Antidepressiva-Verordnungen

Brexit-Votum schlägt manchen Briten aufs Gemüt

Remagen - 26.11.2018, 09:45 Uhr

Nach dem Brexit-Votum sind in Großbritannien die Antidepressiva-Verordnungen in die Höhe geschnellt. ( r / Foto: Imago)

Nach dem Brexit-Votum sind in Großbritannien die Antidepressiva-Verordnungen in die Höhe geschnellt. ( r / Foto: Imago)


Anstieg um 13,4 Prozent

Dabei stellten der Leitautor der Studie Sotiris Vandoros und Mauricio Avendano vom King’s College London zusammen mit Ichiro Kawachi von der Harvard-Universität fest, dass die verschriebenen Tagesdosen von Antidepressiva direkt in dem Monat nach dem Referendum anstiegen, wenn auch nicht mehr so, wie in den Jahren zuvor, während die Kontrollmedikationen, die in den Jahren davor ebenfalls ansteigend waren, plötzlich zurück gingen. Den relativen Anstieg der Antidepressiv-Verordnungen im Vergleich mit den anderen therapeutischen Klassen beziffern sie mit 13.4 Prozent. Dieses Phänomen zeigte sich unabhängig davon, ob die jeweilige Region mehrheitlich für oder gegen den Brexit gestimmt hatte. 

Auswirkungen auf die psychische Gesundheit nicht unterschätzen

Die Forscher schreiben diese Entwicklung der erhöhten Verunsicherung der Bevölkerung infolge des Brexit-Votums zu. Trotzdem mahnen sie insgesamt zur Vorsicht bei der Interpretation ihrer Befunde, denn sie halten auch andere Zusammenhänge für möglich. „Die meisten Diskussion um den Brexit konzentrieren sich auf politische und wirtschaftliche Aspekte. Um die Auswirkungen auf die individuelle Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen geht es dabei kaum“, sagt Vandoros. „Unsere Ergebnisse können zwar dazu beitragen, diese Lücke zu schließen, allerdings geben sie keinen Aufschluss über die Auswirkungen des Referendums auf die psychische Gesundheit, Stimmung oder Glück derer, die keine Antidepressiva verschrieben bekommen haben.“ Hierzu müsse noch weiter geforscht werden, um zu sehen, wie es diesbezüglich um die breite Bevölkerung stehe, fügt Vandoros an. Die Wissenschaftler wollen jedenfalls nicht ausschließen, dass es anderen durch das Brexit-Votum durchaus auch besser gehen könnte. 

Für den Rückgang bei der Verordnungen der Gichtmittel und Eisen-Präparaten, wie im Übrigen auch bei Insulinen und anderen Antidiabetika, Lipidsenkern uns Schilddrüsenmitteln, nach dem Votum haben sie keine rechte Erklärung. Sie ziehen in Betracht, dass die Menschen nach dem Brexit-Schock einfach von ihrem Gang zum Arzt abgelenkt gewesen sein könnten. Wie auch immer, als politische Implikation ihres Ergebnisses schlagen sie vor, in Phasen der Unsicherheit Programme zur Förderung der seelischen Gesundheit zu fördern.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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