Globuli-Umfrage

Homöopathie auf Facebook: Schmidtke (CDU) spricht von „Bürgerkrieg“ 

Berlin - 30.11.2018, 11:30 Uhr

So klein und doch ein großer Aufreger: Beim Thema Globuli geht`s in sozialen Netzwerken nicht immer sachlich zu. ( r / Foto: imago)

So klein und doch ein großer Aufreger: Beim Thema Globuli geht`s in sozialen Netzwerken nicht immer sachlich zu. ( r / Foto: imago)


Homöopathie-Kritiker in der Groko

Steht demnächst eine Veränderung bei der Homöopathie an? Bei den Regierungsfraktionen gibt es einige Homöopathie-kritische Stimmen wie beispielsweise SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat in dem Entwurf für das Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) einen Passus zur Abschaffung dieser Wahltarife für Homöopathika aufgenommen. CDU-Arzneimittelexperte Michael Hennrich kündigte auf einer Veranstaltung des Bundesverbandes der pharmazeutischen Industrie (BPI) an, dass homöopathische Arzneimittel aus seiner Sicht apothekenpflichtig bleiben sollen. Die Erstattungsfähigkeit sollte sich jedoch auf zugelassene Arzneimittel beschränken, wozu die wenigsten Homöopathika zählen.

Nicht bewiesen oder nicht zu beweisen?

Die Diskussion um die Erstattungsfähigkeit und Apothekenpflicht wird häufig mit der Evidenzdebatte vermischt. Homöopathie-Gegner wie beispielsweise Natalie Grams führen ins Feld, dass Globuli deshalb nicht in die Apotheke oder aufs Krankenkassenrezept gehören, weil ihre Wirkung nicht in kontrollierten Studien erwiesen sei. Befürworter homöopathischer Arzneimittel relativieren den Evidenzbegriff. So kommentierte beispielsweise ein Nutzer Schmidtkes Umfrage: „Was wissenschaftlich erfassbar ist, hängt immer mit dem Stand der Technik zusammen und mit den unterschiedlichen Designs der Studien.“

Für den Chef des Deutschen Apothekerverbandes Fritz Becker ist klar, dass Homöopathika in die Apotheke gehören. Denn wer seine Beschwerden mit Globuli lindern wolle, habe Beratungsbedarf. Gegenüber der Stuttgarter Zeitung erklärte Becker, Evidenz bestehe „nicht nur im wissenschaftlichen Nachweis, sondern auch in der persönlichen Erfahrung“.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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6 Kommentare

Zerschlagen der öffentlichen, der sozialen Reputation der Homöopathie

von armin seideneder am 03.12.2018 um 13:58 Uhr

... was sollte man von einem Menschen auch erwarten, der an anderer Stelle schreibt:„was im Sinne eurer Ausführungen nötig wäre, das ist das Zerschlagen der öffentlichen, der sozialen Reputation der Homöopathie.“ [https://blog.psiram.com/2018/12/zur-neutralisierung-fundierter-kritik-durch-falsche-journalistische-ausgewogenheit-beispiel-homoeopathie/#comments]

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AW: Zerschlagen der öffentlichen, der

von Udo Endruscheit am 30.12.2018 um 15:36 Uhr

Was erwarten Sie denn von mir? Dass ich schreibe, die öffentiche, die soziale Reputation der Homöopathie müsse wie bisher im Geschäftsinteresse der Beteiligten gehegt gepflegt und getätschelt werden? Mit Fehl- und Desinformation bis zum Erbrechen, durch Kampagnen und Artikel, die den Charakter der Homöopathie als Pseudowissenshaft hinter den Euphemismen von "sanft, natürlich, nebenwirkungsfrei" verstecken und ständig bemüht sind, dem Ganzen ein scheinwissenschaftliches Mäntelchen umzuhängen?Oder stört sie die Wortwahl "zerschlagen"? Nein, stört sie nicht. Nehmen Sie nur als Aufhänger dafür, mich als irgendwie radikalen "Psiram-Knecht" hinzustellen. Ach - was ist das übrigens, ein "Psiram-Knecht"? Können Sie mir das erläutern?

Bürgerkrieg um Homöopathie? Wo sind wir eigentlich?

von Udo Endruscheit am 30.11.2018 um 22:10 Uhr

Ich entschuldige mich gleich schon einmal für die saloppe Ausdrucksweise - aber ich glaube manchmal einfach, ich bin im falschen Film.

Zunächst einmal lehne ich als expliziter Homöopathiekritiker martialische Begriffe wie "Bürgerkrieg", "Kampf" und dergleichen strikt ab. Es geht um Aufklärung gegen Unwissenheit. Homöopathiekritiker kämpfen nicht, sie klären auf und "wehren" sich allenfalls gegen Falschinformationen und groteske Unterstellungen (Stichwort "Pharmasöldner". Homöopathie ist seit Virchows Zellularpathologie wissenschaftlich endgültig erledigt, also seit fast 170 Jahren. Bis heute ist nichts, absolut nichts bei dem Bemühren herausgekommen, eine Wirksamkeit belegbar nachweisen zu wollen und einen plausiblen Wirkungsmechanismus auch nur darzulegen (wobei letzteres bei fehlendem Wirkungsnachweis ja gar nicht ins Gewicht fällt). Die großen zusammenfassenden Reviews der Studienlage ergeben sämtlich, dass eine Wirkung nicht belegt ist. In einem Industrieland nach dem anderen wird die Homöopathie aus dem Gesundheitssystem verbannt. Deutschland ist dabei, sich mit seiner "Homöopathiedebatte" lächerlich zu machen. Angesichts vieler kopfschüttelnder Freunde im europäischen Ausland darf ich das mal so sagen.

