Reaktionen auf Spahns Pläne

Froese: Kein Kompromiss ohne Gleichpreisigkeit

Berlin - 14.12.2018, 15:15 Uhr

Dr. Peter Froese, Chef des Apothekerverbandes in Schleswig-Holstein, kann dem Apotheken-Paket nicht zustimmen, wenn es keine Glichpreisigkeit enthält. (Foto: LAK Brandenburg)

Dr. Peter Froese, Chef des Apothekerverbandes in Schleswig-Holstein, kann dem Apotheken-Paket nicht zustimmen, wenn es keine Glichpreisigkeit enthält. (Foto: LAK Brandenburg)


Beim Deutschen Apothekertag erschien die Gleichpreisigkeit als Kompromissformel, um nicht auf einem Rx-Versandverbot zu beharren. Doch ohne diese Gleichpreisigkeit kann es keinen Kompromiss geben, machte Dr. Peter Froese deutlich. Und auch Axel Pudimat, Verbandschef in Mecklenburg-Vorpopmmern, warnt vor einem Dilemma.

Als Reaktion auf die jüngsten Pläne von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn erklärte Dr. Peter Froese, Vorsitzender des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein, gegenüber DAZ.online: „Eine Abkehr von der Gleichpreisigkeit gibt es mit mir nicht.“ Dazu erläuterte er: „Wer das versucht, hat den Sinn eines Kompromisses nicht verstanden.“ Damit spielte er darauf an, dass im Koalitionsvertrag das Rx-Versandverbot genannt wird, aber später auch nach Kompromissen gesucht wurde, die die Gleichpreisigkeit auf andere Weise sichern.

Sorge um Preisbindung im Inland

Froese räumte ein, dass der Versand in besonderen Fällen angebracht sein könnte. Doch der Versand dürfe dann nicht als Brandbeschleuniger für das System eingesetzt werden, forderte Froese. Damit reiht sich Froese in die Riege der Kritiker ein, die den vorgeschlagenen Boni-Deckel als Ansatzpunkt für das Ende der Preisbindung im Inland sehen. Kai-Peter Siemsen, Präsident der Apothekerkammer Hamburg, hatte zuvor von einem Dammbruch und von einer „Kerbe im Deich“ durch die Zulassung von Boni für ausländische Versender im deutschen Recht gesprochen.

Allerdings verwies Froese gegenüber DAZ.online auch auf Positives in Spahns Vorschlägen. Das Paket enthalte auch gute Elemente für Patienten und Apotheken, wie Dienstleistungen zum Nutzen der Patienten. Vor allem lobte Froese „die Grundlagen zum Schutz des E-Rezeptes vor der Amazonisierung“.

Pudimat sieht Dilemma

Diese Aspekte möchte auch Axel Pudimat, Vorsitzender des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern, beachtet sehen. Er forderte gegenüber DAZ.online: „Man muss das Ganze lesen.“ Man solle nicht nur die möglichen Probleme beim Boni-Deckel sehen. Pudimat hält es zwar für schwer, Spahns Plänen zuzustimmen. Doch zu Siemsens Bild vom Dammbruch fragt Pudimat, welcher Damm damit gemeint sei, und ergänzt: „Wir haben jetzt einen Versandhandelsfluss ohne Damm.“

Die Furcht vor dem Misslingen des Boni-Deckels dürfe nicht jede andere Diskussion verdrängen, meint Pudimat. Die Apotheker müssten sich jetzt auch mit der Frage befassen, wie sie das angebotene Geld für zusätzliche Dienstleistungen sinnvoll verteilen könnten. Als weitere positive Inhalte in Spahns Paket nannte Pudimat das Zuweisungsverbot, das Verbot von Selektivverträgen und das Verbot des Makelns mit E-Rezepten. Aus den Sorgen um den Boni-Deckel und den positiven Inhalten des Pakets zieht Pudimat das Fazit: „Wir sind in einem harten Dilemma.“



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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