Pharmaziestudenten-Kolumne

„Der Apothekerschaft fehlt der Mut zum Wandel“

Stuttgart - 21.12.2018, 07:00 Uhr

Constantin Hauser, Beauftragter für Gesundheitspolitik beim BPhD, meint in einer Kolumne: Die Apotheker sollten den Rx-Versand akzeptieren und die Chance der neuen Honorar-Komponenten ergreifen. (Foto: BPhD)

Constantin Hauser, Beauftragter für Gesundheitspolitik beim BPhD, meint in einer Kolumne: Die Apotheker sollten den Rx-Versand akzeptieren und die Chance der neuen Honorar-Komponenten ergreifen. (Foto: BPhD)


Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat den Apothekern seinen Kompromiss zur Lösung des Versandhandelskonfliktes vorgestellt. Auch wenn bisher nur Eckpunkte bekannt sind, gingen bereits allerorts die Schilde hoch. Von vielen Seiten wurde lautstarke Kritik zu Protokoll gegeben. Dieses Gebaren gehört natürlich zum üblichen Spiel der Politik dazu. Es muss doch verwundern, wie schnell Teile der Apothekerschaft den Daumen gesenkt haben, meint Constantin Hauser, Beauftragter für Gesundheitspolitik beim Bundesverband der Pharmaziestudierenden Deutschlands (BPhD), in einer DAZ.online-Kolumne.

Wir Studierenden betrachten das Schauspiel jedenfalls sehr genau. Denn fest steht: Die Pläne des Herrn Minister betreffen in erster Linie uns, die heutigen Jungpharmazeuten und Studierenden. Wir werden die Veränderungen im Apothekenmarkt langfristig am stärksten zu spüren bekommen, denn sie werden sich über die gesamte Länge unseres Berufslebens auswirken. Im weitesten Sinne werden sie sogar darüber entscheiden, welchen Beruf wir ausüben werden.

Werden wir bei dem Berufsbild bleiben, das heute in den Apotheken vorherrscht? Wird sich auch unsere Generation damit begnügen müssen, die Stärken unseres geballten Wissens nur in Ausnahmesituationen ausspielen zu können, wenn es die Geduld des behandelnden Arztes, die Laune des Patienten oder die ökonomischen Zwänge der packungsbasierten Vergütung zulassen? Oder können wir aufbrechen in einen Versorgungsalltag, in dem die pharmazeutischen Dienstleistungen und die AMTS im Vordergrund stehen, in dem wir für die Bereitstellung von niederschwelliger, fundierter und empathischer Beratung von Angesicht zu Angesicht vergütet werden und in dem unsere hervorragende Ausbildung als Heilberufler voll zum Tragen kommen kann?  

Wir wissen wohin die Reise gehen soll, die Apothekerschaft hat sich mit Absichtserklärungen wie dem Perspektivpapier „Apotheke 2030“ selbst eine starke und zukunftsweisende Vision gegeben, auf die sie mit Recht stolz sein kann. All den Vorstellungen der Apothekerschaft ist dabei gemein, dass die Bereitstellung und Abgabe des Medikaments immer nur die notwendige Voraussetzung für den Medikationsprozess darstellt, aber nicht eigentlicher Wesenskern des Apothekerberufs ist. Primär sehen wir uns als Dienstleister am Patienten, der ein Experte für Arzneimittel und deren korrekte Anwendung ist.

Aber das Honorarsystem spricht eine andere Sprache. Nach wie vor orientiert sich die Vergütung des Apothekers und damit sein ökonomisches Handeln einzig und allein an der Abgabe. Wir leben und arbeiten in einem System, das kaum Anreize für hochwertige und ausführliche Beratung setzt, sondern im Gegenteil vor allem einen hohen Absatz belohnt. Dabei muss doch allen bewusst sein, dass wir dem Patienten noch so viele Medikamente mitgeben können, wenn wir ihn beim Therapieprozess nicht begleiten, wird er nicht davon profitieren können. Wenn wir wirklich den Patienten anstatt des Arzneimittels ins Zentrum unseres Handelns stellen wollen und uns eine Weiterentwicklung im Sinne einer zielgenauen und sicheren Anwendung von Arzneimitteln wünschen, die uns UAWs, Folgetherapien und damit bares Geld spart, können wir den Apotheker auf lange Sicht nicht weiter nur für das Abgeben von Packungen entlohnen. 

