Mitgliederbefragung

Westfalen-Lippe: 63 Prozent der Apotheker sind unzufrieden mit der ABDA

Münster - 28.11.2018, 17:45 Uhr

Laut einer Mitgliederbefragung der Apothekerkammer Westfalen-Lippe sind knapp zwei Drittel aller Apotheker in der Region unzufrieden mit der Arbeit ihrer Standesvertretung, der ABDA, in Berlin. (Foto: AKWL)

Laut einer Mitgliederbefragung der Apothekerkammer Westfalen-Lippe sind knapp zwei Drittel aller Apotheker in der Region unzufrieden mit der Arbeit ihrer Standesvertretung, der ABDA, in Berlin. (Foto: AKWL)


Knapp zwei Drittel der Mitglieder der Apothekerkammer Westfalen-Lippe sind „eher“ oder sogar „sehr“ unzufrieden mit der Arbeit der ABDA. Das geht aus einer Mitgliederbefragung der Apothekerkammer Westfalen-Lippe hervor, die Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening bei der Mitgliederversammlung am heutigen Mittwoch vorstellte. Overwiening präsentierte auch neue Apothekenzahlen aus ihrer Regionen – die wieder einmal ernüchternd ausfallen.

Das Institut für Handelsforschung in Köln (IfH) befragte im September und Oktober dieses Jahres im Auftrag der AKWL mehr als 624 Mitglieder der Kammer. Es ging um die Frage, wie zufrieden die Mitglieder mit den jeweils genannten Institutionen sind. Mit der Arbeit der eigenen Kammer sind die Apotheker zufrieden: 75 Prozent gaben an, „absolut“, „sehr“ oder „eher“ zufrieden zu sein. Auch die Arbeit des Verbandes in der Region (AVWL) wird gut bewertet, wobei die Zufriedenheitswerte mit insgesamt 67 Prozent leicht unter denen der Kammer liegen. Die Arbeit der Gewerkschaften (z.B.. Adexa) bewerteten die Pharmazeuten ebenfalls durchweg gut: 65 Prozent ordneten sich dem zufriedenen Lager zu.

Unzufriedenheit mit ABDA und der Politik

Anders sieht es hingegen bei der Bewertung der ABDA, der Landes- und der Bundesregierung aus. Nur 3 Prozent der Befragten gaben an, absolut zufrieden mit der ABDA  zu sein, insgesamt sind 37 Prozent dem zufriedenen Lager zuzuordnen. Aber: Ganze 28 Prozent gaben an, sehr unzufrieden zu sein, weitere 35 Prozent sind eher unzufrieden. Noch schlechter fallen die Werte für die Politik aus. Drei Viertel der Befragten sind unzufrieden mit der Arbeit der Landesregierung. Bei der Bundesregierung macht die Zahl der unzufriedenen Apotheker sogar ganze 83 Prozent aus.

Stimmung zwischen ABDA und AKWL angespannt

Die Umfrage belegt einmal mehr, dass die Stimmung zwischen den AKWL-Mitgliedern und der ABDA derzeit angespannt ist. Schon im Juni kritisierten die Delegierten den ABDA-Haushaltsentwurf heftig: Die entrichteten Mitgliedsbeiträge stünden in keinem ausgewogenen Verhältnis zu den dafür erbrachten Leistungen, so der Konsens der damaligen Diskussion. Es gab eine kurze Befragung zu dem Thema, bei der die Zufriedenheit der Delegierten abgefragt wurde. 52 Prozent der Delegierten in Westfalen-Lippe zeigten sich unzufrieden. Man sprach von einer „Beitrags-Leistungs-Differenz“.

Und auch bei der heutigen Kammerversammlung zeigte sich, dass es für die ABDA in Westfalen-Lippe einigen Erklärungsbedarf gibt. Friedemann Schmidt (ABDA-Präsident) besuchte die AKWL, stellte kurz die Organisationsweise der ABDA vor und sprach dann über die aktuelle politische Lage. Anschließend nahm sich die AKWL länger als eine Stunde dafür Zeit, dass die Delegierten Schmidt befragen konnten. An den Fragen merkte man deutlich, wie angespannt das Verhältnis derzeit ist: Die Apotheker kritisierten das Vorgehen beim Apothekertag, hinterfragten die politischen Aktivitäten der ABDA und wollten wissen, warum die Standesvertretung so „langsam“ in ihren Reaktionen ist.

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Schon vor der Diskussion rund um die ABDA hatte Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening die neuesten Apothekenzahlen aus Westfalen-Lippe präsentiert (Stand 28. November 2018). Demnach gibt es in Westfalen-Lippe derzeit 1937 Apotheken, aufgeteilt in 434 Filialapotheken und 1454 Hauptapotheken. Im dreizehnten Jahr in Folge ist die Apothekenzahl somit gesunken: In dieser Zeit mussten in Westfalen-Lippe 320 Apotheken schließen, das entspricht 15 Prozent der Gesamtzahl von 2005 – jede siebte Apotheke ist somit weggefallen. Das ist ein Tiefstand, den es zuletzt 1979 gab. Doch damit  nicht genug: Zum Jahresende 2018 sind laut Overwiening schon jetzt 13 weitere Schließungen bekannt.

Overwiening warnte vor einer Verschlechterung der Situation: „Wir laufen da in ein strukturelles Problem der Arzneimittelversorgung hinein.“ Als Maßnahmen gegen diese Entwicklung forderte sie ein „Rundum-Paket“, zu dem auch Stukturkomponenten gehören könnten. Konkreter wurde die Kammerpräsidentin jedoch nicht.

AKWL ist „Deutscher Fortbildungsmeister“

Stolz verkündete Overwiening, dass ihre Kammer zum neunten Mal in Folge „Deutscher Fortbildungsmeister“ geworden sei – schließlich hätte es im vergangenen Jahr etwa 27.000 Teilnahmen gegeben. Allerdings erklärte sie auch, dass man etwa 60 Prozent der Mitglieder mit dem Fortbildungsangebot gar nicht erreiche. Das will die AKWL nun angehen, versprach Overwiening.

Ebenso freudig berichtete sie über die Evaluation des Projektes „ApoAMTS“, das die Kammer mit der AOK Nordwest durchgeführt hat. Diese Evaluation der etwa 500 Patientenfälle habe gezeigt, dass in 60 Prozent aller Fälle in dem Projekt ein Arzneimittel-bedingtes Problem in der Therapie entstanden ist, das eine Intervention nach sich zog. Overwiening sieht das als „Chance“ für die Apotheker: „Wir können diesen Patienten helfen“, sagte sie.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

ABDA

von Michael Zeimke am 29.11.2018 um 7:24 Uhr

Bei der ABDA herrscht Fachkräftemangel.

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Und jetzt ... Rotation ...

von Christian Timme am 28.11.2018 um 22:26 Uhr

... AKWL nach Berlin ... ABDA nach Münster. Wenn ABDA „angeflottet“ ist ... nächter Standortwechsel usw.. Danach haben alle Beteiligten kapiert „was Sache“ ist ... ich freue mich schon auf Jens Dobbert. Ob das der andere Jens auch so sieht? ...

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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