Antrag im Bundestag

Große Koalition will Bekenntnis zur Buchpreisbindung beschließen

Berlin - 12.12.2018, 07:00 Uhr

Union und SPD wollen um die festen Buchpreise kämpfen – aus Sicht der SPD können Online-Händler mit dem Buchhandel vor Ort nicht mithalten. (c / Foto: imago)

Union und SPD wollen um die festen Buchpreise kämpfen – aus Sicht der SPD können Online-Händler mit dem Buchhandel vor Ort nicht mithalten. (c / Foto: imago)


SPD: Online-Handel kann Vor-Ort-Händler nicht ersetzen

In ihrem Antrag widerspricht die SPD-Fraktion der Monopolkommission vehement: „In Deutschland gab es in den vergangenen Jahrzehnten eine Verständigung darüber, diesen kulturellen Reichtum auch durch das Instrument der Buchpreisbindung zu erhalten und zu stärken. Dieser Weg sollte weiter beschritten werden“, heißt es in dem Antrag, der DAZ.online vorliegt. Und weiter:


Die Buchpreisbindung ist ein zentrales Instrument zur Sicherung des Bestands der kulturellen Vielfalt im Buchwesen. Das seit 2002 geltende Buchpreisbindungsgesetz dient dem Schutz des Kulturgutes Buch durch die Festsetzung verbindlicher Preise beim Verkauf an Letztabnehmerinnen und -abnehmer. Ziel des Buchpreisbindungsgesetzes ist es somit, den leistungsfähigen Markt für Verlagserzeugnisse in Deutschland auch in den Städten und Gemeinden zu sichern und damit die kulturelle Rolle unseres Landes sowie das Kulturmedium Buch zu fördern.“

SPD-Antrag zur Buchpreisbindung


Die SPD stört sich auch daran, dass die Monopolkommission den Schutz des Kulturgutes Buch als kulturpolitisches Ziel zwar grundsätzlich anerkennt, ihre anschließende Bewertung der Buchpreisbindung jedoch rein aus ökonomischer Perspektive vornimmt. Dann folgen Darstellungen, die bei vielen Apothekern – insbesondere aus einer SPD-Feder – Fragezeichen erzeugen dürften: „Eine rein wirtschaftliche Betrachtung der Buchpreisbindung verbietet sich daher bereits im Ansatz. (…) Die rein ökonomische Betrachtung von Buchhandlungen als gewinnorientierte Unternehmen blendet ihre Funktion als Träger von Kultur vor Ort völlig aus. Diese Funktion kann nicht durch den Online-Buchhandel ersetzt werden.“

Bundesregierung soll sich auf EU-Ebene für Preisbindung einsetzen

Beschließen Union und SPD den Antrag, wird die Bundesregierung offiziell aufgefordert, dem Vorschlag der Monopolkommission nicht nachzukommen. Außerdem wird von der Regierung verlangt, dass sie sich „innerhalb der Europäischen Union für den weiteren Erhalt der Buchpreisbindung“ einsetzt. Zu guter Letzt wird gefordert, dass die Regierung „im Bemühen um den Schutz des Kulturgutes Buch und den Erhalt der Vielfalt in der deutschen Literatur- und Buchhandlungslandschaft an bewährten Maßnahmen zur Sicherung genau dieser Vielfalt – wie dem Deutschen Buchhandlungspreis – festzuhalten sowie weitere Maßnahmen, die dieses Ziel unterstützen, zu prüfen“.

Dass die Bundesregierung Maßnahmen zur Abschaffung der Buchpreisbindung ergreift, ist aber mehr als unwahrscheinlich. Denn sie teilte kürzlich mit, dass sie die Festpreise nicht in Frage stellen will.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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5 Kommentare

Niveau ?

von Ratatosk am 13.12.2018 um 9:13 Uhr

Ganz einfach die bessere Lobby, hier auch die ganz Großen im Verlagswesen, die werden eben geschützt und es wird von der Politik vollzogen, was die wollen.
Dort herrscht ein straffer Vasallenstaat, die Vasalllen in der Politik vollziehen den Willen der Großen, bei den Apotheken in D haben wir es mit einem bunten Haufen chaotisch - demokratischer Mitglieder zu tun.
Schließlich ist auch der heutige Sinn der Mononpolkommission eben Monopole zu schaffen, was in der Ausgestaltung der Forderunger der Kommission liegt, Die hat noch nicht umrissen, daß heute keine Kleinbuden mehr eine Chance gegen globale Giganten haben, die auch noch legal keine Steuern zahlen müssen, während hier jeder Kleinstbetrieb schon zu Beginn von der Bürokratie aufgerieben wird, nicht mal mehr Kommunen sind ja in der Lage in vielen Fällen auch nur Bundesmitttel zu beantragen, da die Anträge zu kompliziert sind. Armes D

