Ökotest

Zu welcher Lippenpflege greifen?

Stuttgart - 04.01.2019, 09:00 Uhr

Wie kritisch Mineralöle wirklich in Lippenpflegestiften sind, ist nicht abschließend geklärt. (m / Foto: imago)

Wie kritisch Mineralöle wirklich in Lippenpflegestiften sind, ist nicht abschließend geklärt. (m / Foto: imago)


Bedenkliche UV-Filter?

Auch die charakteristische Lippenpflegekugel „Eos Active Lippenpflege Sonnenschutz" verzichtet auf Mineralöle. Dennoch reicht es am Ende nur für ein „ausreichend": Ökotest moniert „bedenkliche UV-Filter“ und keine ausreichende Deklaration zum Sonnenschutz auf dem Umkarton des Produktes. Das hat „Labello" wohl schlauer angestellt, denn trotz bedenklicher UV-Filter darf sich das Beiersdorf-Produkt noch über ein „gut“ freuen, denn sie informieren zumindest, dass Stifte mit Lichtschutzfaktoren frühzeitig und mehrfach auf die Lippen aufgetragen werden müssen. Das versäumen die Apothekenprodukte, was tatsächlich nicht sein müsste: Ausreichende Sonnenschutzhinweise sind laut Ökotest sowohl bei La Roche Posay und Avène, Bepanthol und Ladival Eucerin und Neutrogena nicht vorhanden.

Neben Mineralölen stören sich die Verbraucherschützer regelhaft an UV-Filtern. So sehr Ökotest einen Sonnenschutz in Lippenpflegeprodukten begrüßt, „aber wenn möglich ohne Nebenwirkungen", erklärt Ökotest in seinem Testbericht dazu. Bei UV-Filtern legt Ökotest den üblichen Maßstab an: Filter mit Verdacht auf hormonartige Wirkungen – Ethylhexyl Methoxycinnamat, Octocrylen oder Homosolat – geben Abzug. So wurden zum Beispiel bei Ethyhexyl Methoxycinnamat hormonelle Wirkung im Tierversuch gefunden, bei Homosalat und Octocrylen konnten Hormonwirkungen in Zellkulturen nachgewiesen werden. Homosolat und Octocrylen enthalten die Produkte von Eos und Labello. Nur Octocrylen findet sich in La Roche Posay und Avène, nur Homosolat in Bepanthol. 

Eucerin ohne bedenkliche UV-Filter

Ohne nach Ansicht von Ökotest bedenkliche UV-Filter kommt Eucerin aus. Der Lichtschutz wird durch Ethylhexyl-Triazon (UV-B) und Butyl Methoxydibenzoylmethan (UV-A) realisiert. Unbedenklich findet Ökotest auch Titandioxid. Zwar gibt es auch zu dem mineralischen Lichtschutz kritische Stimmen. So bewertet laut Ökotest die EU den Stoff derzeit und überlegt eine harmonisierte, EU-weite Einstufung von Titandioxid als „kann vermutlich Krebs erzeugen“ beim Einatmen. Das erklärte Ökotest im Mai beim Test von Sonnenschutzprodukten. Hintergrund sind nach Aussage der Verbraucherschützer Tierversuche, die einen potenziellen Zusammenhang von Titandioxid in Staubform und Lungentumoren zeigten. Jedoch sieht Ökotest diese Gefahr bei Lippenpflegestiften nicht und sieht „Titandioxid weiterhin als wichtigen und vergleichsweise unproblematischen UV-Filter an.“

Wozu rät Ökotest?

Ökotest möchte Verbraucher auf der sicheren Seite wissen. Aus diesem Grund äußern sich die Verbraucherschützer auch immer kritisch zu Inhaltsstoffen, die vielleicht noch nicht vollständig hinsichtlich ihrer potenziellen Gefahr evaluiert sind oder die bislang nur in Tierversuchen oder Zellkulturen auffällig waren. Das Fazit der Verbraucherschützer: „Wer Kosmetika ohne Paraffine und bedenkliche UV-Filter wünscht, ist bei zertifizierter Naturkosmetik auf der sicheren Seite“.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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