Früher oder später muss es einen Paradigmenwechsel in der Vergütung geben. Mit den Vorschlägen von Minister Spahn liegt die Chance auf einen sanften Einstieg in den Wandel auf dem Tisch. Natürlich sind die versprochenen 240 Millionen Euro für pharmazeutische Dienstleistungen im Vergleich zu den ca. 5 Milliarden Euro, die sich die GKVen unsere Leistungen in 2017 haben kosten lassen, nur ein kleiner Anfang. Dennoch bietet sich die Gelegenheit, hier Pionierarbeit zu leisten und Strukturen zu schaffen, die langfristig auch höhere Vergütungen tragen könnten.  

Hauser: Man hält sich zu sehr mit EU-Versendern auf

Allerdings scheint der Apothekerschaft in der entscheidenden Stunde der Mut zu fehlen, den lang beschworenen Wandel des Berufsbildes auch umzusetzen. So sehr hält man sich mit der Sorge vor den ausländischen Versendern auf, dass man die Chance verpasst, wenn sie sich einem bietet. Natürlich ist es problematisch, die Abkehr von der Gleichpreisigkeit mit dem Festschreiben in ein Gesetz endgültig zu besiegeln. Die Arzneimittelpreisbindung ist eine zentrale Säule des Apothekenwesens und sollte wenn möglich beibehalten werden, da sie den gleichberechtigten Zugang zu Arzneimitteln für Menschen aus allen Einkommensgruppen gewährleistet. Es ist nicht einzusehen, warum ausländischen Versendern zusätzlich Ausnahmen in der Preisbildung zugestanden werden, um ihre Konkurrenzposition zu stärken, obwohl sie schon den Vorteil haben, bequem an die Haustür liefern zu können oder ihre Kunden in spezielle Patientenprogramme einbinden zu können, und sich gleichzeitig nicht an Aufgaben für die Allgemeinheit wie Nacht- und Notdienste beteiligen. Auch wir Studierenden bevorzugen einen Markt mit Preisbindung und ohne Boni.  

Aber nach zwei Jahren erfolglosem Beharren auf dem Rx-Versandverbot muss man leider festhalten, dass diese Maßnahme in Zeiten von Telemedizin und Fernverordnung gesellschaftlich und politisch offensichtlich nicht vermittelbar ist und keine Mehrheiten finden wird. Diese Realität müssen wir anerkennen. Durch das Festhalten am Rx-VV haben wir verlernt, offen für Alternativen und alternative Meinungen zu sein. Vielleicht müssen wir den Rx-Versand akzeptieren lernen und diese Bedingung als Teil des Kompromisses verstehen, den wir eingehen müssen, wenn wir intern und im Dialog mit Politik und Gesellschaft unseren Beruf weiterentwickeln und auf eine neue Basis stellen wollen. Einen Deal, der das Rx-VV beinhaltet, wird es jedenfalls von Seiten der Politik nicht geben. 

BPhD: Was wäre denn die Alternative?

