Nebengewerbe Postfiliale

Apotheker und Postkooperationen: Was geht in Deutschland?

Berlin - 21.11.2018, 14:30 Uhr

In
Deutschland dürfen Apotheker Postfilialen nur getrennt von den
Apothekenbetriebsräumen führen - so auch
im Falle der Apotheke zur Erle in Ellerau in Schleswig-Holstein, die im Sommer
dieses Jahres ihre Postfiliale eröffnet hat. ( r / Foto: Bilhl)

In Deutschland dürfen Apotheker Postfilialen nur getrennt von den Apothekenbetriebsräumen führen - so auch im Falle der Apotheke zur Erle in Ellerau in Schleswig-Holstein, die im Sommer dieses Jahres ihre Postfiliale eröffnet hat. ( r / Foto: Bilhl)


„Die Post ist sehr gut organisiert in vielen Bereichen“

Die Eröffnung einer Postfiliale sei ein gut durchgeplanter Vorgang: „Die Post ist sehr gut organisiert in vielen Bereichen“, erläutert Bihl. Sie habe einen genauen Plan bekommen, wie alles ablaufen werde und welche Vorgaben wie Mindestraumgröße einzuhalten seien. Das Inventar sei dann von der Post geliefert und installiert worden. Die Umbauarbeiten seien allerdings ganz zu ihren Lasten gegangen. Ihre Postfiliale biete den Postservice, ohne Bankgeschäfte. „Das ist vermutlich eine strategische Entscheidung der Post. Ich habe zwar nachgefragt, ob ich auch Bankgeschäfte anbieten könnte, wenn ich wollte. Aber die Post entscheidet, was ich bekomme – und ich bekomme keine Bank.“ 

Hoffnung auf Kundenfrequenzsteigerung

Anlass zur Eröffnung der Postfiliale sei für Kathrin Bihl die Schließung der örtlichen Postfiliale gewesen, die sich bis Anfang 2018 noch in einem kleinen Schreibwaren- und Zeitschriftenladen befunden habe. Doch wichtig sei auch der Zuspruch ihrer ehemaligen Chefin Barbara Fisser gewesen. „Wenn mir keiner gut zugeredet hätte, hätte ich gesagt, dass es sich doch wahrscheinlich nicht rechnen wird. Aber es hat mir sehr geholfen, dass ich die Unterstützung und die Kontakte von Frau Dr. Fisser zur Post hatte.“ Ihr vorläufiges Fazit fällt etwas verhalten aus, obwohl sie grundsätzlich die Anwesenheit einer Poststelle für den Ort für wichtig hält: „Ich persönlich finde es total wichtig, dass im Ort eine Post ist. Für mich ist es definitiv aber auch ein Versuch.“ Bihl würde die Poststelle gerne weiterbetreiben und hoffe zudem, dass die Apotheke dadurch eine höhere Kundenbindung erreiche. 

Die Frage nach einem Fazit ist auch im Falle von Barbara Fisser interessant, da sie schon 20 Jahre lang Erfahrungen auf diesem Gebiet gesammelt hat. Fisser antwortete DAZ.online wie folgt schriftlich: „Auch für Barbara Fisser von der Posthorn-Apotheke ist es wichtig, durch die Postfiliale die Kundenfrequenz ihrer Apotheke zu steigern. Das Fazit ist, dass sich das Konzept bewährt hat und sie in ihrer Apotheke in Schenefeld eine weitere Postfiliale einrichtete.“

Postkooperationen statt eigenem Filialnetz

Der Hintergrund zu den Postfilialen: Seit der Privatisierung der ehemals staatseigenen Deutschen Bundespost im Jahre 1995 werden von der Post in Deutschland keine eigenen Filialen mehr betrieben. Die Deutsche Post AG, heutzutage unter dem Namen Deutsche Post DHL Group am Markt, setzt stattdessen auf Postkooperationen mit dem Einzelhandel und Dienstleistern. Nach Angaben der Post gibt es zurzeit ca. 13.000 Partnerfilialen, 11.000 Paketshops und 3.000 kleinere Verkaufspunkte. Hauptsächlich existieren für interessierte Einzelhändler und Dienstleister zwei Varianten: der DHL-Paketshop mit einem eingeschränkten Serviceangebot oder die Möglichkeit einer Partnerfiliale mit einem erweiterten Angebot.

Apotheken – der untypische Postpartner 

Hans-Christian Mennenga, Leiter der Pressestelle Nord der Deutschen Post DHL Group, bestätigt gegenüber DAZ.online, dass Apotheken keine große Rolle im Postfilialnetz spielten. Es seien vielmehr eher untypische Postpartner. Schwierig sei für die Post die rechtliche Lage, die es Apothekern nicht erlaube, eine Poststelle innerhalb der Betriebsräume einer Apotheke zu eröffnen. Zudem müsse die Post immer schauen, wie die örtlichen Begebenheiten seien. So müsse der Standort für die Post ausreichend rentabel sein. In jedem Fall – nicht nur bei Apotheken – müssten die rechtlichen Vorgaben beachtet werden. Im Falle der Apotheken sei die Situation kompliziert, so Mennenga. So werde auch in der Regel nicht aktiv auf Apotheker zugegangen, um sie zu einer Postpartnerschaft zu ermuntern, aber: „Man kann es nicht immer ausschließen, wenn regionale Begebenheiten und Voraussetzungen der Apotheken stimmen.“



Inken Rutz, Apothekerin, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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