keine einigen können.

Die Versender freuen sich wenn wir blockieren und Spahns RxVV auf dem Weg zur nächsten Wahl versandet.

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AW: RxVV

von Anita Peter am 17.01.2019 um 8:49 Uhr

"Sorry, aber das RxVV ist wohl politisch tot"

Habe ich bisher nur von Jens Spahn gehört. Aus dem Munde anderer Gesundheitspolitiker der CDU / CSU hört sich das ganz anders an.

Warum zieht Spahn nicht die Länderkarte? Damit kann er den Versand erhalten UND die Gleichpreisigkeit behalten. Apotheken in Fremdbesitz dürfen an der RX Versorgung nicht teilnehmen. Länder in denen Fremdbesitz erlaubt ist, werden von der Liste genommen.

AW: RxVV

von Karl Friedrich Müller am 17.01.2019 um 8:50 Uhr

Spahns Vorschlag ist gut für die Versender, für sonst niemanden. Dass er dabei uns unter Druck setzen will mit Unterstützung der ABDA geht gar nicht.
Der "Vorschlag" oder besser versuchte Erpressung muss rundweg abgelehnt werden. Ach deshalb, weil er tatsächlich dem recht widerspricht und die das RxVV.
Dass unsere sogenannte Standesvertretung uns an der Nase herumführen will, kann nur in einem Rücktritt enden.

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