Die Alternative, also das „No-Deal-Szenario“, wäre im schlimmsten Fall ein „Weiter-so“ wie bisher, mit wild wucherndem Versandhandel ohne Boni-Grenzen während die Apotheken-vor-Ort unter der zunehmenden Last dieses Preiskampfes und ohne Aussicht auf alternative Vergütungsformen langsam aber sicher über den Jordan gehen. Der Handlungsbedarf ist also unbestreitbar. Daher ist es so wichtig, dass wir die Flexibilität besitzen, von alten Positionen Abstand zu nehmen und uns ernsthaft und sachlich mit den Alternativen auseinanderzusetzen. Jens Spahn hat klargemacht, dass ihm nicht daran gelegen ist, der Apothekerschaft etwas zu diktieren. Wir können Kritik an seinen Vorschlägen üben und sollten das besonders im Fall der Boni auch tun. Aber Kritik, die ernstgenommen werden soll, setzt voraus, dass man zuvor einen ehrlichen Dialog über die Vorschläge geführt hat und sie nicht allein deshalb ablehnt, weil sie das Rx-VV nicht beinhalten.   

Das Paket bietet einen Kompromiss, den man ernsthaft diskutieren sollte. Es bietet die Möglichkeit, die so lange beschworene Weiterentwicklung unseres Berufsbildes auch konkret in die Tat umzusetzen und die Apotheke der Zukunft zu verwirklichen. Wir sollten diese Chance nicht verpassen. Entweder wir gestalten den Wandel oder wir erleiden ihn. 



Constantin Hauser, Beauftragter für Gesundheitspolitik
redaktion@daz.online


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14 Kommentare

Das verkümmerte Langzeitgedächtnis der Pharmazeuten ...

von Christian Timme am 22.12.2018 um 9:17 Uhr

Naivität legt sich ... eigene Erfahrungen durch Umfeldeinflüsse sind die prägenden Elemente von Marktveränderungen. Seit „Generika & Ratiopharm“ ... läuft es nicht mehr rund. Weitere Begriffe & Eingriffe aus der „Neuzeit“ darf jeder selbst hinzufügen ... und „denken & machen“ ist noch erlaubt. Wo liegt das Problem?

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Es ist gut . . .

von Uwe Hansmann am 21.12.2018 um 17:20 Uhr

das sich die angehenden, jungen Kolleginnen und Kollegen Gedanken zur Zukunft machen. Es ist zudem ihr gutes Recht, diese Gedanken auch zu äußern.

Gut wäre allerdings auch, den heutigen Gegebenheiten der öffentlichen Apotheke im Rahmen des Studiums den notwendigen Raum zu geben.

Es fehlt an existentiellen Ausbildungsinhalten im betriebswirtschaftlichen Bereich - und hierfür können die Studierenden schon mal gar nichts!

Solange an den Hochschulen nicht auch dieser Bereich im Wissensspektrum der angehenden Pharmazeuten verankert wird, solange werden wir viele junge Kolleginnen und Kollegen haben, die sehr schnell in der öffentlichen Apotheke wieder das Handtuch schmeissen oder aber dort gar nicht erst ankommen.

Es wäre - gerade auch vom Staat - gut investiertes Geld, den Studiengang aufzuwerten und um ein BWL-Semester zu erweitern.

Und ich höre schon wieder den Politikerchor . . . ist nicht finanzierbar.

Arme Republik. Schulschiffe scheinen . . .

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AW: Es ist gut

von Klaus Mellis am 23.12.2018 um 14:51 Uhr

Ja, es ist einfach, anderen die Schuld an Miseren zu geben - und nicht dort zu kehren, wo es nötig wäre...

Die Universitäten mit pharmazeutischen Instituten sehen KEINESFALLS ihre Aufgabe darin, Studenten so auszubilden, dass sie "gut für die Offizin" sind - ganz im Gegenteil: das Ziel ist die "Produktion" von Lebenswissenschaftlern, die "gut für Lehre und Forschung" sind...
Vielleicht wäre hier ein inverser Prozess zielführend: nicht die Studenten, die ja falsche Ideale eingeimpft bekommen, sollten sich in der öffentlichen Apotheke im Praktikum den Frust holen, nix von dem gelernt zu haben, was gewünscht/gebraucht wird, sondern die Leiter/innen der Offizinapotheken sollten mal an die Uni(s) gehen und sich ansehen, was dort passiert...
Uwe Hansmann hat völlig Recht: die Studierenden trifft keine Schuld. Ihnen wird ein falsches (oder gar kein) Bild der Arbeit in einer öffentlichen Apotheke vermittelt - da darf sich niemand wundern, dass
a) nur ca. 10 % der Studenten nach dem Studium in die öffentliche Apotheke wollen,
b) die gelehrte Realität (?) zu radikalen Veränderungswünschen führt...

