Warning-Letter für Zhejiang Huahai

Nitrosamin-Verunreinigungen: FDA befürchtet noch größeres Ausmaß am Standort Chuannan

Stuttgart - 13.12.2018, 10:15 Uhr

FDA-Chef Scott Gottlieb äußert sich in einer Pressemitteilung anlässlich eines Warning-Letters erneut zu Valsartan. (c / Foto: imago)

FDA-Chef Scott Gottlieb äußert sich in einer Pressemitteilung anlässlich eines Warning-Letters erneut zu Valsartan. (c / Foto: imago)


Obwohl in den letzten Wochen weitere Rückrufe im Fall kanzerogen verunreinigter Sartane bekannt wurden, war es bezüglich der Hintergründe und Ursachen um die Nitrosamin-Verunreinigungen schon länger still geworden. Am vergangenen Dienstag hat die FDA nun einen Warning-Letter für den chinesischen Wirkstoffhersteller, der im Mittelpunkt des Valsartan-Falls steht, veröffentlicht. Offenbar gibt es Grund zur Sorge, dass die eigentlichen Ursachen für die Verunreinigungen bei Zhejiang Huahai noch gar nicht gefunden wurden.

Bereits im vergangenen Oktober hat die US-amerikanische Aufsichtsbehörde FDA ein Importverbot gegen alle Wirkstoffe (APIs) des chinesischen Wirkstoffeherstellers Zhejiang Huahai Pharmaceutical (ZHP) verhängt, die vom Standort Chuannan stammen. Hintergrund waren die im blutdrucksenkenden Wirkstoff Valsartan gefundenen „wahrscheinlich krebserregenden“ Nitrosamin-Verunreinigungen, die seit Juli die Welt der Pharmazie in Atem halten. Im Sommer waren zunächst weltweit Rückrufe betroffener Präparate erfolgt, während geschwärzte Inspektionsberichte der FDA (sogenannte 483-Formulare) hatten erahnen lassen, dass speziell beim chinesischen Wirkstoffhersteller Zhejiang Huahai, der zunächst im Mittelpunkt des Valsartan-Falls stand, eventuell einiges im Argen liegt: So konnte man mutmaßen, dass die Nitrosamin-Verunreinigungen nicht ganz so „unerwartet“ gewesen sein könnten, wie sie in diesem Zusammenhang oft beschrieben wurden. Aus den 483-Formularen der FDA ging zunächst jedoch nicht hervor, auf welchen Wirkstoff sich die bei der FDA-Inspektion festgehaltenen Beobachtungen bezogen.

Ebenfalls im Oktober veröffentlichte die europäische Arzneimittelagentur EMA einen Bericht über die „GMP-non-compliance“ von Zhejiang Huahai am Standort Chuannan – konkret in Bezug auf den Wirkstoff Valsartan.

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In diesem Non-Compliance-Bericht der EMA wurde als Fazit aus den am 13. September 2018 festgestellten Mängeln bei Zhejiang Huahai am Standort Chuannan festgehalten: Ein Rückruf aller Präparate in der EU, die Valsartan von Zhejiang Huahai enthalten, ist bereits erfolgt und Zhejiang Huahai darf Valsartan nicht mehr in die EU einführen. Außerdem wurde das viel diskutierte Zertifikat (CEP) des EDQM (Certificate of Suitability of Monographs of the European Pharmacopoeia) bereits außer Kraft gesetzt. Zur Erklärung: Der chinesische Hersteller hatte 2012 seinen Syntheseweg geändert, dafür bei der EU-Arzneimittelbehörde EDQM ein entsprechendes CEP-Zertifikat beantragt und das auch erhalten. Seitdem wurden weitere Sartane anderer Hersteller zurückgerufen, und neben NDMA wurde auch NDEA gefunden.

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Zusätzlich wurde im Non-Compliance-Report der EMA empfohlen, auch bezüglich der anderen Valsartan-CEPs etwaige Maßnahmen zu ergreifen, in denen Zhejiang Huahai als Hersteller von Zwischenprodukten aufgeführt wird. Zudem wurde empfohlen, auch die Einfuhr von Zwischenprodukten von Zhejiang Huahai in die EU zu untersagen.

Seit dem 29. November gibt es nun auch einen Warning-Letter der FDA, der einem europäischen Non-Compliance-Bericht entspricht und erstmals (im Vergleich zu den vorausgegangenen 483-Formularen) konkret den Wirkstoff Valsartan benennt.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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