CDU-Parteitag

Was bedeutet die Wahl zum neuen CDU-Vorsitz für die Apotheker?

Berlin - 07.12.2018, 07:00 Uhr

Spahns große Bühne: Auf dem CDU-Parteitag könnte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zum neuen CDU-Vorsitzenden gekürt werden. Was aber bedeutet die Wahl für Apotheker? (m / Foto: imago)

Spahns große Bühne: Auf dem CDU-Parteitag könnte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zum neuen CDU-Vorsitzenden gekürt werden. Was aber bedeutet die Wahl für Apotheker? (m / Foto: imago)


Drei Szenarien für die Apotheker

Sein Konzept für den Apothekenmarkt blieb Spahn aber schuldig: Das eigentlich für den Apothekertag angekündigte Lösungspaket im Versandhandelskonflikt verschob Spahn auf die Zeit nach dem Parteitag. Ungeschickt ist das nicht – schließlich ist der Apothekenmarkt ein brisantes Thema für den Minister, bei dem er eine der beiden Seiten (Apotheker vor Ort vs. Versandhändler) enttäuschen muss.

Wie aber kann sich die CDU-Wahl am heutigen Freitag auf die Gesundheitspolitik und womöglich sogar den Apothekenmarkt auswirken? Antworten auf diese Frage fallen natürlich in den Bereich der Spekulation. Es ist aber nicht unwahrscheinlich, dass sich auch für die Pharmazeuten Konsequenzen ergeben. Zu diesen Szenarien könnte es kommen:

Erstes Szenario: Spahn gewinnt. Wenn Bundesgesundheitsminister Jens Spahn neuer CDU-Vorsitzender wird, dürfte die Frage nach seinem Verbleib im Bundesgesundheitsministerium zumindest gestellt werden. Nicht auszuschließen ist es, dass Spahn sich als neuer CDU-Chef auch als Kanzlerkandidat für die nächste Bundestagswahl in Stellung bringen möchte. Vielleicht würde er dann auf sein Ministeramt verzichten, um zunächst die Partei und dann auch sich selbst auf die Wahl vorzubereiten. Ob das von Spahn in den vergangenen Wochen vorbereitete Apotheken-Gesetzespaket in diesem Fall unverändert auf den Weg gebracht würde, ist ebenfalls fraglich. Schließlich ist seine Meinung zum Thema Versandhandel bestens bekannt. Dass ein möglicher neuer Minister das Paket komplett streicht und ein Rx-Versandverbot auf den Weg bringt, dürfte aber mehr als unwahrscheinlich sein. Schließlich hat sich die ABDA inzwischen selbst vom Verbot verabschiedet und auch in der Union (selbst in der CSU) schwinden die Unterstützer. Fest steht aber: Das vorbereitete Apotheken-Gesetzespaket trägt Spahns Handschrift. Scheidet er aus dem Ministeramt aus, könnte sich diese Handschrift ändern.

Zweites Szenario: Kramp-Karrenbauer wird CDU-Chefin, Spahn Generalsekretär. Im Falle eines Sieges von „AKK“ wird die Position des CDU-Generalsekretärs frei. Spahn möchte Karriere machen – warum sollte er nicht versuchen, dieses Amt zu bekommen, vielleicht auch, um sich auf eine mögliche Kanzler-Kandidatur vorzubereiten? Auch in diesem Fall würde sich die Frage stellen, ob Spahn im BMG bleibt – mit den gleichen oben erwähnten Folgen für das Gesundheitswesen und somit auch für die Apotheker.

Drittes Szenario: Merz wird neuer CDU-Chef. Auf den ersten Blick dürften sich in diesem Szenario die wenigsten Konsequenzen für das Gesundheitswesen ergeben. AKK hat zwar angekündigt, im Falle einer Niederlage von allen Ämtern zurückzutreten, rein theoretisch könnte sie aber im Amt bleiben. Auch Spahn könnte im Falle eines Merz-Sieges Minister bleiben. Dass aber insbesondere die Apotheker sich auf neue Zeiten einstellen müssen, wenn Friedrich Merz CDU-Chef wird, ist nicht ganz so unwahrscheinlich. Denn unter allen Kandidaten gilt Merz als der „Wirtschaftsliberale“. Dass Merz Menschen staatlich unterstützen würde, die mit Aktien Altersvorsorge betreiben, ist nur ein Beispiel dafür.

Spahns Teilnahme an ABDA-MV wohl nicht bedroht

Ganz unabhängig davon wie die Wahl ausgeht – am kommenden Dienstag steht in Berlin die ABDA-Mitgliederversammlung an. Für die hat Spahn sich angekündigt, um dort seine Pläne für den Apothekenmarkt zu verkünden. Zumindest dieser Termin dürfte vom Ausgang der Wahl nicht bedroht sein: Schließlich ist es sehr unwahrscheinlich, dass Spahn innerhalb von vier Tagen nach der Wahl sein Amt niederlegt.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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5 Kommentare

Quo Vadis

von Dr Schweikert-Wehner am 07.12.2018 um 12:01 Uhr

Merz als Parteivorsitzender und dann bald als Kanzler und Spahn im Gesundheitsministerium bedeutet für uns 2 Neoliberale an entscheidenden Stellen - dann gute Nacht!

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Naja

von Peter am 07.12.2018 um 10:14 Uhr

Also was das Amt angeht bin ich da entspannt. Was haben sich die Ärzte und wir damals über Rösler gefreut, ENDLICH jemand vom Fach! Pustekuchen.

