Versandhandel

Gewinnwarnung: Aktien von Shop Apotheke Europe brechen ein

München - 14.11.2018, 12:45 Uhr

Schlechte Nachrichten von der und für die Shop Apotheke: Das Unternehmen gab bekannt, dass es in diesem Jahr deutlich weniger Gewinn machen werde als zuvor geplant. (Foto: Shop Apotheke)

Schlechte Nachrichten von der und für die Shop Apotheke: Das Unternehmen gab bekannt, dass es in diesem Jahr deutlich weniger Gewinn machen werde als zuvor geplant. (Foto: Shop Apotheke)


Die Aktien des niederländischen Arznei-Versandhändlers Shop Apotheke Europe sind am Mittwoch mit starken Kursverlusten in den Handel gegangen, nachdem das Unternehmen eine Gewinnwarnung für das laufende Geschäftsjahr ausgegeben hat. Aufgrund von Belastungen im ersten Halbjahr, der laufenden Marktkonsolidierung und eines „preisintensiven Wettbewerbsumfeldes“ soll das Ergebnis 2018 deutlich schwächer ausfallen als bisher angenommen. 

Die Bäume wachsen im hart umkämpften Arzneimittel-Versandgeschäft nicht in den Himmel – das muss jetzt auch der stark expandierende Onlinehändler Shop Apotheke Europe erfahren. In einer oftmals auch als Gewinnwarnung bezeichneten Mitteilung gab das niederländische Unternehmen bekannt, dass es im laufenden Geschäftsjahr erheblich weniger Gewinn machen werde als bislang erwartet. Anstelle einer bereinigten Ebitda-Marge von minus 0,5 Prozent erwartet der Vorstand nun minus 2 Prozent. Der Wert bezieht sich auf den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen und stellt eine wichtige Kennziffer in der Gewinn- und Verlustrechnung von Unternehmen dar.

Im Klartext bedeutet dies, dass Shop Apotheke, nach eigener Darstellung die führende Online-Apotheke in Kontinentaleuropa, mit einem deutlich negativen Ergebnis aus dem Jahr hervorgehen wird. Die Folge dieser Nachricht: Die im Kleinwertesegment SDAX notierten Aktien des Versandhändler brachen am Mittwoch regelrecht ein und notierten gegen Mittag 20 Prozent im Minus bei knapp über 16 Euro. Auch der Wettbewerber Zur Rose Group, Muttergesellschaft von DocMorris, wurde in Mitleidenschaft gezogen – die Anteilsscheine der Schweizer gaben an den deutschen Börsen um über sechs Prozent nach.

„Preisintensives Wettbewerbsumfeld“

Als Begründung für den Gewinnrückgang verweist Shop Apotheke Europe in seiner Mitteilung auf Ergebnisbelastungen im ersten Halbjahr, die nicht durch geplante Prozessverbesserungen im zweiten Halbjahr ausgeglichen werden könnten. Darüber hinaus habe die Marktkonsolidierung zu einem „preisintensiven Wettbewerbsumfeld“ in Deutschland geführt, welches die Marge „vorübergehend“ belaste.

Ungeachtet dieser Belastungen gibt sich das Management zuversichtlich, die zuletzt erhöhte Umsatzprognose von 540 bis 570 Millionen Euro im Gesamtjahr zu erreichen. Zudem kündigte das Unternehmen an, „vor dem Hintergrund der veränderten Wettbewerbssituation und Chancen aus der aktuellen Marktkonsolidierung“ ab 2019 das organische Wachstum, also das Wachstum aus eigener Kraft, zu forcieren und die Marketingaufwendungen zu steigern.

Kostenträchtiges Wachstum in ersten neun Monaten

Auch in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres zeigte sich, dass Shop Apotheke Europe das starke Unternehmenswachstum viel Geld kostet und der Konzern unter dem Strich nach wie vor tief in der Verlustzone operiert. So kletterte der Umsatz in der Berichtszeit gegenüber der Vergleichsperiode des Vorjahres um 103 Prozent auf über 388 Millionen Euro, während das bereinigte Nettoergebnis mit minus 20,1 Millionen Euro deutlich schlechter ausfiel als noch 2017, als minus 12,6 Millionen Euro in den Büchern standen. Ein wesentlicher Faktor für den höheren Umsatz war die Vollkonsolidierung der im November 2017 übernommenen Europa Apotheek, die wie Shop Apotheke ihren Sitz im niederländischen Venlo hat. Die Akquisition habe auch zu einer Verringerung der Konzernbruttomarge beigetragen, da mit Europa Apotheek der Anteil weniger rentabler rezeptpflichtiger Arzneimittel im Segment Germany, dem größten des Unternehmens, zugenommen habe.

Konkret verzeichnete Shop Apotheke in Deutschland in den ersten neun Monaten „ein profitables Wachstum“ um 120 Prozent gegenüber der entsprechenden Vorjahreszeit. Der Umsatz stieg hier auf 302,7 Millionen Euro im Vergleich zu 137,5 Millionen in den ersten neun Monaten 2017. Gleichzeitig verbesserte sich das Bruttoergebnis von 28,6 Millionen Euro im Vorjahr um 83 Prozent auf 52,3 Millionen Euro. Die Vorbereitung des gemeinsamen Marktauftritts von Shop Apotheke und Europa Apotheek sei in Deutschland plangemäß vorangetrieben worden.

3,2 Millionen aktive Kunden

Außerhalb von Deutschland hat das Unternehmen mit 86,2 Millionen Euro seinen Umsatz um rund 63 Prozent erhöht (Vorjahr: 53,0 Millionen Euro). Damit habe Shop Apotheke Europe seine Marktführerschaft in Belgien und Österreich weiter ausgebaut und die neuen internationalen Märkte Frankreich, Italien und Spanien „konsequent weiterentwickelt“. Anders als in Deutschland werde die Bruttomarge auf den internationalen Märkten nicht durch den Handel mit rezeptpflichtigen Medikamenten beeinflusst, da das Geschäft dort nahezu ausschließlich rezeptfreie Medikamente, Beauty- und Pflegeprodukte sowie durch die Übernahme der nu3 GmbH Superfoods und Nahrungsergänzungsmittel umfasse.

Die Anzahl aktiver Kunden stieg nach Unternehmensangaben von 2,4 Millionen zum Ende des ersten Quartals 2017 auf über 3,2 Millionen, ein Plus von 37 Prozent. Die Anzahl der Bestellungen erhöhte sich gegenüber der Vorjahresperiode um 48 Prozent auf 6,2 (4,2) Millionen, begleitet von einem deutlichen Anstieg des durchschnittlichen Warenkorbs um rund 36 Prozent auf 73,60 Euro.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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