CDU-Parteitag

Senioren-Union fordert Stärkung der grenzüberschreitenden Arzneimittelversorgung

Berlin - 06.12.2018, 16:15 Uhr

Die Ruhe vor dem Sturm: Auf dem diesjährigen CDU-Parteitag diskutiert die Partei nicht nur über den neuen CDU-Vorsitz, sondern auch über die grenzüberschreitende Arzneimittelversorgung. (s / Foto: Imago)

Die Ruhe vor dem Sturm: Auf dem diesjährigen CDU-Parteitag diskutiert die Partei nicht nur über den neuen CDU-Vorsitz, sondern auch über die grenzüberschreitende Arzneimittelversorgung. (s / Foto: Imago)


Am heutigen Donnerstag kommen in Hamburg die rund 1000 Delegierten des CDU-Parteitages zusammen. Neben der Wahl zum neuen CDU-Vorsitz steht auch die inhaltliche Diskussion vieler Anträge an. Für die Apotheker dürfte insbesondere ein Antrag der Senioren-Union interessant sein: Die Älteren der CDU fordern, dass grenzüberschreitende Projekte in der Arzneimittelversorgung gestärkt werden. Die Antragskommission empfiehlt dem Parteitag, den Antrag anzunehmen.

In den vergangenen Jahren gab es wohl keinen CDU-Parteitag, der mit so viel Spannung erwartet wurde wie der am morgigen Freitag in Hamburg angesetzte. Der Bundesvorstand und die Delegierten kommen schon am heutigen Donnerstagnachmittag zu ersten Treffen zusammen, morgen geht es dann aber so richtig los, um 10:30 Uhr startet die Plenarsitzung. Grund für die ganze Aufregung rund um den Parteitag ist die Wahl zum neuen CDU-Vorsitz: Mit CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer, dem ehemaligen Unions-Fraktionsvorsitzenden Friedrich Merz sowie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn stehen sich bei der Abstimmung ausnahmsweise gleich drei prominente Kandidaten gegenüber. Und das sind noch nicht einmal alle, die um das Amt konkurrieren.

Die Apotheker wird sicherlich am meisten interessieren, wie es mit Spahn weitergeht. Doch abseits der Vorsitzendenwahl stehen noch weitere wichtige Punkte auf der Tagesordnung: Unter anderem liegt dem Parteitag ein etwa 272 Seiten starkes Antragsbuch vor. Und auch hier gibt es einen Eintrag, der die Apothekerschaft sicherlich in Alarmbereitschaft versetzen dürfte. Es geht um einen recht kurz gehaltenen Vorstoß des Bundesverbandes der Senioren-Union, den Antrag C-54. Er trägt den Namen: „Grenzüberschreitende Projekte zur Optimierung der Gesundheitsversorgung und -vorsorge“ Dort fordern die Senioren schlichtweg, dass grenzüberschreitende Projekte in der Arzneimittelversorgung intensiviert werden – unter anderem um Geld einzusparen. Wörtlich heißt es:


In allen grenznahen Gebieten gibt es nur wenige Möglichkeiten zur geplanten und ungeplanten Versorgung von Patienten und deren medikamentöser Versorgung. Diese Möglichkeiten gilt es, im Idealfall EU-einheitlich zu erweitern. Die ärztliche und medikamentöse Versorgung im ländlichen Raum kann durch grenzüberschreitende Projekte einerseits gesichert und andererseits wirtschaftlicher geleistet werden.“

Antrag der Senioren-Union


Zumindest der Antragskommission der CDU scheint diese Idee zu gefallen. Denn in einem Kommentar hierzu heißt es kurz: „Die Antragskommission empfiehlt, den Antrag C-54 anzunehmen.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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10 Kommentare

Alternativen ?