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Deutschland, einig Lobbyland ...

von Reinhard Herzog am 12.12.2018 um 10:05 Uhr

Ja, da hat eine Branche wohl eine bessere Lobby ...

Man schaue auf die Werdegänge und Studiengänge vieler Abgeordneter, und man weiß, warum.
Deshalb gibt es auch noch solche Konstrukte wie eine Künstlersozialversicherung (die zur Hälfte subventioniert wird und halbe Beiträge für die "Künstler" ermöglicht, im Gegensatz z.B. zu einem Grafikdesigner, Handwerker oder selbstständigen Apotheker ...).

Die Buchpreisbindung ist heutzutage umso erstaunlicher, als sich gerade hier diese Preisbindung mehr und mehr als leere Hülle entpuppt.
Buchläden mutieren immer mehr zu Ramschläden und orientalischen Basaren, in welchem der größte Teil des Sortiments mittlerweile aus Schütten mit 1-, 2- oder 5 Euro-Sonderangeboten zu bestehen scheint. Daneben finden wir Spieltiere, Grußkarten, Tassen, allerlei Geschenkartikel, gerne neuerdings Cafeterien ... da geht es in unseren Apotheken noch richtig zivil und bestimmungsgemäß zu!

Aber es geht nicht um Recht haben, sondern Recht bekommen. Und nicht um Fakten, sondern wie Fakten von wem bewertet werden ...

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Preisbindung

von Christian Giese am 12.12.2018 um 8:55 Uhr

Frau Grütters weiss wenigstens die Buchpreisbindung ethisch-moralisch zu verteidigen.
Und bei uns?
Nur noch Unfähige, "auf die Politik wartende", schon gar nicht mehr zu ethisch-moralischer Äusserung fähige, "Nonsense"- Dialektiker.
Wann sieht dieser Verein endlich ein, dass er der Sache kaum mehr gewachsen ist?

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Wenn`s nicht so traurig wäre...

von Barbara Buschow am 12.12.2018 um 7:22 Uhr

Buchpreise und Tierarzneimittel sind schützenswerter als Medikamente für`s "Geiz ist geil" -Volk.
Gut dass wir so umsichtige vorausschauende Politiker haben.
Fassungslose Grüsse aus dem noch-Notdienst in dem ich um zwei Uhr Nachts wegen der horrenden Notdienstgebühr mal wieder einen Nichtverkauf von Schuppenshampoo hatte!

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AW: Wenn`s nicht so traurig wäre

von Susanne Wagner-Schröer am 12.12.2018 um 8:42 Uhr

Das habe ich kommen sehen und es auch nicht anders erwartet. Allerdings haben wir Apotheker z.T. selbst schuld. Was haben wird dem "Geiz ist Geil" Volk in den vergangenen Jahrzehnten in den Hals geschoben? Setzkastenfiguren, billige Zugaben made in China, kostenlose Kalender, Umschau etc. pp. Ergebnis: die Kunden verlangen etwas "aus der Umsonstschublade" (O - Ton einer Kundin!) Besser wäre echte Beratung gewesen, Zugaben, die zur Medikation passen incl. Infomaterial (da kann man auch selbst generieren z.B.), Patientenvorträge und auch mal abraten oder aus dem Tester fix was abfüllen, wenn keine Probe zur Hand. Vor Jahren haben wir uns gegenseitig Abmahnungen ins Haus geschickt, wenn mit Botendienst geworben wurde, mit online - Vorbestellung etc. Jetzt haben das andere für uns erledigt und wir hecheln hinterher. Es wra genau das, was Kunden erwarten: Service, Kundennähe und wirklich Mehrwert. Es ist traurig, ich habe das so kommen sehen - für ein Schuppenshampoo müssen wir Notdienst machen ... Halten Sie durch, Herr Kollege!

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