Vorläufige Apothekenbilanz für 2018

Der Umsatz steigt, aber nur in 70 Prozent der Apotheken

Hamburg - 15.11.2018, 15:30 Uhr

Im Gesamtjahr dürfte der Umsatz der meisten Apotheken wahrscheinlich steigen, so die Treuhand. Allerdings gilt das nur für etwa 70 Prozent der Apotheken. (Foto: Imago)

Im Gesamtjahr dürfte der Umsatz der meisten Apotheken wahrscheinlich steigen, so die Treuhand. Allerdings gilt das nur für etwa 70 Prozent der Apotheken. (Foto: Imago)


Spahn hat Grund zur Eile

Daraufhin erinnerte Diener an die Regelung in § 78 Arzneimittelgesetz, den Festzuschlag anzupassen. „Diese Überprüfung ist überfällig“, mahnte Diener, ergänzte aber, dass Minister Spahn beim Apothekertag erklärt habe, zusätzliches Geld gebe es nur für zusätzliche Leistungen. Die Pläne des Koalitionsvertrags wertete Diener positiv, denn mit dem Rx-Versandverbot sei das E-Rezept nicht bedrohlich. Wie die Pläne von Minister Spahn nun aussehen, „werden wir in Tagen bis Wochen wissen“, erwartet Diener. Wenn die zweite Lesung des Gesetzes bis Ostern stattfinde solle, müsse vor Weihnachten ein Entwurf vorliegen. Doch könnten später zusätzliche Regelungen ergänzt werden, weil Änderungen in mehrere laufende Gesetzgebungsverfahren eingefügt werden könnten. Diener erwartet jetzt eine schnelle Entwicklung, „weil der Minister nicht weiß, wie lange die GroKo hält“.

Telematik richtig gestalten

Außerdem werde sich die Entwicklung der Telematikinfrastruktur beschleunigen. Es würden immer mehr Arztpraxen angeschlossen und den Umgang mit Stammdaten erlernen. Zu E-Rezepten sei es dann nur noch ein kleiner Schritt. Diener hofft dafür auf einen Zentralserver in Apothekerhand, fürchtet aber, dass das Ministerium auf eine offene Marktlösung mit vielen Anbietern setzt, um nicht dirigistisch zu wirken. Auf jeden Fall müsse verhindert werden, dass Rezepte zu einem handelbaren Gut werden, mahnte Diener. Dafür sollten die Apotheker den Schulterschluss mit anderen Heilberuflern suchen und sich keinen Streit mit den Ärzten über das Impfen aufdrängen lassen.

Rx-Boni führen zu Verdrängungswettbewerb

Rx-Boni sind für Diener eine „diabolische Bedrohung“, wenn sie mit dem Rx-Versand und dem E-Rezept verbunden werden. Der Bonus, möglicherweise noch in Verbindung mit einem teuren Botendienst, könne das Betriebsergebnis der Apotheken weitgehend aufzehren. Daraus folgerte Diener: „Die Gleichpreisigkeit bei Rx-Arzneimitteln muss erhalten bleiben.“ Um diese notfalls ohne ein Rx-Versandverbot zu sichern, regte Diener eine Verankerung im Sozialrecht oder spezifische Vor-Ort-Zuschläge für Präsenzapotheken an. Falls dies nicht gelinge, würden Preisdumping und Verdrängungswettbewerb drohen. Dies betreffe nicht nur den Versand, sondern auch den Wettbewerb unter den Vor-Ort-Apotheken. Diener erwartet dann einen lange anhaltenden Trend mit viel mehr Apothekenschließungen.



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

„Spahn löst ein Problem, das es nicht gibt.“

von Karl Friedrich Müller am 15.11.2018 um 16:55 Uhr

So ist es eben, wenn man auf „Wahrheiten“ setzt und populistisch als Macher da stehen will.
Auch mal sehr schön zu lesen, dass es für das System egal ist, wieviele Apotheken es gibt. Die Kosten für die GKV bleiben gleich (Rx). Mit dem Sterben der Apos werden sie jedoch steigen, weil Apotheken viele kostenlose Leistungen erbringen, die von GKV und Politik schlicht unterschlagen werden.
Wenn ich dann noch von so einem Demagogen von ZurRoseDocMorris lesen muss, dass die Vor Ort Apotheken zu teuer seien, steigt mir die Galle hoch. Immerhin kosten wir nur die Hälfte wie die Krankenkassen. Angeblich mittelalterliche Gilden (das ist schon mal eine Lüge. Offensichtlich imitieren immer mehr den Lügenbaron Trump mit bis zu 30 Lügen am Tag) sollen in ein Konzernökosystem überführt werden, wozu alle örtlichen Apotheken zerstört werden müssten. Danke für die Offenheit. Und das sollte mal Spahn und der Politik zu denken geben. Dann wird es sehr teuer. Entweder für die GKV oder den Patienten. Wahrscheinlich für beide.
Gier frisst Hirn.
Apotheken etwas vorwerfen, was nicht existiert (Schlaraffenland ohne Wettbewerb), aber selbst genau dort hin wollen. Dreist. Wann wacht Deutschland auf? Wann werden solche Leute in die Verbannung geschickt?

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