Rheinland-Pfalz

Zwei Apotheker wollen nach der Streikbereitschaft fragen

Berlin - 06.12.2018, 07:00 Uhr

Versorgung nur noch über die Notdienstklappe? Geht es nach zwei Apothekern aus Rheinland-Pfalz, starten die Apotheker bei einem unschönen Ausgang des Versandhandelskonfliktes einen Streik (hier ein Bild aus 2012). (Foto: dpa)

Versorgung nur noch über die Notdienstklappe? Geht es nach zwei Apothekern aus Rheinland-Pfalz, starten die Apotheker bei einem unschönen Ausgang des Versandhandelskonfliktes einen Streik (hier ein Bild aus 2012). (Foto: dpa)


LAV will (noch) nicht über Streik sprechen

Gegenüber DAZ.online erklärte Apotheker Fischer die Motive für die Umfrage:


Wir haben diese Umfrage konzipiert, weil wir herausfinden wollen, wie die Basis an dieser Stelle tickt. Im Koalitionsvertrag gibt es einen klaren Auftrag für ein Rx-Versandverbot, den man nicht einfach so wegwischen kann. Wenn das nicht kommt, weil ein Herr Spahn, die Niederländer oder Zur Rose dagegen sind, dann sollte man das nicht so einfach hinnehmen. Mit der Umfrage wollen wir herausfinden, wie groß die Bereitschaft für einen Protest wäre. Die genaue Ausarbeitung dieses Protests müsste dann eine Ebene höher, also im Verband stattfinden.“

Apotheker Alexander Fischer (Dierdorf)


Nelles und Fischer haben die Umfrage an die beiden Verbände geschickt, in denen sie Mitglied sind, den Landesapothekerverband und den Bundesverband Deutscher Apotheker (BVDA). DAZ.online hat beim LAV nachgefragt. Dort ist man nicht davon überzeugt, dass eine solche Umfrage zum jetzigen Zeitpunkt Sinn ergibt. Ein Sprecher erklärte, dass man die Anfrage der beiden Pharmazeuten im Vorstand und der Geschäftsführung des LAV diskutiert habe. Man sei sich aber einig, dass ein Streik nur die „Ultima Ratio“ im Versandhandelskonflikt sein dürfe.

Verbandssprecher: Streik-Debatte kommt zu früh und ist Ultima Ratio

Der Sprecher erinnerte daran, dass es schließlich auch noch keine vorgestellte Lösung gebe und man nicht wisse, welchen Weg Minister Spahn einschlagen wird. „Wir setzen zurzeit weiterhin darauf, in engem Dialog mit dem Deutschen Apothekerverband und der ABDA Gespräche mit der Politik zu führen.“ Der Verbandssprecher verwies auch auf die „heilberuflich-rechtliche“ Dimension eines Apothekerstreiks. Aufgrund ihres Versorgungsauftrages könnten Apotheker nicht ganz so einfach wie Angestellte eines Großunternehmens ihre Arbeit niederlegen – schließlich könnten den Pharmazeuten juristische Konsequenzen drohen.

Fischer: Wie groß ist der Zusammenhalt wirklich?

Fischer hat für die Reaktion des Verbandes wenig Verständnis. Er stellte klar, dass er und Nelles sich natürlich für eine „rechtskonforme“ Streikvariante aussprechen, also die Versorgung über die Notdienstklappe. Grundsätzlich sei er enttäuscht über die Absage:  „Wenn wir jetzt schon daran scheitern, eine Umfrage zur Streikbereitschaft durchzuführen, dann wäre ich schon sehr enttäuscht. Natürlich gibt es immer 2 oder 3 Prozent im Berufsstand, die auch wegen ethischer Bedenken nicht mitmachen wollen. Aber wenn uns der LAV jetzt schon mitteilt, dass die Umfrage derzeit nicht angebracht ist, dann muss ich mich schon fragen, wie groß der Zusammenhalt im Kollegial überhaupt noch ist.“

Streik für mehr Apothekenhonorar blieb erfolglos

Es wäre allerdings nicht das erste Mal, dass Apotheker eine solche Protestmaßnahme in die Wege leiten. Im Herbst 2012 diskutierte die Bundesregierung über eine mögliche Anpassung des Fixhonorars. Die Bundesministerien für Wirtschaft und Gesundheit verkündeten dann eine Anpassung um 25 Cent – eine Erhöhung, die den Apothekern nicht ausreichte. Die Apothekerverbände organisierten dann die Protestmaßnahmen, bei denen die Patienten für eine kurze Zeit ausschließlich über die Notdienstklappen bedient wurden.