Die Position der Homöopathiekritiker ist deshalb klar: Homöopathie ist nicht mehr als Placebo (selbst die Aussage, sie sei Placebo stets gleichwertig, wäre nicht korrekt) und für etwas, was keine spezifische Wirkung über die bei jeder Art von Zuwendung auftretenden Effekte hinaus hat, kann es keinen Platz in der Medizin geben. Jeder Placeboforscher wird bestätigen, dass das praktische Handling von Placeboeffekten ein weitgehend noch ungelöstes Problem ist, auch eines ehtischer Art. Für jede Behandlung gilt das Prinzip des "informed consent", was eine direkte Behandlung mit reinem Placebo unter dem längst falsch besetzten Namen "Homöopathie" von vornherein praktisch ausschließt.

Ich registriere auch im vorliegenden Artikel, dass die Homöopathen beginnen, den Evidenzbegriff in ihrem Sinne auszudehnen und aufzuweichen. Nein, Evidenz ist keine "Erfahrung", Evidenz ist das Ergebnis empirisch-deduktiver Forschung außerhalb von Einzelfällen, der Kant'sche allgemeingültige Schluss auf Prinzipien. Der Einzelfallbegriff ist genau das, was in der "Evidenz" einer Methode oder eines Mittels nichts zu suchen hat (was nicht mit der persönlichen ärztlichen Erfahrung als Baustein der evidenzbasierten Medizin zu tun hat, der "ärztlichen Kunst").

Und nein, Frau Dr. Grams ist nicht gegen die Apothekenpflicht, weil Homöopathie keine Evidenzgrundlage hat. Das ist schräg formuliert. Sie ist - wie die anderen wissenschaftlich orientierten Kritiker - gegen die Homöopathie als Teil der Medizin und als Teil eines solidarischen Krankenversicherungssystems, weil Homöopathie keine Medizin ist! Die Apothekenpflicht ist ein Teilaspekt, den man isoliert sehen kann, aber in der Gesamtproblematik nicht über-, sondern untergeordnet. Eine Aufhebung der Apothekenpflicht würde der Scheintherapie Homöopathie zumindest einen Teil ihrer ungerechtfertigten sozialen Reputation nehmen - besser wäre, ihr die Sonderrechte nach dem Arzneimittelgesetz zu nehmen - müsste sie einen Wirkungsnachweis erbringen, würde sie von allein als Arzneimittel verschwinden.

Und bitte - das Argument, Wissenschaft sei eben nur der jetzige Stand der Dinge und das als Argument pro Homöopathie zu benutzen, das ist grotesk. Erstens hatte die Homöopathie für eine ordentliche Beleglage zu ihren Gunsten 220 Jahre (!) Zeit und zweitens, ja, Wissenschaft ändert - verbessert - sich und hat Lücken, aber das berechtigt nicht dazu, in diese Lücken wilde Spekulationen zu schieben und dafür offizielle Anerkennung einzufordern.

Homöopathie ist Unsinn. Die weltweite Wissenschaftsgemeinde ist sich darin völlig einig. In nahezu allen Industrieländern setzt sich diese Erkenntnis endlich durch. In Deutschland . bricht ein "Bürgerkrieg" aus.
Was zeigt uns das? Nur den Erfolg der Dauerberieselung der Menschen mit "sanft, natürlich, nebenwirkungsfrei" und die falsche Reputation der Homöopathie aufgrund des bestehenden arzneimittel- und sozialrechtlichen Privilegs.
Das muss ein Ende haben.

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AW: Zerschlagen der öffentlichen, der sozialen Reputation der Homöopathie

von armin seideneder am 03.12.2018 um 14:06 Uhr

... was sollte man von einem Menschen auch erwarten, der an anderer Stelle schreibt:„was im Sinne eurer Ausführungen nötig wäre, das ist das Zerschlagen der öffentlichen, der sozialen Reputation der Homöopathie.“ [https://blog.psiram.com/2018/12/zur-neutralisierung-fundierter-kritik-durch-falsche-journalistische-ausgewogenheit-beispiel-homoeopathie/#comments]

AW: Bürgerkrieg um Homöopathie? Wo sind

von Harry Heddergott am 13.12.2018 um 10:56 Uhr

... In einem Industrieland nach dem anderen wird die Homöopathie aus dem Gesundheitssystem verbannt....

Die Schweiz, in der die Homöopathie seit diesem Jahr als Krankenkassenleistung anerkannt ist, ist also ein kein Industrieland?!?

Sich immer auf die Wissenschaft zu berufen ist m. E. kein Weg. Nichts auf der Welt ist so kurzlebig, wie (vermeintlich) wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse.

AW: Bürgerkrieg um Homöopathie? Wo sind

von Michael am 27.12.2018 um 8:05 Uhr

Bloß weil man einen langen Text schreiben kann ost sein Inhalt nicht korrekt.
Wee finanziert diese ganten wisdenschaftlichen Studien bzw führt diese Studien denn durch, die angeblich keine Wirksamkeit nachgewiesen wird?
Erklären Sie bitte den Tieren mal was ein Placebo ist, damit verstehen können warum die Homöopahtie bei Ihnen wirkt.

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