Bayern

Wo bleiben die 20.000 Grippeimpfstoffe aus Frankreich?

Berlin - 06.12.2018, 13:55 Uhr

In Bayern sollten 20.000 Grippe-Impfstoffe aus Frankreich landen, das ist bislang nicht geschehen. Der BAV dementiert aber, dass der Import komplett storniert wurde. (m / Foto: imago)

In Bayern sollten 20.000 Grippe-Impfstoffe aus Frankreich landen, das ist bislang nicht geschehen. Der BAV dementiert aber, dass der Import komplett storniert wurde. (m / Foto: imago)


Als Reaktion auf die Versorgungsengpässe bei Grippeimpfstoffen erklärte der Bayerische Apothekerverband (BAV) in der vergangenen Woche: Wir importieren 20.000 Dosen aus Frankreich. Getan hat sich seitdem allerdings nichts. Auf DAZ.online kommentierte ein Leser sogar, dass die Franzosen storniert hätten. BAV-Chef Dr. Hans-Peter Hubmann und der Arzneimittel-Importeur Kohlpharma dementieren aber: Man sei weiterhin in Gesprächen mit Lieferanten. Allerdings könnte sich die Anzahl der versprochenen Impfstoffe verringern.

Die Versorgungslage bei den Grippe-Impfstoffen bereitet vielen Patienten, Apothekern und Ärzten nach wie vor Sorgen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte einen offiziellen Lieferengpass erklärt. Daraufhin haben einige Bundesländer inzwischen den Weg für Notfall-Maßnahmen, wie etwa Importe, frei gemacht. In anderen Bundesländern ist die Notlage aber noch nicht offiziell kommuniziert, dort gibt es nach wie vor flächendeckende Lieferengpässe.

Eines der ersten Bundesländer, das auf die Engpässe reagierte, war Bayern. Der Bayerische Apothekerverband gab früh bekannt, dass er eine Tauschbörse für Grippe-Impfstoffe eröffnet habe, in der Apotheker überschüssige Impfstoff-Vorräte – wenn überhaupt noch vorhanden – veröffentlichen können, damit andere Kollegen die Dosen abkaufen können. Der BAV will eine eventuell bestehende Ungleichverteilung der noch existierenden Impfstoffe beseitigen. Doch der Verband kündigte am 29. November auch an, dass er Impfstoffe importieren wolle. BAV-Chef Dr. Hans-Peter Hubmann erklärte in der Süddeutschen Zeitung, dass es ihm nach Absprache mit den Kassen gelungen sei, 20.000 aus Frankreich stammende Vierfach-Vakzine zu „sichern“.

Wurde der Import komplett storniert?

Aber wo sind diese Impfstoffe, fragen sich einige Apotheker im Freistaat etwa eine Woche danach. In einem Kommentar unter einer DAZ.online-Meldung erklärte ein Leser sogar zu wissen, dass die gesamte Lieferung aus Frankreich storniert worden sei. BAV-Chef Hubmann schließt sich diesen Spekulationen allerdings nicht an und beruhigt seine Kollegen. Zum Status quo beim Import der Grippe-Impfstoffe erklärt Hubmann: „Wir können nicht bestätigen, dass die Bestellung von 20.000 Grippeimpfstoff-Dosen aus Frankreich komplett storniert wurde. Nach unseren Informationen hat die Sanacorp schon in der vergangenen Woche den Import-Auftrag an Kohlpharma weitergeben.“

Der Verbandsvorsitzende erklärte gegenüber DAZ.online allerdings, dass es – vermutlich aufgrund eines erhöhten Impf-Aufkommens in Frankreich selbst – kurz nach der Bestellung Verzögerungen gegeben habe: „Einen Tag später kam allerdings die Nachricht, dass Kohlpharma die Bestellung nochmals überprüfen müsse. Auch in Frankreich gibt es derzeit wohl einen gesteigerten Bedarf an Grippeimpfstoffen. Die Bestellung ist nach unseren Informationen aber weiterhin bei den Lieferanten platziert.“ Ob es aufgrund der gesteigerten Nachfrage in Frankreich zu einer Absenkung der Import-Menge komme, darüber wollte Hubmann nicht spekulieren. Dies sei derzeit noch unklar.

Kohlpharma: Ware aus dem EU-Ausland ist schwer zu beschaffen

Und auch der Importeur Kohlpharma selbst bezeichnet es als „nicht richtig“, dass die Bestellung in Frankreich storniert worden sei. Ein Sprecher erklärte gegenüber DAZ.online: „Die Ware ist im EU-Ausland derzeit einfach schwer zu beschaffen. Wir setzen aber alles daran, die Apotheker in ihrem Versorgungsauftrag zu unterstützen.“

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In anderen Bundesländern sind die einzelnen Regierungspräsidien weiterhin in Abstimmung mit den jeweils zuständigen Länderbehörden. Denn erst wenn auch auf Landesebene ein Versorgungsengpass festgestellt wird, kann die Suche nach Alternativen starten. Dann können Großhandlungen in Deutschland nicht zugelassene Grippeimpfstoffe einführen, lagern und vertreiben.

Baden-Württemberg steht nach Informationen von DAZ.online kurz vor einer Veröffentlichung einer solchen Allgemeinverfügung, in Rheinland-Pfalz soll es sie schon geben. Auch Hamburgs Apotheken und Großhändler dürfen nun offiziell importieren. In Hessen sollen laut Apothekerverband dank der Importe schon wieder Grippeimpfstoffe auf dem Weg in die Apotheken sein. Und in Sachsen teilte das Gesundheitsministerium kürzlich mit, dass man derzeit direkt bei Mylan bestellen könne.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Angebot und Nachfrage

von Jan Kusterer am 06.12.2018 um 15:32 Uhr

Wie? Was? Die anderen europäischen Länder wollen ihre Impfdosen selber verimpfen? Die interessante Frage dieses Winters wird es werden, ob die Kapitalmacht eines Landes über die Gesundheitsprävention von ganz Europa entscheiden wird. Wie sieht aktuell der Bedarf, freigegebene Dosen dieses Jahr und Lieferquote in den anderen europäischen Ländern eigentlich aus?

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