Wir brauchen dringend verlässliche Rahmenbedingungen, die den Berufsanfängern den Einstieg in unser gut funktionierendes Versorgungssystem leichter machen. Nur wer Licht am Ende des Tunnels sieht, der ist motiviert, loszulaufen...!

Geballte Ahnungslosigkeit?

von Stefan Haydn am 21.12.2018 um 14:17 Uhr

Beim ersten Artikel habe ich noch geschwiegen, jetzt kann ich mir aber keinen Kommentar mehr verkneifen.

Offenbar hat unser Berufsnachwuchs so überhaupt keine Ahnung, was eine "gute" öffentliche Apotheke im Alltag überhaupt an der "Front" (ja ich wähle diesen Begriff bewußt) leistet.

Es würde dem Nachwuchs und auch den Theoretikern im Gesundheitswesen gut stehen sich erst mal ausgiebig mit der Öffentlichen Apotheke zu beschäftigen und vor allem auch mal längere Zeit dort zu hospitieren um sich einen wirklichen Überblick verschaffen zu können.

Echten Innovationen in der Apotheke gegenüber bin ich aufgeschlossen, leider gibt es im Moment aber zu viele Pseudoinnovationen , deren Nutzen für Patienten und Apotheke zu gering ist und Versandhandel zählt auch hierzu.

Wir können gerne über Videoberatung sprechen, allerdings hapert es da eben im Moment am Datenschutz und es muss auch sichergestellt sein, dass diese Leistung nicht kostenlos ist oder zumindest an Bedingungen geknüpft ist (Sonst wird der "Beratungsklau" nur noch zunehmen).

Es scheint so als würden die jungen Kollegen nur noch auf Medikationsmanagement getrimmt. Dies ist aber nicht für alle Patienten in der Offizin geeignet, da nicht alle multimorbid sind. Man muss auch den "Gelegenheitspatienten" gerecht werden, die aber in allen Betrachtungen scheinbar gar keine Rolle zu spielen scheinen.

Spahns Angebot ist komplett "vergiftet" und sollte die Aussage Herrn Hankes stimmen, ist er absolut unverschämt und unverholen als Lobbyist aufgetreten, nur benötigt man wohl ein paar Jahre mehr auf dem Buckel um dies zu durchschauen.
Der Großteil seiner "Wohltaten" wird nämlich nur durch eine Umverteilung innerhalb der Apothekerschaft erreicht.

Auch wenn dies die jungen Kollegen gerne ändern möchten, ist bei all den Fehlern eine Packungspausschale immer noch die unkomplizierteste Art der Honorarfrage gerecht zu werden. Der Geburtsfehler ist nur die Versäumniss eines automatischen Inflationsausgleiches.
Die Apotheke ist nun einmal auch ein Einzelhandelsgeschäft und der Apotheker Kaufmann.
Dies kann man sicher ändern, aber nicht mit dem jetzigen System der Gesundheitsversorgung durch Apotheken, ob es dann billiger wird sei auch mal dahingestellt. Ebenso ob der Berufsalltag dann mehr Spaß macht.

Ich garantiere mit einer Vergütung bezogen auf Dienstleistungen wird es nicht besser werden.

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AW: Sehr gut dargestellt, Herr Kollege!

von Armin Spychalski am 21.12.2018 um 15:53 Uhr

Vielen Dank, dass Sie auf den fehlenden Inflationsausgleich beim Packungshonorar hingewiesen haben, das wird noch viel zu wenig erwähnt und diskutiert. Im Gegensatz dazu mahnt die ADEXA ihn immer wieder für Angestellte an, was ein Grund für laufend steigende Tariflöhne ist. Die fehlende Anpassung des Packungshonorars stellt letztendlich diesen quasi Automatismus in Frage.