Als dann Bahr nachfolgte haben wir uns ebenso darin gesonnt wie er sich vor diesem Amt immer pro Apotheke gegeben hat und uns in Sicherheit geglaubt, Pustekuchen, 25 Cent aber dafür ein 200 Mio AMNOG Malus Geschenk vom GH extra, ganz zu schweigen davon was man so über den Buschfunk bezüglich seines angeblichen Verhaltens auf einer Expopharm gegenüber unserer Standesvertretung hat vernehmen können.

Man kann nun Merz' wirtschaftlichen Erfolg negativ im Zusammenhang mit dem eventuellen Amt bewerten, aber positiv gesehen ist er, falls er nicht nach dem Motto MEHR MEHR MEHR lebt, am wenigsten verführbar was eine Anschlussverwertung angeht und wohl der "Immunste" bezogen auf den Pöstchenlockruf diverser Player (man könnte natürlich auch sagen er ist ihm schon gefolgt :)) Ich unterstelle aber mal, dass er nicht deutlich weniger beruflich erfolgreich gewesen wäre hätte er niemals ein politisches Amt begleitet, ist halt ein Cleverle.

Spahn hingegen, im Bezug auf seinen wohl vorhandenen Karriereanspruch, muss mMn aufpassen dass er nicht auf zu vielen Hochzeiten tanzt und seine Ziele nicht so offensichtlich vehement verfolgt wie er es augenblicklich tut. Das hat Schäuble das Kanzleramt versaut und unterm Strich auch Strauss wobei dieser noch das zusätzliche Manko hatte ein Bayer zu sein und dadurch der CSU anzugehören.

Naja, egal wie man es dreht und wendet, nicht wir müssen uns überlegen wie der Staat seiner von ihm auf uns übertragenen Aufgabe in Zukunft nachkommen möchte sondern der Staat selbst. Wir bieten nur unsere Ausbildung, unsere Vollhaftung (im Gegenzug zu angeblichen Schutz) aber auch unsere Ansprüche. Diejenigen von uns welche die fetten Jahre mitgemacht haben vielleicht nicht so weil genug zur Seite geschafft wurde, meine Generation aber hatte schon den Anspruch "drunter mach ich's nach diesem Studium nicht, dafür bin ich aber auch bereit zu investieren" und für die nachfolgende Generation die noch studiert oder seit kurzem fertig ist steht eher ein risikoloses, angemessenes Einkommen (also nicht angestellt in der Apotheke) zur Debatte. Bei denen ist halt angekommen, das für 40 Jahre Berufsleben eine eigene Apo unterm Strich jährliche Gehaltseinbußen mit sich bringt wenn sie nicht über dem Durchschnitt liegt und zunächst von Schliessungen anderer Apotheken profitieren kann, diese Überdurchschnitlichen aber wiederum zu höheren Preisen verkauft werden als bei uns damals. Ist auch verständlich, denn wenn ich eine Apo als Filiale suche brauche ich aus dieser keinen Gewinn der mir zunächst alle Abgaben und meine komplette Lebenshaltung bezahlt sondern, wenn nach Tilgung was übrig ist, muss ich dieses Geld nur versteuern und hätte doch mehr als jetzt da die Hauptapotheke alles trägt.

Sollten die Vorschläge seitens Spahn in unsere Richtung also nicht deutliche Verbesserungen und eine Renaissance der Planbarkeit mit sich bringen müssten wir uns überlegen was wir, auch im Hinblick auf die Reserven der Kassen im Verhältnis zu dem was wir lediglich bräuchten, dann machen. Elegant die Lieferverträge kündigen, Streik, Streik des Personals (wäre am effektivsten da auch Streikbrecherkollegen dann alleine in ihrer Apo stünden, viel Spass ;)) Karabinerhakenposter und so einen Quatsch oder Dienst durch die Klappe bloss nicht.

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Viertes Szenario

von Andreas Matuschek am 07.12.2018 um 9:39 Uhr

Jens Spahn wird nicht nicht zum Bundesvorsitzenden gewählt sondern landet abgeschlagen auf dem dritten Platz. Er erkennt, dass damit auch seine Ambitionen auf eine mögliche Kanzlerkandidatur wenig Rückhalt in seiner Partei haben und beschließt für sich, wie schon seine Ministerkollegen Bahr und Rösler vor ihm, nach Ablauf dieser Legislaturperiode sich aus der aktiven Politik zu verabschieden und sein Glück in der Privatwirtschaft zu suchen.

Preisfrage: Welche Weichen müsste er wohl - in den ihm noch verbleibenden drei Jahren als Gesundheitsminister - stellen, um sich einen Nachfolgejob (Aufsichtsrat? Consultant?) maximal vergolden zu lassen? ....Hmm, also ich bin vielleicht nicht so intelligent wie Jens Spahn, aber ich hätte da an seiner Stelle schon einen ziemlich konkreten Plan B

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von Anita Peter am 07.12.2018 um 8:02 Uhr

"Schließlich könnte „AKK“ CDU-Generalsekretärin bleiben"

Das hat sie doch kategorisch ausgeschlossen. Sowohl bei einem Sieg als auch bei einer Niederlage.

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AW: AKK

von Benjamin Rohrer am 07.12.2018 um 9:07 Uhr

Liebe Frau Peter,

vielen Dank für diesen Hinweis. Sie liegen richtig, AKK hat in einem SWR-Interview angegeben, dass Sie von allen Parteiämtern zurücktreten würde - im Falle einer Niederlage. Dass sie im Amt bleibt, hatte ich daher auch mit einem "könnte" beschrieben. Um das aber noch klarer zu machen, habe ich den Text um einen Halbsatz ergänzt.

Nochmals Danke für den Hinweis.

Viele Grüße

Benjamin Rohrer

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