WDR „Servicezeit“

Wick MediNait plus fünfmal Paracetamol: Wie schlagen sich die Versender?

Stuttgart - 10.01.2019, 07:00 Uhr

Weisen Versandapotheken auf eine mögliche Paracetamolüberdosierung hin? Das wollte das WDR-Magazin „Servicezeit“ wissen. (s / Foto: Screenshot: www1.wdr.de)

Weisen Versandapotheken auf eine mögliche Paracetamolüberdosierung hin? Das wollte das WDR-Magazin „Servicezeit“ wissen. (s / Foto: Screenshot: www1.wdr.de)


Paracetamol-Überdosis nicht „klinisch relevant"?

Das zweite Kriterium war die Information bei der Lieferung, diese erfolgte jeweils wie versprochen innerhalb von drei Werktagen. Doch gab es auch Informationen im Paket? Schließlich habe der eine oder andere Kunde die Hinweise bei der Bestellung schon wieder vergessen. Deswegen sollten nach Meinung von DocEsser auch den Paketen Informationen beiliegen. Das war aber nicht immer der Fall.

So habe es bei einigen Anbietern, zum Beispiel Eurapon, zwar Informationen per Mail gegeben, aber im Paket selbst habe sich nichts gefunden. Medikamente-per-Klick gab nur allgemeine Infos zum Abhängigkeitspotenzial von Nasenspray, Schmerz-, Abführ- und Schlafmitteln, aber keine konkreten zu den bestellten Arzneimitteln. Zufrieden war das Team mit den Informationen von Apo-rot, Europa-Apotheek und DocMorris, die demnach umfassende Informationen und konkrete Warnungen zu den bestellten Arzneien zur Verfügung stellten. Nur diese drei konnten überzeugen. 

Das Fazit somit: durchwachsen. Apo-Discounter, Apotal und Medikamente-per-Klick seien eher durch mangelnde Information aufgefallen, heißt es. Auf Nachfrage der Redaktion erklärt Apo-Discounter auf die Packungsbeilagen verwiesen zu haben, Apotal deklariert den fehlenden Infozettel zur Ausnahme, man lege sonst einen ausführlichen bei. Medikamente-per-Klick antwortet, dass man nur bei „klinisch relevanten Wechselwirkungen Infos beilege, um die Kunden nicht zu verunsichern.“ Man werde aber zukünftig die Hinweise diesbezüglich ergänzen. 

Hotline: DocMorris und Apo-Discounter erst im siebten Versuch

Zuletzt wurde die telefonische Beratung unter die Lupe genommen. Positiv wurde bewertet, dass alle Apotheken das Pflichtprogramm erfüllten und auf eine mögliche Überdosierung hinwiesen, allerdings oft nur zögerlich und auf ausdrückliche Nachfrage. Nur wenige stellten vorab die „entscheidenden Fragen“ nach Vorerkrankungen, wie einer möglichen Vorbelastung der Leber.
Besonders umfassend berieten demnach Apo-Rot, Eurapon, Europa-Apotheek und Medpex. Abzüge gab es für Apo-Discounter und DocMorris. Die Beratung an sich sei zwar sehr gut gewesen, aber beide Hotlines konnten erst im siebten Versuch erreicht werden, so die Erklärung für den Malus. DocMorris rechtfertigt das gegenüber der Redaktion mit der unerwartet hohen Nachfrage. Apo-Discounter verweist auf die Möglichkeit einen „pharmazeutischen Rückruf“ zu vereinbaren.

Das Gesamtfazit von Doc Esser: „Durchaus positiv, auch wenn die eine oder andere Versandapotheke weniger auskunftsfreudig war.“ Ausdrückliches Lob gibt es für die Bestellsperre für Paracetamol. Und auch wenn man manchmal mühselig selbst aktiv werden musste, seien doch alle Versandapotheken ihrer Beratungspflicht nachgekommen.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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2 Kommentare

Plus 5mal Paracetamol?

von Garrecht Stephan am 10.01.2019 um 17:32 Uhr

Ich Trottel dachte bisher mehr als20Tabletten paracetamol a500mg wären verschreibungspflichtig!!
Oder wie oder was?

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Gesamtmenge je Packung ist entscheidend

von Andreas P. Schenkel am 10.01.2019 um 20:33 Uhr

In der Anlage 1 AMVV ist normiert:
"Paracetamol - ausgenommen Humanarzneimittel zur
a) oralen Anwendung zur symptomatischen Behandlung leichter bis mäßig starker Schmerzen und/oder von Fieber in einer Gesamtwirkstoffmenge von bis zu 10g je Packung [..] "

Dadurch sind Packungen mit 20 Tabletten zu 500 mg nicht verschreibungspflichtig, 30er-Packungen mit 500 mg Paracetamol / Tabl. jedoch schon. Die Abgabe von 5 Packungen zu 20 x 500 mg Paracetamol zugleich ist also nicht untersagt. Ob das sinnvoll ist, ist eine andere Frage; möglicherweise rationale Einkaufsmenge für Leute, die ein Jahr lang in einer wirtschaftlich unterentwickelten Weltgegend in einer abgeschiedenen Region Entwicklungshilfe leisten, Rucksacktouristen oder ähnliche Fälle.

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