AW: Inflationsausgleich und kalte Progression oder was passiert wenn Politiker ihre Hausaugaben nicht gemacht haben?

von Bernd Jas am 25.12.2018 um 14:15 Uhr

Wo Sie grade sagen ADEXA Herr Spychalski.
Es werden einfach zu viele, die nicht produktiv arbeiten und dabei noch unsere Wertschöpfung für sich in Anspruch nehmen.
Leider geht es nicht nur uns Apothekers so, was man hier auch noch mal nachlesen kann:
https://ef-magazin.de/2018/12/07/14086-inflation-der-lautlose-wohlstandskiller

Leider unrealistisch

von Benjamin Schäfer am 21.12.2018 um 13:55 Uhr

Ja, sehr geehrter Herr Hauser, uns fehlt der Mut zum Wandel. Das stimmt! Ich will Ihnen aber auch erklären warum, weil ich vor 3 Jahren kurz nach meinem Studium Ihre Kulumne vollkommen bejaht hätte. Es wäre in der Tat eine schöne Vorstellung, wenn sich die Versorgung durch Apotheken künftig über Beratung definieren würde, doch sobald sie in der Berufspraxis arbeiten, bekommen Sie allmählich eine Ahnung davon wer Ihnen alles Steine in den Weg legen will. Ich könnte jetzt Seitenweise schreiben, will Ihnen aber die aus meiner Sicht 2 wichtigsten Argumente geben, warum ihre Forderungen nicht umsetzbar sind. 1: Es würde teurer werden, wenn wir als Ärzte light ein zusätzliches Honorar bekämen und da machen die Krankenkassen nicht mit. Punkt. Und dabei ist es sogar egal wieviele Therapien wir per Medikationsmanagement optimieren würden, wieviele Hospitalisierungen wir vermieden - die Kostenträger wollen billige Logistik und nicht mehr. Das zeigt auch die konsequente Auslagerung der WIrkstoffproduktion in Billiglohnländer und die Impfstoffproblematik. Der Wille einer optimalen Versorgung fehlt einfach auf seiten der Politik und der Kostenträger. Und für Lau überlebt den von Ihnen geforderten Wandel keine Apotheke auf Dauer. 2. Die Ärzte: je mehr Sie in die ärztliche Therapie hineindrängen, desto schlechter mit i.d.Regel die Beziehung zum Arzt. Dabei spielt es keine Rolle ob sie fachlich Recht haben. Da spielen dann wieder die Ärzte nicht mit und die haben die bei weitem stärkere Lobby. In einem Land wo alle Menschen ständig vernünftige Entscheidungen treffen, wären ihre Forderungen goldrichtig, aber ich sehe keinen Weg, wie sie in die wirkliche Welt übertragbar sind. Jedoch: Zu gerne würde ich mich da irren und wir werden sehen, was die nächsten Jahre bringen. Ein Stopp des rasanten Apothekenrückgangs bringen die Reformen mit SIcherheit nicht mit sich. Mfg