Die Aktion blieb allerdings erfolglos: Der damalige Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) änderte seine Verordnung nicht und blieb dabei, das Fixum von 8,10 Euro auf 8,35 Euro anzupassen.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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9 Kommentare

ergibt Streik Sinn?

von Kassensklave am 06.12.2018 um 13:26 Uhr

"...beim LAV .. ist man nicht davon überzeugt, dass eine solche Umfrage zum jetzigen Zeitpunkt Sinn ergibt..."

Und wird man auch nie sein. "Sinn ergeben" tut beim dortigen LAV nur vorauseilender Gehorsam, Kuschen vor der Politik und ansonsten Klappe halten.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Streik

von Kassensklave am 06.12.2018 um 13:19 Uhr

Was haben wir in den letzten 15 Jahren (seit Trullala Schmidt) nicht schon alles gestreikt !
Bummel-Streik, Aufklärungs-Streik, Kittel-ins-Schaufenster-Streik, Notdienstklappen-Streik etc etc....
Alles total wirkungslos. Der "Total-Streik" ist der einzige Streik, der seinen Namen verdient. Tür zu, Licht aus, und am besten bewirft die versammelte Meute den Minister mnit faulen Eiern und matschigen Tomaten.... alles andere wird nicht gehört, nicht gesehen, nicht bemerkt.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Wer viel fragt ... bekommt auch viele Antworten ...

von Christian Timme am 06.12.2018 um 10:03 Uhr

Kann mir bitte mal jemand erklären warum ein „unabhängiger“ Apotheker die „Klappe“ halten muß?

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AW: Wer sich viel fragt ... bekommt auch viele Einsichten

von Bernd Jas am 07.12.2018 um 0:04 Uhr

Wenn es diesen einen "unabhängigen" Apotheker gibt, muß er die "Klappe" halten, damit diese nicht den armen "abhängigen" Apothekern auf die Füße fällt.

AW: Wer viel fragt ... bekommt auch viele ...

von Christian Timme am 07.12.2018 um 2:36 Uhr

@Bernd Jas
Können „Weißkittel“ auch „Gelbwesten“ ohne Paris?

Streik

von Peter Brunsmann am 06.12.2018 um 9:47 Uhr

Seit Jahren nun schon setze ich mich für die Kündigung der Hilfsmittellieferverträge ein. Die begleitende nötige Öffentlichkeitsarbeit voraus gesestzt. Das wäre eine Art Streik und das Fehlen der ortsnahen Versorgung würde deutlichst demonstriert!!

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Streik

von Wolfgang van Bömmel-Wegmann am 06.12.2018 um 9:46 Uhr

Wann werden wir Lemmige entlich wach und zeigen der Öffentlichkeit, dass die korrekte und vor allem schnelle Arzneimittelversorgung ohne unsere öffentlichen Apotheken nicht funktioniert?
Nennen wir es nicht Streik, sondern Fortbildungsmaßnahme zu den geplanten Gesetzesvorhaben.
Es bringt nur was, wenn möglichst alle teilnehmen!

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Streik?

von Christoph Stackmann am 06.12.2018 um 8:23 Uhr

„Aber gehören zu den möglichen Reaktionen auch Protestmaßnahmen, wie etwa ein bundesweit organisierter Streik?“ wären wir Franzosen: definitiv. Da wir aber Deutsche sind, wird das wohl nichts.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Na also!

von Andreas Matuschek am 06.12.2018 um 7:56 Uhr

Wow, 6 Jahre ist das jetzt schon her mit unserem legendären Notdienstklappenstreik? Welch grandioser Triumph! Da haben wir denen da oben aber mal so richtig gezeigt, was ne Harke ist! Mein lieber Herr Gesangsverein!

Tja, Jens Spahn, zieh dich mal warm an, wenn der deutsche Apotheker seine Wattebäuschchen rausholt, dann zittert die Republik!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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