von Ralf Schabik am 07.12.2018 um 8:49 Uhr

Natürlich ist man geneigt, reflexartig diesen Antrag und die Antragsteller scharf zu kritisieren. Wer die Materie kennt, weiß, dass es eine Reihe von guten Argumenten gibt, die GEGEN die Annahme des Antrags sprechen. Aber wenn man die Apothekenbrille ablegt, ist das, was in dem Antrag steht, 100 % gerechtfertigt.
Und die Apothekerschaft wäre gut beraten, zu überlegen, warum solche Anträge überhaupt kommen.
Haben wir ein Darstellungsproblem ? Und damit meine ich gar nicht die ABDA (die kennt nämlich kein Normalbürger), sondern ich denke an jede einzelne Apotheke vor Ort.
Wir bekommen immer vor den Latz geknallt, wir seien verstaubt, undigital, teuer und nie da, wenn man uns braucht. Manches davon sind dümmste Vorurteile, andere Punkte sind gefühlt oder sogar realiter durchaus zutreffend. Und darüber sollten wir sorgfältig nachdenken.
Warum fordern wir nicht endlich, dass eine Belieferungspflicht in die ApoBetrO aufgenommen wird ? (NEIN - ich habe NICHT gesagt, dass wir diese Pflicht KOSTENLOS erbringen müssen). Dann wäre mit einem Schlag dieses endlos verlogene Debatte um "flächendeckende Versorgung in Gefahr" vom Tisch.
Und viele andere Punkte gibt es zu diskutieren.
Wobei uns die Zeit davonläuft, wenn man betrachtet, wer diesen Antrag ausgerechnet dieses Jahr stellt.
NUR: den Überbringer der schlechten Nachricht zu steinigen, ist zu kurz gesprungen.

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AW: Alternativen

von Karl Friedrich Müller am 07.12.2018 um 9:47 Uhr

Belieferungspflicht?
Da schießen mir einige Dinge in den Kopf.
Haben sich nicht die Pharmazieräte und damit auch die ABDA auf die Fahnen geschrieben, Belieferungen zu torpedieren?
Wenn eine Pflicht käme, aber die Auslieferung an pharmazeutisches Personal gebunden bliebe, wer zahlt das? Wieviel Personal brauche ich dann?
Wozu dann eine Offizin? Mag altmodisch klingen. Ein Geschäft ist ein Ort, zu dem man HIN geht. Der Patient muss auch zum Arzt HIN.
Wenn ich mir dann noch vorstelle, was die ABDA mit ihrer Bürokratie und Vorschriften aus einem gern gemachten Service eine Pflicht macht, bei der ich praktisch keine Freiheit für eigene Entscheidungen bleibt und wie das dann ausgenutzt wird, habe ich schwere Bedenken. Auch wenn die Idee zunächst gut klingt.
Einfacher wäre es, den Botendienst nicht gleich mit dem Versandhandel gleich zu setzen und Apotheken mal ein wenig freie Entscheidungen und Unternehmergeist gönnen.

AW: Alternativen

von Ralf Schabik am 07.12.2018 um 10:19 Uhr

@ Karl Friedrich Müller:
"torpedieren" ? NEIN ! Lassen Sie sich diese Resolution mal von Ihrem Pharmazierat erklären ... ich kann das nur sinngemäss und damit nicht unmissverständlich genug. Ich sehe die Resolution mittlerweile nicht mehr nur kritisch, sondern arbeite schon daran, sie praxistauglich umzusetzen.
Die Frage "Kosten Pharmazeutisches Personal" ist schon einen Schritt zu weit - vorher müssen wir klären WANN Pharmazeuten ausrücken müssen. Zwischen schwarz und weiss gibt es Abstufungen. Natürlich bin ich bei Ihnen, dass uns so eine Regelung nicht in den wirtschaftlichen Irrsinn treiben darf.
Und dann der Absatz " Ein Geschäft ist ein Ort, zu dem man HIN geht. Der Patient muss auch zum Arzt HIN."
Sorry, das ist eine Denkweise, die wir uns nicht mehr leisten können. Klar hat bei mir der Kunde, der sich in meine Apotheke bemüht, Vorrang vor dem, der anruft. Wir sind ein Präsenzgeschäft.
Aber im Jahr 2018 ist ein Geschäft NICHT mehr notwendigerweise der Ort, den man aufsuchen muss - und der Patient muss bereits heute in vielen Fällen eben NICHT mehr zum Arzt, und die Entwicklung wird sich in den nächsten Monaten dramatisch beschleunigen. Da nur zuzuschauen wäre ein extremes Versäumnis der Apothekerschaft.

Und genau das war mein Ansatz: Wir Apotheker müssen zwingend den neueren Entwicklungen Rechnung tragen, aber aufgrund unserer Erfahrungen immer im Bewusstsein der Grenzen "innovativer Ideen". WIR können das, weil wir beide Sichtweisen verstehen. Zumindest verstehen sollten.
Der Antrag, der Basis unserer kleinen Diskussion hier ist, ist 100 % einseitig und damit extrem gefährlich.
WIR müssen den Hintergrund des Antrags verstehen und berechtigte Kritik aufgreifen - und so begleiten, dass die Antragsteller ihrerseits begreifen, wo sie Denkfehler machen.
Nur "nein" sagen reicht nicht.