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Zukunft aktiv mitgestalten

von Jonas Niemann am 21.12.2018 um 13:35 Uhr

Zuallererst finde ich den Beitrag wirklich gelungen! Mich ärgert die Voreingenommenheit von manchen Apothekern hier in den Kommentarsektionen. Seit Monaten geht es immer wieder nur darum, auf Vorschläge von Ministern, Kammervorsitzenden etc. zu warten und anschließend die Vorschläge lauthals abzulehnen. Von Gegenangeboten ist weit und breit keine Spur. Wie denn auch? Welche konkreten Veränderungen gewünscht sind, formulieren wir ja selbst nicht ausreichend. Ständig ist die Forderung einer angemessenen Honorierung unserer Dienstleistungen im Raum. Fragt man jetzt 10 Apotheker/innen welche Dienstleistungen konkret gemeint sind, bekäme man wohl 10 unterschiedliche Auffassungen. Sollen unsere Verhandlungspartner Gedanken lesen?
Wir müssen klar definieren was unsere Arbeit und Beratung auszeichnet und welchen Nutzen der Patient hieraus zieht. Blutdruckmessung für 5 Euro, Blutzucker 3 Euro, Reisemedizinische Beratung für 10 Euro, Medikationsanalyse je nach Umfang xy Euro usw. DAS wäre eine Chance für die Vor-Ort-Apotheken und eine faire, aber effektive Kampfansage an die ausländischen Versender. Das die Kosten nicht am einzelnen Patienten hängen bleiben dürfen, sollte Grundvorraussetzung sein.
Und das ist ja nur die Spitze des Eisbergs. Wenn wir denn wollen. Der Beruf wandelt sich und es werden in Zukunft neue Dienstleistungen hinzukommen können. Vor diesem Hintergrund halte ich es für erforderlich, dass bevor wieder eine "kollektive" Entscheidung oder Aussprache gegen das Impfen, die Bereitschaft Cannabis zu nicht-medizinischen Zwecken abzugeben etc. getroffen wird, den Nachwuchs und die Universitäten mit einzubeziehen.
Ich sehe nach wie vor viel Potential für unseren Beruf, aber wir müssen Veränderungen akzeptieren und diese viel stärker mitgestalten.
Trotz der ganzen Aufregung wünsche ich allen eine frohe Weihnachtszeit!

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AW: Okay, DANN doch ......

von Wolfgang Müller am 21.12.2018 um 14:35 Uhr

Bestens. DAS ist der Kern, den Sie da ausarbeiten.

Aber: Die Skepsis der "Alten", die an ihren nun ja mal leider vorhandenen "Buden" hängen, richtet sich in den allermeisten Fällen keinesfalls gegen die "Neuen Dienstleistungen" oder "Die Jungen" an sich. Ich denke, das wissen Sie von mir auch ganz persönlich.

Diese Skepsis richtet sich aber vehement gegen die vollkommen unzulässige Verführung gerade eben leider auch "Der Jungen" dadurch, dass z. B. FS so tut, als wenn der Umfang und die auskömmliche Honorierung dieser "Neuen Dienstleistungen" sicher wäre. Und dass er verschweigt, dass wir für den "SANFTEN" Einstieg erst Recht ein sehr stabiles Einkommen aus dem Fixhonorar bräuchten. Ohne das FS einfällt, überhaupt die von IHNEN dermaßen zu Recht gestellte Frage zu beantworten, WIE er sich eine HONORARORDNUNG für die natürlich zentralen Aufgaben "Medikationsmanagement und -analyse" vorstellt. ARMIN kann es definitiv nicht sein, dann würden wir viel mehr als die Ärzte derzeit am selben Patienten verdienen, das ist nur ein sehr hohes ERPROBUNGS-Honorar.

Spahn hat er angeblich ein Papier überreicht, wie er sich die praktische Durchführung vorstellt. Fragen Sie bitte IHN danach, gegenüber uns hält er das bisher geheim. Mit ihnen schmückt er sich lieber als mit uns "Budnern", vielleicht haben Sie eine Chance.

NIE vergessen, WIR ziehen in Wirklichkeit am gleichen Strang, wenn es darum geht, für "Die Jungen" eine möglichst vielfältige Zukunft zu gewährleisten. Ganz konkret hätte ich keine Probleme, Ihre Fragen zu beantworten, und mich auf Neues einzulassen, wenn es nicht naiv ist.

Und: Allzuviel Respekt vor Fürstenthrönen sicherheitshalber erstmal gar nicht entwickeln. Dann schon eher vor "Fundierter Praxis-Erfahrung", sorry.

