„Hinter den Kulissen“

WDR: DocMorris – effizient, aber unpersönlich

Berlin - 08.01.2019, 13:05 Uhr

Der WDR zu Besuch bei DocMorris: Ein TV-Team besuchte die Niederländer und schaute sich unter anderem die pharmazeutische Beratung an. (m / Foto: DocMorris)

Der WDR zu Besuch bei DocMorris: Ein TV-Team besuchte die Niederländer und schaute sich unter anderem die pharmazeutische Beratung an. (m / Foto: DocMorris)


DocMorris-PTA beraten und intervenieren

Der Zuschauer bekommt in der nächsten Einstellung dann auch zu sehen, wie zuverlässig das DocMorris-System funktioniert. Denn der Sprecher stellt eine PTA vor und erklärt: „Und tatsächlich: Bei PTA Viviane schlägt das System gerade Alarm, als wir drehen. Warnung vor einer Überdosierung beim Mittel Torasemid.“ Die Dosierung auf einem Rezept ist offensichtlich falsch angegeben. Die PTA erklärt, was DocMorris in solchen Fällen unternimmt: „Die PTA hat dann die Aufgabe, Rücksprache entweder mit Apotheker oder mit Arzt zu halten.“

Aber auch bei den OTC-Präparaten hat DocMorris dem TV-Beitrag zufolge viele Sicherheitsschranken eingebaut. Gezeigt wird eine Bestellung, die einige ibuprofen- und paracetamolhaltige Medikamente enthält. Die PTA erklärt, dass DocMorris nicht alle Kundenbestellungen erfüllen kann. Denn: „Bei uns ist es so, dass es eine Mengenbeschränkung gibt. Das bedeutet, dass nur drei Packungen Schmerzmittel im Monat abgegeben werden dürfen.“

Schweim: DocMorris hält Mengenbeschränkung ein

Der ehemalige BfArM-Präsident Harald G. Schweim hatte 2015 genau diese Mengenbeschränkung bei DocMorris getestet und größere Mengen Schmerzmittel bestellt. Der EU-Versender nahm die Bestellung nicht an und verwies auf die eigene Höchstabgabemenge von drei Packungen pro Monat. Schweim kommentierte damals: „Diese Ausführungen sind zwar sehr ausführlich, aber nicht ganz korrekt. Immerhin handelt es sich um eine gesetzliche Abgabebeschränkung, nicht um eine von DocMorris aus Sorge um die Kunden festgelegte Grenze.“

Im TV-Beitrag wird dann noch über einen OTC-Wechselwirkungscheck berichtet. Eine PTA wird gezeigt, die eine Bestellung mit mehreren Erkältungsmitteln erhalten hat und die Kundin deswegen telefonisch kontaktiert. Der Sprecher erklärt, dass die Online-Apotheken zu dieser Beratung gesetzlich verpflichtet seien.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

naja schon plausibel

von Peter am 09.01.2019 um 11:10 Uhr

20 000 Rezepte a 1,5 Durchschnittspositionen machen 30 000 RX am Tag.
Fünf Tage die Woche: 7,8 Mio Packungen RX
Sechs Tage die Woche: 9,36 Mio Packungen RX
Sieben Tage die Woche: 10,92 Mio Packungen RX

Bezogen auf 741 Mio Packungen wären das:
1,05%, 1,25% oder 1,47% wenn sie denn alle nach Deutschland gingen.

Bei einem Durchschnittspackungspreis von 45 Euro wären das 495 Mio Umsatz, unterstellt man dass es aber nicht Durchschnitts RX sondern typische RX sind und somit um 20/25 Euro netto liegen wären es zwischen 212 und 265 Mio netto Umsatz.
An Boni wären es bei 30 000 Posten pro Tag im Jahr:
Fünf Tage die Woche: 19,5 Mio brutto, 16,38 Mio netto
Sechs Tage die Woche: 23,4 Mio brutto, 19,6 Mio netto
Sieben Tage die Woche: 27,3 Mio brutto, 22,94 Mio netto


Verdienen als Rohertrag tun sie demnach an RX anhand des Honorars brutto abzgl. Boni abzgl Zwangsrabatt abzgl. MwSt. netto pro Packung 4,76. Dazu kommen die 3%
liegen zwischen 3 und 5,5 Mio.
An sieben Tagen die Woche: 10,93 Mio X 4,76=52 Mio+5,5 Mio=57,5 Mio

Aber das ist ja nicht alles ;)
Unterstellt man AmPrVO unabhängigen Rabatt wären das für sieben Tage die Woche, EK Packungspreis netto= 25-8,35-3%=16,16:
10%: 1,61
15%: 2,42
20% (aber unwahrscheinlich): 3,23
Pro Jahr in Summe also (sieben Tage die Woche, bezogen auf 25 Euro netto VK):
10%: 17,5 Mio
15%: 26,5 Mio
20%: 35,27 Mio

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WDR und DocMorris

von Uwe Hüsgen am 08.01.2019 um 19:02 Uhr

Die Zahlen machen stutzig:
„Insgesamt werden in Heerlen demnach täglich 25.000 Pakete zusammengestellt und abgeschickt, …“ und
„Jeden Tag würden dem Sprecher zufolge „kübelweise Rezepte“ bei DocMorris ankommen, nämlich 20.000.“
D.h. Nur ein Fünftel (5.000) der täglich abgeschickten Päckchen enthalten kein Rx-AM, sonder ausschließlich OTC-, Freiwahl- und nicht apothekenübliche Produkte.
Kann man’s glauben?
Und schade, dass der WDR nicht gefragt hat, wie viele Päckchen an niederländische Patient*innen täglich verschickt werden.

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