AW: Alternativen

von Karl Friedrich Müller am 07.12.2018 um 13:11 Uhr

so antiquiert sein kann ich nicht, eröffnen doch die Online Händler stationäre Läden, zu denen die Kunden HIN gehen.(sollen)

AW: Alternativen

von Ralf Schabik am 07.12.2018 um 13:32 Uhr

Ich würde mir nie anmaßen, Sie als "antiquiert" zu bezeichnen ;-)
Aber das Beispiel, auf das Sie anspielen, ist eher Wasser auf meine Mühlen: Man muss das eine tun, ohne das andere zu lassen. Natürlich wünsche auch ich mir, dass die Präsenzapotheke unser Kerngeschäft bleibt. Das ist für mich das "Muss". Aber so, wie Amazon das Geschäft vor Ort nun auch "bespielt", müssen wir die Lieferung unserer Arzneimittel so in den Köpfen der Bevölkerung verankern, dass die Argumentation "ich brauche Versand" ad absurdum geführt wird.
Ich bin immer wieder positiv überrascht, wie viele unserer Kunden die Lieferung dankend ablehnen, weil sie "sowieso demnächst wieder da sind" oder "jemand das Mittel abholen kann". Bei den Kunden kommt an "die Apotheke bietet Service" - aber echter "Mißbrauch" ist gar nicht so häufig.

AW: Alternativen

von Thomas Kerlag am 08.12.2018 um 17:19 Uhr

"Und die Apothekerschaft wäre gut beraten, zu überlegen, warum solche Anträge überhaupt kommen.
Haben wir ein Darstellungsproblem ? "
Weil Geiz geil ist!!
Oder werden sie schon gemäß ihrer Qualifikation eingesetzt und bezahlt?

Das gleiche Niveau

von Dr Schweilkert-Wehner am 06.12.2018 um 21:07 Uhr

Als Sozialdemokrat waren solche Küchen-oder Stammtischeinlassungen immer peinlich. Aber mit Sachkenntnis ließen sich diese Dummheiten immer abwehren. Nun gibt es diesen Klugscheisser, jeder ist Experte Irrsinn auch in der CDU. Eigentlich nicht schlimm, aber dass selbst die Antragskommission eines Bundesparteitages hirnloses durchwinkt ist erschreckend und zeigt auf welch geistigem Niveau die Mitte der Gesellschaft angekommen ist.

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Niveau ?

von Ratatosk am 06.12.2018 um 18:27 Uhr

Jetzt sind die Senioren endlich auf dem Niveau der SPD und der Grünen angekommen. Die werden sich noch wundern, was passiert wenn so was durchkommt. Die Naiven glauben wahrscheinlich noch, daß man dann einfach in kleinen Orten in eine Stadt auf anderer Grenzseite wechseln kann. Was daraus gemacht werden kann, haben sie eben nicht kapiert.
Daß schon durch Weihnachten die Transportunternehmen kurz vorm Kollaps stehen, daß man auch mal Kühlwaren und BTM braucht , aber nicht verschicken darf, können sie es nicht kapieren, oder es geht einfach um ein paar Euro die man im Ausland erzielen kann.
Was ist mit der MWST ? mit der wird viel von der Rente heutzutage mitgezahlt, irgendwo irgendwer davon auch nur einen blassen Schimmer ?
Sehe immer mehr, daß eben in Notfällen Apotheke toll ist, schreckliche Klagen, wenn dann was nicht vorrätig ist, klar ist nicht da, da sonst nicht gebraucht.
Aber nun Schluß, Argumente zählen gerade bei Parteien nicht mehr, sind auch schon schwer vertrumpt.

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grenznahes Zonenrandgebiet?

von Christian Giese am 06.12.2018 um 17:23 Uhr

Ewiges wiederholendes Opfernarrativ.
Mann, wie gehts den Senioren schlecht!

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?

von Anita Peter am 06.12.2018 um 17:14 Uhr

Sind das die Senioren, die sich beschweren, dass es zur nächsten Notdienstapotheke zu weit ist? Sind das die Senioren, die sich beschweren wenn es keine Umschau dazu gibt? Sind das die Senioren, die jammern wenn die letzte Apotheke im Ort dicht macht?

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