Beschlusslage "Perspektivpapier"

von Wolfgang Müller am 21.12.2018 um 11:34 Uhr

Wat sollste dazu als alta, mutlosa Sack noch saren ......

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Mut zum Wandel

von Trautmann am 21.12.2018 um 10:25 Uhr

Es sind starke Worte der Studenten. Warum auch nicht. Allerdings ... Wo wandert denn der Nachwuchs nach dem Studium hin. In die öffentliche Apotheke. Dort fehlen Apotheker an allen Ecken und Enden. SIe brauchen nur auf die Stellenanazeigen der einschlägigen Portale zu schauen. Ohne den Nachwuchs in den Apotheken wird es bald nichts mehr zu wandeln geben.

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die Apothekerschaft wird ungerecht behandelt

von Karl Friedrich Müller am 21.12.2018 um 8:32 Uhr

" Wir leben und arbeiten in einem System, das kaum Anreize für hochwertige und ausführliche Beratung setzt, sondern im Gegenteil vor allem einen hohen Absatz belohnt."

ja, stimmt.Aber: Es sind nicht die Apotheken oder Apotheker, denen der Mut zum Wandel fehlt. Ganz und gar nicht. Im Gegenteil. Die Apotheken haben einen gewaltigen Wandel mitgemacht und vorangetrieben und werden das auch weiter tun.
Es ist nicht der MUT, der fehlt, sondern die Einsicht bei GKV, Kassenvorständen, Politik und Politikern (die lieber ihre Amigos bedienen und Feindbilder pflegen, trotz 22 Mrd Sparzwänge sehen, sture Blockadehaltungen.)
Ein Betrieb lebt nicht von "Kostendeckung", sondern vom Gewinn, den uns nicht gegönnt wird. Die Idee, das Gewinn aus OTC kommen könnte, ist seit Ulla Schmidt, der Preisfreigabe für apothekenpflichtige AM und Versandfreigabe dahin. Selbst dann muss ein Betrieb für eine erbrachte Leistung nicht nur Kostendeckung (im Wirklichkeit nicht man das) erhalten.
>Spahn will keine "sanfte Umstellung", sondern klar einen Vorteil für Versender, der im Lauf der Zeit die meisten Apotheken die Existenz kostet. Spahn versucht uns, Sie, die Öffentlichkeit hinter das Licht zuführen.
Er ist damit nicht allein. Das ist inzwischen allgemeine Methode in der Politik.
Sie merken das nicht. >Das ist schade.

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Mutige Worte

von May am 21.12.2018 um 8:20 Uhr

Meinen Respekt hat der BPhD. Herr Hauser spricht an, was wohl einige seit langer Zeit denken. Wenn es kein RXVV gibt muss weitergedacht werden. Natürlich sind die Spieße nicht mehr gleich lang, doch wie hier zu lesen ist, sind die jungen Pharmazeuten bereit, damit zu kämpfen.

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AW: Mutige Worte

von in dubio pro reo am 21.12.2018 um 10:49 Uhr

Nein, sind wir nicht. Ich bin selbst junger Pharmazeut und muss mich leider von diesen vor Naivität nur so strotzenden Aussagen der Studenten distanzieren.

Es gibt keinen Aufbruch, das Apothekensystem soll auf kurz oder lang zerstört werden, warum sonst wird von allen Seiten an jedem Ast gesägt? Ziel ist es, ermöglicht durch immer wieder wechselnde Investoren, den Apothekenmarkt zu zerstören und wenn es so weit ist, die Preise wieder anzuheben. Die Situation für Patienten in Deutschland wird unerträglich, wenn das geschieht. Wieder einmal machen deutsche Politiker den Steigbügelhalter für ausländliche Fremdinvestoren, die unser Gesundheitssystem in Richtung Holland ausbluten lassen und zudem viele Arbeitsplätze hier in Deutschland gefährden.

Dass ein Student von solchen Dingen keine Ahnung hat, ist verzeihlich, ändert jedoch nichts an den harten Fakten.

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