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Mit Weihrauch und Nahrungsergänzungsmitteln gegen Gelenkbeschwerden?

Stuttgart - 27.12.2018, 14:45 Uhr

Wer an Arthrose im Knie leidet, erhofft sich oft eine Linderung durch Nahrungsergänzungsmittel. ( r / Foto: Syda Productions / stock.adobe.com)

Wer an Arthrose im Knie leidet, erhofft sich oft eine Linderung durch Nahrungsergänzungsmittel. ( r / Foto: Syda Productions / stock.adobe.com)


Weihrauch-Kapseln: schlechte Datenlage mit Tendenz zu Optimismus

Bei Weihrauch handelt es sich um das Harz des Boswellia-Baumes. Als Heilmittel soll Weihrauch bereits seit Tausenden von Jahren eingesetzt werden – beispielsweise in der traditionellen indischen Heilkunst Ayurveda auch als Mittel gegen Gelenkbeschwerden. In Weihrauch-Kapseln, die in Deutschland als Nahrungsergänzungsmittel gegen schmerzhafte Gelenkabnutzung (Arthrose) beworben werden, sind Boswelliasäuren enthalten.

Auch wenn die Wirkung von Weihrauch laut Cochrane Österreich nur gering sein dürfte, kann man in der Apotheke auf die Frage, ob Weihrauch bei schmerzhafter Gelenkabnutzung (Arthrose) hilft, mit „möglicherweise ja“ antworten. Cochrane vergibt in seinem Fazit zu seiner Bewertung der Evidenzlage einen von drei möglichen grünen Haken. Es bedürfe noch besser durchgeführter und größerer Studien, die Einnahme von Weihrauch-Kapseln könne Gelenkschmerzen aber möglicherweise etwas bessern.

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Die Cochrane-Autoren fanden bei ihrer Überprüfung der Datenlage vier Studien, deren Aussagekraft sie für relevant halten und die vorsichtig optimistisch stimmen: „Weihrauch könnte Schmerzen bei abgenutzten Gelenken lindern und eventuell dadurch bedingte Einschränkungen im Alltag verbessern.“

In den vier Studien wurden insgesamt 216 Probanden untersucht. Eine Gruppe erhielt ein Weihrauch-Präparat, die andere Gruppe ein Placebo. Laut den Cochrane-Autoren sind die untersuchten 216 Probanden aber zu wenige, um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erzielen. Außerdem kamen in den vier verschiedenen Studien unterschiedliche Weihrauch-Präparate, Dosierungen und Messmethoden zum Einsatz. Sie sind also nur bedingt miteinander vergleichbar. Drei der vier Studien sollen auch in der Durchführung Mängel aufweisen. Insgesamt ist das Vertrauen der Cochrane-Autoren in die Studienergebnisse deshalb gering.

Dennoch: Nach 90-tägiger Einnahme zeigte sich in zwei der vier Studien bei einer Abnutzung der Kniegelenke ein Verbesserung der Schmerzen gegenüber Placebo: Patienten, die Weihrauch-Präparate einnahmen stuften ihre Knieschmerzen mit 23 von 100 möglichen Punkten auf einer Schmerzskala ein, während die Patienten, die nur ein Placebo erhielten, 40 Punkte für ihren Schmerz vergaben – null Punkte hätten Schmerzfreiheit bedeutet. Die anderen beiden Studien sollen zwar ähnliche Ergebnisse gezeigt haben, sie liefen aber nur über 30 Tage. Die Verbesserung der Schmerzen korrelierte auch mit einer Verbesserung der Einschränkungen im Alltag: Den Patienten unter Weihrauch-Einnahme fiel es leichter, Treppen zu steigen oder einkaufen zu gehen. Das Ausmaß der Funktionsverbesserung war jedoch mit acht Punkten (basierend auf einer Selbsteinschätzung) noch geringer ausgeprägt, als bei den Schmerzen (17 Punkte).



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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